der Sozialismus


Stellen wir uns vor wir sind an der Erschaffung eines neuen Gesellschaftssystem beteiligt, wie wollen wir das System gestalten? Je nachdem was für ein Ziel wir damit verfolgen haben wir eine große Auswahl an Möglichkeiten, wie wir die Gesellschaft aufstellen können. Wollen wir wirklich eine Gesellschaft erstellen in der es möglichst vielen Menschen gut geht und die Bevölkerung zufrieden und glücklich ist? Wollen wir eine Gesellschaft, die innovativ ist und mittels Forschung und Fortschritt immer neue Technologien entwickelt? Denn Fortschritt ist nicht zwingend notwendig, wenn man sich z.B. heutige Naturvölker oder Tierarten anschaut. Diese Völker können aber einen fundamentalen Nachteil bekommen wenn andere Völker technologisch weiter voranschreiten, wie z.B. die Indianer bei der Besiedlung von Amerika durch Europa. Das menschliche Leben mit Technik muss aber nicht unbedingt leichter sein, es beinhaltet nur völlig andere Herausforderungen als die Natur von sich aus bietet. Oder wollen wir uns zum Bestimmer aufschwingen und als Diktator vorgeben was alle anderen Menschen zu machen haben? Eine Welt erschaffen wo wir die Regeln vorgeben und alle anderen gehorchen müssen?

Interessanter Weise ist jeder Programmierer, der eine Simulation schreibt Erschaffer einer eigenen Welt mit eigenen Regeln. Der Programmierer kann in die Simulation jede beliebige physikalische Vorgabe einbauen, die die Akteure im System dann zu befolgen haben. Den Akteuren innerhalb der Simulation bleibt nichts anderes übrig sich an die vorgegebenen Regeln zu halten da sie von außen vorgegeben werden, eine Welt, die den Akteuren der Simulation nicht zugänglich ist. Die Akteure können lediglich versuchen ihre zugestandene Macht einzusetzen und die gegebenen Regeln zu umgehen oder zu brechen (hacken). Je nachdem wie sicher die Regeln einprogrammiert sind kann das gelingen oder eben auch nicht. Zusätzlich dazu können sich die Akteure auch selber noch weitere Regeln auferlegen, die sie selber für richtig halten aber somit auch selber jederzeit wieder brechen oder ändern können.

In der echten Welt sind Regeln aber immer mit Vorsicht zu genießen. Es gibt die physikalischen Gesetze, die man (mit heutigem Wissensstand) nicht umgehen oder brechen kann, genauso wie der Programmierer der Simulation es vorgibt. Jeder Prozess ist jederzeit gezwungen sich an diese physikalischen Regeln oder Gesetzmäßigkeiten zu halten weil diese Regeln nicht innerhalb des Systems erstellt und umgangen werden können sondern von außen vorgegeben werden. Aber die selbst auferlegten Regeln und Gesetze können immer und jederzeit von einzelnen Akteuren gebrochen werden. Denn diese Regeln basieren anders als die physikalischen Gesetze nicht auf überprüfbare oder messbare Tatsachen, sondern auf Glauben und Versprechungen. Natürlich kann jeder Mensch sagen ich glaube nicht an die Physik und fliege jetzt einfach zum Mond und beweise somit dass er aus Käse besteht. Aber früher oder später wird dieser Mensch mit Sicherheit an die Grenzen der Physik stoßen. Das kann er entweder akzeptieren oder versuchen mithilfe der Physik Raketen zu bauen um selber zum Mond zu gelangen. Alternativ kann er auch alles wieder leugnen und mithilfe von Sprache versuchen sich aus der Situation wieder herrauszureden. Dann ist mit dem Mondkäse vielleicht nur das physikalisch reflektierte Mondlicht gemeint sodass der Mensch doch immer die Wahrheit gesagt hat. Der Glaube alleine bringt ihn nicht technologisch weiter, solange der Glaube nur zu unüberprüfbaren Theorien führt. Aber der Glaube bringt ihn gesellschaftlich weiter wenn er andere Menschen findet, die ihm durch seine Aussagen Macht zusprechen.

