Historische Abkehr vom Goldstandard


Für alle Interaktionen zwischen zwei Akteuren, die gleichzeitig auch immer einen Machtaustausch darstellen, ist es wichtig, dass die Akteure erkennen können wann ihnen diese Interaktion nützlich ist und wann so eine Interaktion schädlich für sie ist. Genau dafür haben die Menschen Geldsysteme erfunden um leicht erkennen zu können, wann so ein Machtaustausch auf einer fairen Basis geschieht oder wann sie durch so einen Machtaustausch wirklich an Macht verlieren. Der Goldstandard ist die Machtwertfestlegung von Gold sodass alle andere Waren oder Dienstleistungen mithilfe eines Vergleiches zur Macht des Goldes bewertet werden können. Bei jedem Machtaustausch können also beide Handelspartner abschätzen, wie viele andere Waren oder Dienstleistungen sie für das gleiche Gold bekommen könnten oder wie lange sie selber Arbeiten müssten um diese Menge an Gold zu erhalten. Und über diese Abschätzung kann dann jeder Ware oder Dienstleistung ein Preis in Gold zugeordnet werden, der sich durch die Bewertungen von vielen Menschen auf einem Markt bildet, sich aber von Mensch zu Mensch und in der Zeit auch ändern kann weil sich auch die Bewertungen der Menschen jederzeit ändern können sobald sich ihr individueller Informationsstand ändert. Gold ist eine gute Wertfestlegung, ein Ankerpunkt des Geldsystems, weil Gold viele gute Eigenschaften des Geldes auf unveränderbarer physikalischer Basis erfüllt.

Beim Münzgeld ist die Machtbewertung direkt physisch an den Goldgehalt der Münze gekoppelt. Wer also eine Goldmünze besitzt, der kann dieses Gold physisch weiter geben um andere benötigte Machtformen einzusammeln. Das Gold selber beweist somit physikalisch, dass Arbeit geleistet werden musste um diese Goldmünze zu erschaffen und alleine deswegen gibt es einen intrinsischen Wert der Münze. Das Problem von Goldmünzen ist aber, dass zwar das Gold einen gewissen Machtwert garantiert, nicht aber die Münze, die mal aus mehr oder weniger Gold bestehen kann. Für Münzgeld ist ein Goldstandard also die Festlegung, wie viel Gold eine Münze enthalten muss und diese Festlegung ist nicht mehr durch Naturgesetze geregelt sondern durch eine beliebige Regel, die sich die Gemeinschaft selber gegeben hat und somit jederzeit wieder geändert oder gebrochen werden kann. Das aufheben des Goldstandards bedeutet bei einem Münzgeld also, dass diese Regel wegfällt und Münzen nicht mehr dem Qualitätsstandard entsprechen müssen. Damit fällt aber auch die gemeinschaftliche Garantie weg, dass die Goldmünze werthaltig ist und sie kann somit jederzeit von den Gelderstellern entwertet werden.

Meistens fällt der Goldstandard aber auch weg, wenn die Münzen schon insgeheim entwertet wurden und dieser Betrug in der Bevölkerung aufgefallen ist. Dann setzt nämlich auf makroskopischer Ebene eine allgemeine Abwertung des Münzgeldes ein. Die Geldersteller konnten zwar die Gewinne durch die Geldentwertung einsammeln, aber sobald die Abwertung einsetzt, haben sie diese Macht meist schon wieder ausgegeben und können den entstandenen Schaden in der Bevölkerung nicht mehr wieder gut machen. Die Bevölkerung erhebt dann zurecht einen Anspruch auf die Geldersteller, die durch diese Abwertung die Macht der Bevölkerung eingesammelt haben. Deswegen müssen die Geldersteller entweder die Bevölkerung davon überzeugen, dass andere Gründe für diese Abwertung verantwortlich sind, oder sie müssen sich diese Abwertung eingestehen.

Können die Geldersteller den Schaden ersetzen, dann kann der Goldstandard wieder eingehalten werden indem die Geldersteller die minderwertigen Münzen einsammeln und wieder hochwertige Münzen in den Umlauf bringen. Das kostet den Geldersteller jedoch Macht, die auch sie irgendwie bekommen müssen, sofern sie die vorher eingesammelte Macht durch die Abwertung schon verloren haben. Die Alternative ist, dass die Geldersteller die Regeln des Goldstandards absenken und die geringere Qualität als neuen Standard setzen. Geringere Qualität kann auch bedeuten, dass nicht mehr Gold sondern weniger wertige Metalle das Gold ersetzen könnten. Das gleiche Prinzip kann man auch für andere Preisfestlegungen in dem Geldsystem erkennen. Ob das Geld in Form von Münzen nun aus Silber, Eisen, Kupfer oder sogar nur als Geldscheine aus Papier oder Baumwolle besteht, spielt keine Rolle. Sobald die politische Normierung der Qualität des Geldes verringert wird sinkt auch mit ein wenig Zeitverzug die Bewertung des Geldes.

Mit diesen Gedankenspielen kann man erkennen, dass die Wertigkeit des Geldsystems sehr stark von der Politik der Bevölkerung abhängt, wie auch immer diese Politik gebildet wird. Gerade wenn das betrachtete System eine Diktatur ist, dann ist die Entwertung des Geldsystems eine enorme Machtquelle für den Diktator der mit dieser Macht seine Herrschaft sichern kann. Der Diktator kann sich das Gelderstellungsmonopol verschaffen und somit unabhängig von der Bevölkerung über die Geldpolitik entscheiden, insbesondere ob es einen Goldstandard gibt oder ob dieser aufgeweicht wird und er von der Inflation profitiert. Aber auch in demokratischeren Systemen kann es dazu kommen, dass die Regierung auf die Entwertung des Geldes als Machteinkommen zurückgreift gerade wenn nicht alle Menschen den ökonomischen Zusammenhang zwischen Inflation und Geldentwertung oder Geldausweitung verstehen und somit Maßnahmen zustimmen, die sie ökonomisch teurer zustehen kommen.

Historie

Um die Jahrhundertwende von 1900 hatte fast die gesamte Welt einen Goldstandard und somit eine feste Bewertungsgrundlage für einen fairen Machtaustausch, nicht nur zwischen einzelnen Menschen, sondern auch zwischen verschiedenen Firmen und sogar zwischen ganzen Staaten. Mit dem ersten Weltkrieg änderte sich dies jedoch schlagartig und großflächig.

Der erste Weltkrieg war ein Machtkampf von bis dahin nicht erreichten Machtverhältnissen. Aber wie in jedem Machtkampf versuchen die beteiligten Länder durch Einsatz ihrer Fähigkeiten an möglichst viel Macht der anderen Länder zu gelangen. Das Problem hier ist der Machterhaltungssatz: Jeder Einsatz der Fähigkeiten benötigt selber Macht um diese Fähigkeiten einsetzen zu können. Umso mehr Einfluss diese Fähigkeiten also haben sollten, desto mehr Macht muss auch in diese Fähigkeit gesteckt werden. Das ist der Grund, warum Kriege oder Machtkämpfe immer sehr kostenintensiv sind. Viel Macht für den Krieg einzusetzen garantiert noch nicht, dass man diesen Machtkampf auch wirklich gewinnt, aber es erhöht die Chancen für einen Gewinn deutlich. Denn der Einsatz einer Fähigkeit kostet definitiv an Macht, muss aber nicht den gewünschten Effekt erzielen. Einen Krieg gewinnt also das Land, welches die meiste Macht am sinnvollsten eingesetzt hat.

Bei so einem Kräftemessen geht viel Macht verloren. Nach dem Machterhaltungssatz ist diese Macht nicht weg aber verteilt und unbrauchbar für die Länder. Wenn viele Menschen sterben, dann freuen sich z.B. die Bakterien und Schimmelpilze, die diese Leichen dann zersetzen können um an die Macht der ehemaligen Menschen zu gelangen. Ein großes Land, das Krieg führt, kann mit dieser Macht aber nicht mehr viel anfangen, für das Land ist diese Macht dann umgangssprachlich verloren. Genauso wie Energie verloren gehen kann, wenn sie in Wärme umgewandelt wird und somit das betrachtete relevante physikalische System verlässt.