Anders sieht es aus wenn Menschen sich selber Gesetze und Regeln auferlegen. Es ist schön und gut, wenn in Religionen versucht wird vorzuschreiben dass man Rinderfleisch nicht essen darf. Das mag vielleicht auch gute Gründe haben, z.B. kann damit vielleicht verhindert werden das Büffel gejagt werden und somit Menschen bei der Jagt sterben. Aber solche Regeln, solange sie keine Verankerung in der Physik haben, können auch jederzeit von jedem Menschen gebrochen werden. Selbst wenn es eine Todesstrafe für alle gejagten Büffel gibt kann jeder Mensch sich eigenständig entscheiden ob er Büffel jagen geht oder nicht. Im Extremfall bekommt die Gemeinschaft nicht einmal etwas davon mit, dass irgendjemand gegen diese Regel verstoßen hat und einen Büffel aufgegessen hat.

Menschen können mithilfe Regeln versuchen Macht über andere Menschen zu bekommen, aber wenn sich die unterdrückten Menschen nicht daran halten wollen bringen die Regeln überhaupt nichts. Genauso gut könnte man einer Mücke verbieten dass sie Menschenblut trinkt, die Mücke wird sich nicht für das Verbot interessieren. Menschen können sich also immer an Versprechen oder menschliche Regeln oder Gesetze halten, sie müssen aber nicht solange sie die Konsequenzen ertragen oder umgehen können. Die Mücke z.B. könnte bei dem Versuch Menschenblut zu trinken vom diesem mächtigeren Menschen erschlagen werden.

Ohne Regeln ist es aber nicht wirklich möglich Vertrauen in andere Menschen aufzubauen und friedlich miteinander zu leben. Denn komplett ohne Regeln könnte man sich nie sicher sein, dass nicht irgendwann ein Nachbar vorbei kommt und sich einfach z.B. an dem hart erarbeiteten Gemüsebeet vergreift. Wie beschrieben kann man sich natürlich auch mit Regeln nie 100% sicher sein dass das nicht doch passiert, allerdings kann man mithilfe von Regeln nachträglich Gerechtigkeit von der Gemeinschaft einfordern. Hat man den Gemüsedieb z.B. erwischt dann kann man ihn vor der Gemeinschaft bloßstellen und das Ansehen und somit die Machtposition des Diebes sinkt solange in der Gesellschaft ab, bis er diese Straftat wieder gut gemacht hat, z.B. mit eigenem Gemüseanbau oder Zahlung einer Strafgebühr. Ohne Regeln gibt es aber auch keine mächtigere Gemeinschaft, die für Straftaten die Macht der Diebe absenken würde. Damit gäbe es nurnoch das Evolutionsprinzip: der stärkere oder Mächtigere gewinnt. Wenn der Dieb also mächtiger ist kann er sich immer wieder mehr oder weniger ungestraft am Gemüse vergreifen. Ist der Dieb nicht mächtiger, so kann er immernoch versuchen unbekannt zu bleiben. Mäuse oder Weinbergschnecken mögen das Gemüse genauso und unterliegen keiner gemeinschaftlichen Gerichtsbarkeit.

Positivselektion

das menschliche Handeln im Kapitalismus

Wenn wir nun eine Gesellschaft erfinden könnten, dann muss diese Gesellschaft irgendwo im Koordinatensystem der Machtverteilung und Regeln liegen. Denn jede vorstellbare Gruppe von Menschen kann in diesem Diagramm einen Punkt bekommen. Allerdings müssen wir auch immer beachten wie sich die Gesellschaft von diesem Punkt über die Zeit weiterentwickeln könnte. Theoretisch kann jede Gesellschaft von jedem Punkt in der Zeit zu jedem anderen gelangen (außer wie im Kapitalismus besprochen die Extrempunkte am äußeren Rand). Das bedeutet das sich sowohl die Machtverteilung als auch die Anzahl der anerkannten Regeln und Gesetze sich in der Gesellschaft über die Zeit ändern können. Und diese Änderungen hängen davon ab, wie sich die Menschen in der betrachteten Gruppe der Gesellschaft verhalten. Gab es z.B. wie im alten Rom einen Putsch, dann kann sehr schnell aus einer Demokratie eine Diktatur werden. Der Diktator muss lediglich sicherstellen, wie auch immer er das anstellt, dass die anderen Menschen ihn als Diktator anerkennen. Das kann er mit guter Führungskraft erreichen, sodass die Menschen sich auf ihm verlassen können und ihm gerne die Macht des Führers zusprechen, aber auch durch Angst, Intrigen und Entmachtung jeglicher Gegner kann eine Diktatur gelingen.

Diktatoren können aber auch gestürzt werden und sich somit andere, vielleicht demokratischere Verhältnisse in der Gruppe ausbilden. Oder in Firmen kann es vorkommen, dass ein Direktor freiwillig seine Macht an andere Menschen aufsplittet, um zu verhindern, dass er durch z.B. Zeitmangel die Firma ruiniert. Oder er versucht seine Mitarbeiter mehr in Entscheidungen einzubinden und damit wandert die Firma als Gruppe auch weiter Richtung Demokratie.

Genauso können Regeln jederzeit in Gruppen hinzukommen oder weggelassen werden, wobei die Geschichte zeigt, dass Gesellschaften mit der Zeit immer mehr Regeln und Bürokratie anhäufen die dann nur mit einer Art Revolution schlagartig bereinigt werden anstatt mit der Zeit nach Bedarf abgebaut werden. Es hängt also hochgradig von der betrachteten Menschengruppe ab, wie sie sich in der Zeit entwickeln wird und somit liegt es in den Entscheidungen aller individuellen Menschen der Gruppe. Denn jeder einzelne Mensch ist anders. Wenn es einen machthungrigen Menschen in der Gruppe gibt, während die anderen ehr friedliebend sind, dann kann der Machthungrige das leicht ausnutzen und sich zum Diktator der Gruppe aufspielen. Gestehen die Anderen ihm diese Macht zu, dann ist er auch Diktator. Genauso kann es aber auch sein, dass die Gruppe von mehreren Streithähnen besetzt ist, und die somit eine mehr oder weniger gleichberechtigte Demokratie bilden.

Diese Beispiele zeigen auf, dass Gesellschaften immer im Wandel sind. Eine Gesellschaftsform fest vorzugeben würde lediglich bedeuten, dass die Menschen sich ersteinmal an das neue System gewöhnen müssten. Sie müssten die neuen Machtverhältnisse erst verstehen und sie müssten all die plötzlich neuen Regeln erlernen und begreifen, damit sie diese auch befolgen können. Einige der Menschen, denen ein neues System aufgezwungen wird werden also ersteinmal Widerstand dagegen leisten. Und je nachdem wie viele Menschen sich dann gegen das System auflehnen kann das neue System gelingen oder es scheitert schon im Aufbaustadium. Allerdings kann es auch innerhalb der Gesellschaft nie kein System geben. Selbst aus der Anarchie können sich neue Gesellschaftstypen bilden, alleine schon weil wir als Menschenaffen irgendwann einmal aus der Anarchie der Tierwelt entstanden sind und dieses Kunststück kann damit wieder gelingen sollte sich irgendwann einmal wieder eine komplette Anarchie bilden.

Wie glücklich sind die Menschen in den Gesellschaftssystemen? Die eigentliche Frage, wie wir die Gesellschaft aufbauen wollen ist meistens: Wie schaffen wir es, dass so viele Menschen wie möglich glücklich im System leben können? Denn das wäre der wahre Sozialismus, die Menschen glücklich zu machen und glücklich zu halten. Menschen, denen von jetzt auf gleich ein neues System aufgezwungen wird sind aber im Normalfall nicht glücklich. Dass kann z.B. bei einem Systemsturz, dem Ende eines Krieges aber auch für einzelne Menschen nach einer Migration in ein anderes Land passieren. Für diese Menschen ist die Zukunft ungewiss, was bedeutet dass es auch ungewiss ist, ob sie in naher Zukunft auch ihre eigenen Bedürfnisse noch stillen können. Es gibt Menschen, die kaum darüber nachdenken, Menschen die in Angstzustände verfallen und Menschen, die das zwar erkennen aber eben auch die Chancen dieser Situation sehen. Wie glücklich also Menschen in bestimmten Situationen sind hängt sehr vom Einzelmensch ab, allerdings kann man ja verschiedene Indikatoren der Glücklichkeit von Menschen untersuchen um statistische Aussagen treffen zu können.