Für alle beteiligten Länder ist so ein Krieg also eine enorme Kraftanstrengung. Genauso wie Menschen durch einen Banditenangriff sterben können und sie sich dagegen mit viel Kraftaufwand z.B. mittels Kampfsport schützen können, genauso muss sich ein Land verteidigen, dass von einem anderen Land angegriffen wird. Denn auch das Land kann als Lebewesen, bestehend aus dem Zusammenschluss von vielen lebenden Menschen und Tieren, durch so ein Angriff absterben und untergehen. Es ist somit einfach nachvollziehbar, dass sich so ein großes Lebewesen gegen so einem Angriff zur Wehr setzt, auch wenn das Lebewesen die Größe und die Macht eines ganzen Landes hat. Ein angreifendes Land steht dieser Macht ja generell in nichts nach und es kommt zu einem relativ ausgeglichenem Machtkampf.

Umso unausgeglichener so ein Machtkampf ist, desto schneller ist der Machtkampf auch vorbei. Wenn ein großes mächtiges Land ein kleines friedliches Land angreift, dann ist relativ schnell klar, dass das kleine Land wenige Verteidigungen aufweisen kann und somit dem großem Land mehr oder weniger ausgeliefert ist. Das ist der Grund, warum Lebewesen evolutionär immer nach mehr Macht streben weil sie dann in beliebigen Machtkämpfen auch eine erhöhte Chance auf überleben haben. Das kleine Land wird also sehr wahrscheinlich von dem großen Land geschluckt. Das Leben des kleinen Landes liegt jetzt als Besitz des großen Landes vor, das mehr oder weniger alles mit dem kleinen Land tun und lassen kann, was es will. So eine Übernahme muss nicht unbedingt das Ende der im Land lebenden Menschen bedeuten nur im Kriegsfall ist jeder Mensch eine potentielle Bedrohung und hat somit auch eine sehr geringe Überlebenschance.

Um nicht das Schicksal des kleinen untergehenden Lands vollziehen zu müssen versuchen in einem Krieg natürlich alle beteiligten Mächte, so viel Macht wie möglich so sinnvoll wie möglich einzusetzen. Alle Länder benötigten also ersteinmal enorme Mittel für ihr Militär, denn diese Machtgröße können sie relativ einfach steuern. Wie gut oder effektiv die Machtmittel dann eingesetzt werden hängt dann von sehr vielen Faktoren ab, wie z.B. auch der Gegner sich entscheidet seine Machtmittel einzusetzen, dass es nahezu an Zufall grenzt die exakt richtigen Entscheidungen zu treffen. Aber auch diesen Zufall kann man versuchen zu analysieren und in für sich günstige Bahnen zu lenken. Und die Länder, die diese Analysen am zutreffendsten durchführen, die sparen sich dadurch eine menge Machtkosten weil sie ihre Mittel gezielter und wirkungsvoller einsetzen können.

Europakarte der Kriegsbündnisse vor dem ersten Weltkrieg.
Karte der Bündnisse vor dem ersten Weltkrieg. Q

Der genaue Verlauf des ersten Weltkrieges mit Beginn 1914 kann detaillierter in historischen Büchern oder auf anderen Internetseiten bei Interesse nachgelesen werden. All die einzelnen Schlachten kann man dann auf die Machtströmungen analysieren: Wie stark waren die Truppen, die aufeinander geprallt sind und welche Taktiken haben dafür gesorgt, dass eine vielleicht unterlegene Truppe doch gesiegt hat? Aber jede mikroskopische Schlacht ist ein Puzzleteil im makroskopischem Verlauf des Krieges. Am Ende des Krieges hatten die sogenannten Mittelmächte, bestehend aus dem deutschen Reich, Österreich Ungarn und kleinere Bündnisstaaten oder deutsche Kolonien den Krieg verloren. Italien hatte eigentlich auch ein Militärbündnis mit Deutschland, blieb aber ersteinmal neutral und wechselte später zu der Gegenseite, den Entente oder auch Alliierten die mit Frankreich, Großbritannien und Russland die Mittelmächte in einen gefährlichen Zweifrontenkrieg zwangen. Russland schied jedoch u.a. wegen der bolschewistischen Revolution vor Kriegsende aus dem Bündnis aus was eine deutliche Entlastung für die Ostfront der Mittelmächte bedeutete. Es konnten aber noch viele weitere Länder im Verlaufe des Krieges gegen die Mittelmächte gewonnen werden.