Geburtenrate nach deutschem Statistischem Bundesamt
Quelle (11.Mrz.2023)

Menschen in Kriegszeiten sind unglücklicher, sie sehnen sich größtenteils nach Sicherheit. Aber auch in funktionierenden Systemen kann der Großteil der Bevölkerung unglücklich sein, z.B. wenn ihnen zu viel ihrer Arbeitsleistung durch Steuern oder Inflation abgenommen wird, und sie innerhalb des Systems um ihre Existenz fürchten müssen. Auch die zunehmende Bürokratie gehört zu diesen Punkt weil die Menschen immer mehr vermeintlich unnütze Aufgaben erledigen müssen. Zeit, in dem sie nicht produktiv sind oder ihren Bedürfnissen nachgehen können. In Industrieländern halte ich die Geburtenrate für einen sehr guten Glücksindikator.

Denn während in Schwellenländern die Geburtenrate wegen fehlender Verhütung relativ hoch ist, so können in Industrieländer Frauen auch die Freuden der Fortpflanzung genießen ohne dabei wirklich Kinder bekommen zu müssen. Sie können somit selber entscheiden, wie viele Kinder sie wirklich haben wollen auch wenn die Triebe der Menschen eine deutlich höhere Geburtenrate hervorbringen würde. Anhand der Geburtenrate können wir also relativ gut ablesen, wie viele Kinder die Gesellschaft von sich aus wirklich haben will. Wenn die Bedingung für Kinder gut sind, dann werden sehr wahrscheinlich auch mehr Familien Kinder bekommen wollen. Aber umso unsicherer die Situation in einem Land ist, desto weniger Kinder wird die Gesellschaft hervorbringen.

Als gutes Beispiel kann man die Auflösung der DDR in Deutschland sehen. Hier gab es keine Kriege, die die Geburtenrate durch anarchische Zustände verfälscht haben. Trotzdem gab es einen deutlichen Geburtenrückgang zur Zeit der Auflösung der DDR. Für die Menschen der DDR waren das sehr unsichere Zeiten. Keiner wusste genau, wie die Situation in ein oder zwei Jahren aussehen wird. Es hätte ja genauso gut zu einem letzten Verzweiflungskrieg für die DDR kommen können, oder wegen dem Wegfall der Staatsgewalt ein Bürgerkrieg ausbrechen können. In solchen Zeiten hat die Bevölkerung mehr Angst, die allgemeine Glücksrate singt ab und somit auch die Geburtenrate. Als sich dann herausstellte, dass die alten DDR-Gebiete relativ stabil bleiben, steigt die Geburtenrate auch wieder an und nährt sich dem Westniveau der BRD an.

Aber auch der Vergleich der Geburtenrate vor dem Mauerfall ist bemerkenswert. Während es 1970 zu einem Ereignis kam, dass in beiden Blöcken die Geburtenrate absank stieg sie in der DDR schnell wieder an während sie in der BRD weiter unten blieb. Ich interpretiere diese Daten so, dass die Leute in der DDR generell glücklicher waren als in der BRD. Natürlich gab es ideologische Verblendungen in der DDR, aber wenn man sich mit denen abgefunden hatte konnte man in der DDR ein gutes und sorgenfreies Leben führen. Die Schulbildung war, zumindest im naturwissenschaftlichen Bereich, hervorragend und es musste sich keiner um seine Zukunft sorgen machen. Für jeden Menschen wurde gesorgt solange er sich an die Regeln der DDR gehalten hatte. Mit dieser Freiheit innerhalb des Systems waren die Menschen durchschnittlich glücklicher als in der BRD und bekamen mehr Kinder. Denn in der BRD wurde sich eindeutig weniger um die einzelnen Menschen gekümmert und ihnen die Freiheit gelassen sich selber um all ihre Bedürfnisse kümmern zu können. Eine Freiheit, die nicht allen Menschen gut tut und in der nicht alle Menschen gleichermaßen berücksichtigt werden können. Beispielsweise hat sich das Frauenbild in der DDR deutlich gebessert während in der BRD die Hausfrau ein anerkannter unbezahlter Familienberuf war. Allerdings hat sich das Wirtschaften durch die Fokussierung auf die Bedürfnisse aller Menschen innerhalb der DDR sich nicht als Nachhaltig erwiesen, sodass die DDR 1989 aufgeben musste.

Wie glücklich die Menschen in einem Land sind hängt auch von der Stabilität und den Sozialnetzen der Gesellschaft ab. Wenn man sein gesamten Lebensstandart verliert nur weil der Arbeitgeber einen warum auch immer kündigt, dann haben die Menschen deutlich ängstlichere Zukunftsaussichten als wenn es Sozialsysteme gibt, die bei unverschuldeter Arbeitslosigkeit für die erste Zeit die Einkommensverluste ausgleicht. Anhand der Geburtenrate kann man meiner Meinung nach die Glücksrate der Bevölkerung ablesen. Sinkt sie unterhalb von 2 Kindern pro Frau ab bedeutet dies, die Bevölkerungsanzahl sinkt langfristig ab. Es bedeutet aber auch, dass die Bedingungen im Land nicht sehr menschenfreundlich gestaltet sind. Auch wenn die Menschen nicht direkt in diesem System diskriminiert werden, so bedeutet es doch, dass ihnen warum auch immer so viel Macht streitig gemacht wird, dass es sich nicht lohnt mehr Kinder in diesem Land zu bekommen oder sie vielleicht sogar auswandern und das Glück in anderen Ländern suchen. Sinkt die Bevölkerungszahl jedoch wieder ab, so können sich die vorhandenen Landflächen, Rohstoffe und Machtpositionen wieder auf weniger Menschen verteilen was die Macht der Einzelnen wieder steigen lässt. Das macht die Leute wieder glücklicher und auch die Geburtenrate kann damit wieder ansteigen. Die Menschheit wird wegen diesem Effekten sehr wahrscheinlich nicht aussterben, nur weil wir in Industrieländern eine sehr niedrige Geburtenrate sehen. Es zeigt meiner Meinung nach nur, wie unglücklich die Menschen in diesen Systemen wirklich sind.

Mit all diesen Argumenten gehe ich nicht davon aus, dass ein vollendeter Kommunismus langfristig funktionieren kann. Denn sollte es ein System geben, in dem wirklich alle Menschen glücklich und friedlich miteinander leben können, dann fangen sich diese Menschen an sich exponentiell zu vermehren. Ihnen geht es gut und es steht ihnen Frei zu machen was ihnen Spaß macht. Das kann innovativ sein, aber es wird auch viele Menschen geben, die sich lediglich ihren eigenen Bedürfnissen hingeben und nichts weiter tun als irgendwas zu konsumieren. Wenn es aber kaum noch Menschen gibt, die wirklichen Mehrwert schaffen, also z.B. auf dem Feld stehen und Nahrung ernten, dann kommt es irgendwann zwangsweise zu Knappheiten an den Konsumgütern. Da der Staat im Kommunismus nur alle Konsumgüter umverteilt, von den Produzenten zu den Konsumenten, wird so ein System zwangsweise irgendwann einmal in einer Mangelwirtschaft enden. Der Sozialismus funktioniert gut, solange es Bestände und Wertspeicher in der Bevölkerung gibt, von denen gezährt werden kann. Sobald diese aber verbraucht sind, wird so ein System zwangsweise zusammenbrechen, weil es in sich ineffizient ist. Es ist wie eine Zelle, die immer zu wenig Nahrung bekommt. Solange es genug Fettreserven gibt macht das nicht viel aus, aber irgendwann ist der Vorrat erschöpft und die Zelle stirbt wegen Energiemangel.