Im Endeffekt verloren die Mittelmächte den Krieg im Jahre 1918. Deutschland unterzeichnete den Versailler Friedensvertrag und gestand sich die Niederlage des Krieges somit vollständig ein. Dieser beinhaltete die territoriale Neuordnung der Länder, sodass Deutschland den Besitz über einige Gebiete verloren hat und der Zusammenschluss mit Österreich untersagt wurde. Es gab auch harte militärische Eingriffe und Regulierungen sowie die Strafverfolgung von deutschen Kriegsverbrechern. Der ökonomisch wichtigste Teil des Friedensvertrages war jedoch die alleinige Kriegsschuld von Deutschland, die zur Folge hatte, dass Deutschland eine enorme Reparationszahlung über viele Jahre hinweg stemmen musste.

Die ersten Raten der Reparationsleistungen wurden auf 20 Millionen Goldmark festgelegt, die umgerechnet etwa 7000 Tonnen Gold entsprachen und von Deutschland bis 1921 gezahlt wurden. Eine enorme Goldmenge im Vergleich zur gesamten Goldwährung Deutschlands, die vor dem Krieg ungefähr 2000 Tonnen Gold benötigte, wenn man die im Umlauf abgenutzten und neu eingeschmolzenen Münzen nicht berücksichtigt sondern nur von der Münznormierung und dem Bestand auf das benötigte Gold hochrechnet. Zwar hatte Deutschland im Krieg den Goldstandard abgeschafft um sich mittels neu erschaffenem Geld den Krieg leisten zu können, aber der Vergleich in Gold zeigt, in welchem Maßstab die Reparationszahlungen Deutschland getroffen haben. Wäre Deutschland nach dem Krieg noch an einem Goldstandard gebunden, dann hätte es diese ersten Sofortzahlungen mit 7000 Tonnen Gold bezahlen müssen obwohl mit der gesamten Währung nur 2000 Tonnen vorhanden waren. Deutschland hatte sich aber wie alle im Krieg beteiligten Länder von dem Goldstandard verabschiedet und machte nach dem Krieg weiter von den Druckerpressen gebrauch um seine Verpflichtungen durch Ausgabe von neu erschaffenem Geld zu bezahlen. Denn zum Ende des Krieges hatte die deutsche Regierung mehr Schulden, als die gesamte Volkswirtschaft innerhalb eines Jahres an Einkommen produzierte und auf diesem Schuldenberg kamen noch die Reparationsverpflichtungen oben drauf.

Natürlich hatte der deutsche Staat nach dem Krieg seine eigenen Probleme. Es gab vielerorts Warenknappheiten und zerstörte Infrastrukturen, die wieder aufgebaut werden mussten aber mit den Abflüssen des Geldes in das Ausland für die Reparationszahlungen kamen zu all den Problemen noch die enormen Forderungen der Siegermächte hinzu. All diese Ausgaben und der weiterhin absolut unausgeglichene Finanzhaushalt führten dazu, dass das Vertrauen in die deutsche Währung rapide absank. Im Vergleich zu dem US-Dollar wertete die Mark im Zeitraum von August 1914 bis Januar 1920 um 90% auf ein Zehntel ab. Innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre wertete die Mark bis Oktober 1921 um ein weiteres Zehntel ab um im folgenden Jahr bis Oktober 1922 wieder ein Zehntel zu verlieren. Damit war die Mark im Vergleich zu 1914 und dem Dollarpreis schon insgesamt auf ein Tausendstel abgewertet worden wobei die Inflation des US-Dollars noch abgezogen werden muss, der in diesen Zeitraum genauso um ca. 50% fiel. Die deutsche Regierung war mit der Abwertung nicht mehr im Stande die Forderungen der Siegermächte zu begleichen, denn die Abwertung der eigenen Währung führte dazu, dass die eigenen Leistungen mit abgewertet wurden und somit verhältnismäßig mehr Leistung verrichtet werden musste um die Forderungen der Siegermächte erfüllen zu können. Mit der Abwertung wurden also die Forderungen immer größer, was die deutsche Regierung in ein finanzielles Dilemma brachte.

Am 11. Januar 1923 besetzten französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet weil die deutsche Regierung nicht mehr die vereinbarten Zahlungen leisten konnte. Um den Eindringlingen Widerstand zu leisten rief die deutsche Regierung zu einem Generalstreik auf wobei die entsprechenden Löhne weiter von der deutschen Regierung bezahlt wurden. Da die Regierung jedoch keine entsprechenden Mittel selber besessen hatte griff sie wieder zur Notenpresse und druckte die benötigten Gelder selber. Die Folge ist die Hyperinflation in der das bisherige Geldsystem komplett seinen Wert verloren hatte.

In dieser Hyperinflation verlor das Geld exponentiell an Wert. Während es am 31. Januar 1923 bis zum 26. Juni innerhalb dieser 102 Tage seinen Wert halbierte, zehntelte sich die Währung innerhalb der nächsten 100 Tage und weitere 100 Tage später fiel der Wert um ein Zweitausenstel am 3. Oktober 1923. Erst am 15. November 1923 wurde mit der Einführung der Rentenmark die Inflation gestoppt, welche aber eine privatwirtschaftliche Währung war und von privaten Landwirten, Industriellen, Handwerkern und Händlern mit 4% ihrem Besitzes besichert war. Diese Währung schaffte jedoch das Vertrauen in die Wirtschaft wieder herzustellen und wurde somit von vielen Menschen als Bezahlung akzeptiert. Gesetzliches Zahlungsmittel blieb die alte Papiermark, die jedoch ihre Inflation einstellte indem das Erschaffen von neuem Geld aufhörte.

Insgesamt forderten die Alliierten 269 Milliarden Goldmark, umgerechnet über 96.000 Tonnen Gold, das in 42 Jahresraten zu begleichen sein sollte. Deutschland war aber schlichtweg nicht in der wirtschaftlichen Lage diese Summen zu bezahlen, was die Bevölkerung unter anderem durch die Hyperinflation drastisch zu spüren bekommen hatte. Im Endeffekt bezahlte Deutschland nur ca. 21,8 Milliarden Goldmark bis 67,7 Milliarden Goldmark. Diese unterschiedlichen Zahlen stammen von unterschiedlicher Berechnungsgrundlagen, denn eine genaue Bewertung der wirklich gelieferten Leistung ist nachträglich wegen der durchgängig starken Inflation schwer möglich und diese Bewertungsgrundlagen unterscheiden sich natürlich zwischen den Siegermächten und Deutschland.

Aber auch die anderen Länder hatten nach dem ersten Weltkrieg mit eigenen Problemen zu kämpfen. Österreich und Ungarn konnten sich nach der gemeinsamen Niederlage mit Deutschland zwar gegen überhöhte Reparationszahlungen wehren, der Wert ihrer Währungen verfiel trotzdem in Hyperinflation, die nicht zuletzt aus den Kosten des Krieges und dem einhergehen des staatlichem Defizites entstanden sind. Auch das neu gegründete Polen entging diesem Schicksal nicht. Die Siegermächte konnten ihre Währungen jedoch größtenteils wieder stützen und mussten im Vergleich nur geringe Werteinbußen von 50% (USA) bis 80% (Frankreich) hinnehmen. Auch diese Länder waren durch den Krieg natürlich gebeutelt, doch sie erhielten wegen den Reparationszahlungen auch einen stetigen Zustrom an Aufbauhilfen sodass sie den Schaden an der Währung deutlich besser verkraften konnten. Doch auch wenn diese Werte im Vergleich zu Hyperinflationen gering wirken ist eine Abwertung um 50% immernoch sehr viel. Selbst mit nur 50% Inflation hat jeder Einwohner durchschnittlich die Hälfte seines Vermögens für den Krieg verloren, einige natürlich deutlich mehr und andere weniger.