Denken wir uns eine Welt mit bedingungslosem Grundeinkommen für alle Menschen, dann verteilen wir die Ressourcen der Menschen im Idealfall auf alle Menschen gleichmäßig auf. Das würde bedeuten dass jeder Mensch sich nicht mehr sorgen machen muss innerhalb der Gesellschaft zu überleben. Allerdings würde das auch bedeuten dass es einen Urtrieb der Menschheit vernichten würde: Die Angst zu sterben und um das zu verhindern produktiv zu sein und Macht anzusammeln. Die Folge wäre, dass die Menschen zunehmend mehr Konsumieren als Produzieren werden. Außerdem denke ich dass die Geburtenrate in so einer Bevölkerung steigen wird weil sie vermeintlich sorgenfreier Leben können, also glücklicher sind. Damit wird die Bevölkerung aber anwachsen bis die Ressourcen, die umverteilt werden können so knapp werden dass es nicht mehr für Alle zu einem sorglosem Leben reicht. Dann wird die Bevölkerung unruhig und das System beginnt auseinander zu brechen. Das wirkt sich ersteinmal wieder nur auf die Geburtenrate aus denn Kinder zu bekommen ist dann wieder wirklich kostspielig und die Zeiten innerhalb des Systems werden ungewisser. Später können sich die steigenden Spannungen und Machtkämpfe innerhalb der Bevölkerung durch Revolutionen oder Kriege entladen, gerade auch weil sich sterbende Systeme gegen das Sterben wehren, meist nur leider die falschen Ursachen bekämpfen und so die Situation nur verschlimmern.

Auch die Menschen, die in einem System leben, werden natürlich von dem System und Ereignissen innerhalb des Systems geprägt. Gibt es z.B. einen großen Krieg, dann ist es wahrscheinlich, dass die Kriegskinder sich in Friedenszeiten besonders stark für den Frieden einsetzen um die Gräueltaten eines Krieges, die zum Teil traumatische Erlebnisse in den Menschen hervorrufen nach Möglichkeiten zu verhindern. Ist aber eine Generation an der Macht, die diese Kriege nicht mehr kennt sondern nur aus Geschichtsbüchern davon erfährt, dann haben sie bei allen politischen Entscheidungen nicht unbedingt diese Gräueltaten vor Augen. Damit werden kriegerische Aktivitäten aus deren politischer Sicht wieder wahrscheinlicher.

Verallgemeinert kann man sagen, dass bis heutige politische Systeme immer einer Generationenschwankung unterlegen sind:

  • Starke Zeiten kreieren Schwache Menschen
  • Schwache Menschen kreieren Schwache Zeiten
  • Schwache Zeiten kreieren Starke Menschen
  • Starke Menschen kreieren Starke Zeiten
  • Und damit beginnt der Kreislauf von vorne

Starke Zeiten bedeuten, dass die Menschen ein stabiles politisches System haben. Sie haben klare Machtstrukturen, denen die Menschen vertrauen können und die auch für die Menschen arbeiten. Das sind die Zeiten, zu denen sich die meisten Menschen hin sehnen und in denen es auch den meisten Menschen wirklich gut geht. Die Zukunftsaussichten sind gut, die Vorräte können problemlos aufgefüllt werden und es werden an allen möglichen Stellen Sicherheiten aufgebaut, die es allen Menschen ermöglicht einfacher und bequemer oder luxuriöser zu leben.

Die Zeiten des Vorratsaufbaus bedeuten aber auch, dass die Kinder dieser Generation es nicht mehr kennen wirklich zu hungern und Vorräte anlegen zu müssen. Vorräte anlegen ist ineffizient sofern man diese nicht wirklich braucht. Vorräte können ungenutzt verderben und müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Es macht also Aufwand, den man sich sparen kann wenn man in Sicherheit ist und diese Vorräte vermutlich nicht benötigen wird. Schon angelegte Vorräte werden also langsam abgebaut aber nicht erneuert. Die Menschen dieser Zeit haben also ihre eigene Produktivität und können von den Vorräten der Eltern leben. Sie haben also ein zusätzliches Einkommen an Macht durch die Vorräte, dass sie nach belieben ausgeben können. Im Durchschnitt müssen diese Menschen also nicht so produktiv sein wie ihre Eltern und können trotzdem einen gleichwertigen oder besseren Lebensstandart halten. Technologische Fortschritte, die gerade durch die starke Generation vorangetrieben wurden erhöhen diesen Effekt noch weiter. Trotzdem zehren sie von ihren Vorräten, da diese ja auch weiter abgebaut und benutzt werden. Diese Menschen haben also eine geringere Eigenproduktivität als sie haben könnten durch den Verbrauch der Vorräte und sie werden deswegen als die schwachen Menschen bezeichnet. Je nachdem wie schnell diese Vorräte aufgebraucht werden, genauso schnell geht es dann in die nächste Phase.

Sobald die schwachen Menschen an die politischen Stellen gelangen, kann es zu einer Korruption des Systems kommen. Die schwachen Menschen haben es gelernt von den Vorräten zu leben und holen sich diese Vorräte auch von überall, wo sie diese bekommen können. Beispielsweise der Infrastruktur, die immerwährende Instandhaltung erfordert. Spart man diese Instandhaltung ein, so fällt das Fehlen nicht sofort auf, aber die eingesparte Macht kann sofort ausgegeben werden. Irgendwann in der Zukunft kommt es dann zum Zusammenbruch der Infrastruktur, aber da sind dann ja schon wieder andere Politiker am Werk, die das Fehlen der Vorräte ausbaden müssen. Ein anderes Beispiel sind Kredite, die auch sofort für den Politiker ausgebbar sind, während die wirkliche Finanzierung dieser ausgeliehenen Macht den späteren Politikern überlassen wird. Das Aufbrauchen der Vorräte und das anhäufen von Schulden, also quasi negative Macht, führt dazu, dass das gesamte System instabiler wird.

In so einem System gibt es dann durch die fehlenden Sicherheiten weniger Spielraum für Fehler oder Änderungen äußerer Gegebenheiten. Durch die Anhäufung von Regeln wird die Marktwirtschaft immer schleppender und eingeschränkter, was die Reaktionsmöglichkeiten der Menschen auf Krisen weiter eindämmt. Es kann zu kleineren Brüchen oder Krisen innerhalb des Systems kommen, weil die durchschnittlichen Menschen immer noch mehr ausgeben als sie an eigenen Vorräten besitzen. Einzelleute können vielleicht für sich diesen Verfall verhindern, aber insgesamt findet dieser Prozess auf gesellschaftlicher Ebene statt, gegen die einzelne Leute nicht viel unternehmen können, weil die Politiker das Geld oder die Macht verwalten und ausgeben. Alleine dass es Möglichkeiten gibt an die Vorräte von anderen, z.B. die Renten durch die Politik zu gelangen, wird es irgendwann findige Menschen geben, die es schaffen weiterhin auf Kosten der Gesellschaft zu leben. In dieser Zeit werden die Regeln der Gesellschaft meist immer weiter zugeschnürt. Die Menschen merken, dass sie sich selber immer mehr zu Konkurrenten werden und Handeln auch dementsprechend egoistischer. Das sind die schwachen Zeiten, die durch schwache Menschen vorallem in der Politik erstellt werden.

Schwache Zeiten bedeutet eine härtere Welt für die Menschen. Diese Zeiten müssen nicht unbedingt in Kriegen enden, aber jeder Mensch merkt schon, dass er mehr und mehr für sich selber sorgen muss um überleben zu können. Die Zeiten wo der Staat bei Problemen helfen kann sind größtenteils vorbei. Für die meisten Menschen gilt das Gegenteil, der Staat will immer mehr und mehr von der eigenen Produktivität abhaben und umverteilen. Dafür gibt es immer mehr und mehr Regeln und Gesetze an die sich die Menschen halten müssen oder bestraft werden. Das Problem des Produktivitätsdiebstahls ist, das damit die produktiven Menschen zunehmend aus dem Land getrieben werden. Vertrieben in andere Länder, wo ihnen nicht so viel ihrer Arbeitskraft weggenommen wird. Übrig bleiben die unproduktiven Menschen, die darauf angewiesen sind, dass es produktive Menschen gibt, denen sie etwas wegnehmen können. In diesen Zeiten kommt das Selektionsprinzip sehr deutlich zum Tragen. Die Mächtigen der Menschen können sich noch mehr Macht einverleiben während die anderen immer weitere Macht verlieren. Die Stärkeren können sich durchsetzen und Regeln erstellen an die sich die Schwächeren halten müssen. Damit festigen die Stärkeren immer weiter ihre Macht über die anderen und die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer.

Diese Spannungen können sich weiter aufbauen und in Kriegen entladen aber auch in friedlichen Revolutionen die Gesellschaft umkrempeln. Es werden überflüssige Regelungen verworfen, der Staatsapparat entschlackt und Bürokratie abgebaut. Meistens ändern sich auch die Machtstrukturen hin zu mehr Demokratie und es gibt Regelungen, die verhindern sollen dass so ein Systemzusammenbruch noch einmal stattfindet. Die Menschen merken, dass sich Produktivität wieder lohnt und in diesen Zeiten werden wieder Vorräte für später angelegt, da noch relativ unklar ist, wie stabil dieses neue System in Zukunft werden wird. Der Kreislauf beginnt erneut von vorne.

Diese auf und ab Bewegungen kann man in allen Gesellschaften und Menschengruppen der Geschichte wiederfinden. Sie können manchmal stärker ausgeprägt sein und zu kompletten Systemstürzen führen aber auch leicht und sanft friedlich wieder von vorne beginnen. Aber dieser Effekt ist nicht nur auf Menschengruppen beschränkt. Auch einzelne Menschen kommen in Lebenskrisen, wenn z.B. sich der Partner trennt, schwer erkrankt oder stirbt, aber auch jedwede Einwirkung von außen wie ein Diebstahl, ein Unfall oder eine schlechte Bewertung in der Schule oder auf Arbeit kann als Lebenskrise angesehen werden. Menschen lernen durch Fehler meist besser als durch Belohnung und Lebenskrisen sind Fehler, die Menschen vermeiden wollen. Aber sie wachsen auch aus der Krise und werden durch die Krise stärker, klüger und robuster. In Krisen findet meist ein Umdenken statt, z.B. bei schlechten Noten in der Schule, wo die Angst hochkommen kann für das gesamte spätere Leben versagt zu haben. Das kann dazu führen, dass man sich doch hinsetzt und mehr für die Schule, also für sich selber lernt. Oder wenn der Arbeitgeber droht einen zu entlassen, dann kann man sich doch noch versuchen zusammenzureißen und mehr Konzentration und Hingabe für den Job zu zeigen anstatt später den eigenen Lebensunterhalt nicht mehr bezahlen zu können.

Krisen machen die Menschen generell stärker als sie vorher waren. Denn wer die Krise nicht meistert, der wird als zu schwach evolutionstechnisch aussortiert während die Anderen überleben. Aber auch die Anderen, die die Krise meistern gehen gestärkt aus der Krise heraus, durch mehr Wissen oder bessere körperliche Fähigkeiten. Diese Menschen sind für die nächste unbekannte Krise besser vorbereitet als vor der Krise. Und genauso geht es den Gesellschaften, wenn sie wirklich erkennen, was in der Gesellschaft schief läuft. Gesellschaften die das nicht erkennen werden untergehen und Chaos für die Menschen bereithalten, während Gesellschaften, die sich selbst gut reflektieren und aus Krisen und Fehler lernen gestärkt aus jeder Krise kommen. Aber das Untergehen einer Gesellschaft ist immer auch eine Chance, dass diese sich erneut und besser aufbaut, wenn ein neuer Staat geboren wird. Denn auch Menschengruppen können Evolutionstechnisch als lebendig angesehen werden und auch für sie gelten die Prinzipien der Positivselektion.



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Letztes Update: 03.Oct.2024