Wegen dieser Abwertung konnten die Länder nicht mehr zu ihrem früheren Goldstandard zurück kehren. Statt 20$ pro Feinunze stieg die Goldbindung auf 35$ pro Feinunze, aber Amerika hielt generell noch am Goldstandard fest. Im Gegensatz zu dem vom Krieg verwüsteten und durch Hyperinflationen geplagten Europa konnte die amerikanische Wirtschaft in der Nachkriegszeit florieren und wachsen. Mit ihrer guten Wirtschaft erzielten die Amerikaner große Handelsüberschüsse, die Dank des Goldstandards mit viel Gold ausgeglichen werden konnten und die amerikanischen Goldreserven füllten. Dem Rest der Welt wurden diese Goldreserven jedoch entzogen. Zum Jahreswechsel 1928/1929 zeigten sich erste Zahlungsschwierigkeiten an, was die amerikanische Zentralbank veranlasste ihre Leitzinsen auf den Dollar anzuheben. Dieser Schritt führte zu einem verstärktem Abfluss von Gold nach Amerika, wo es mehr Zinsen zu verdienen gab aber die jeweiligen Länder, die das Gold verloren, weiter verarmten. Diese schlechte weltwirtschaftliche Lage verschlimmerte sich über das Jahr weiter und spitzte sich zur Weltwirtschaftskrise zu.

Die weltweiten Zuflüsse von Machtwerten in die USA führten zu einer Spekulationsblase, die über dem Sommer 1929 Schrittweise platzte und mit dem schwarzen Donnerstag am 24. Oktober 1929 endgültig zusammenbrach. Viele Kreditnehmer gerieten in Zahlungsschwierigkeiten, die sich auf die Bankenlandschaften auswirkten und ein Drittel aller Banken in den USA pleite gingen. Dieser Zusammenbruch der Finanzindustrie hatte weitreichende folgen für alle anderen Wirtschaftsbereiche in den USA, die sich schnell auf die gesamte Welt ausbreiteten.

Kunden konnten ihre Kredite nicht an die Banken zurückzahlen, die Banken konnten das Geld nicht mehr weiterverleihen, Firmen bekamen keine Kredite mehr und gingen pleite, viele Menschen wurden Arbeitslos, weil die Firmen sich diese Ausgaben nicht mehr leisten konnten. Damit gab es immer weniger Menschen, die sich noch die Waren oder die Dienstleistungen der anderen Firmen leisten konnten sodass weitere Firmen bankrott gingen. Es entstand ein zerstörerischer Teufelskreis, der die künstlich aufgebaute Finanzblase zerstörte, aber der so gewaltig war, dass viele andere Wirtschaftsbereiche mit in den Untergang gerissen wurden. Es setzte eine weltweite Rezession ein wobei die Industrieproduktion alleine in Deutschland und den USA mehr als 40% zu ihren jeweiligen Höhepunkten der Rezession zurückgingen. Die anhaltenden wirtschaftlichen Probleme in Deutschland, die nicht zuletzt aus den Folgen des ersten Weltkrieges stammten, führten dann zur Machtergreifung des Nationalsozialismus und dem zweiten Weltkrieg.

Bretton Woods System

Auch auf den Verlauf des zweiten Weltkrieges möchte ich hier nicht genauer eingehen. Deutschland hatte auch diesen verloren und musste nach dem Potsdamer Abkommen weitere Gebiete abtreten. Nach der Niederlage gab es auch kurzfristig keine legitime Regierung mehr sodass Deutschland von den 4 Siegermächten verwaltet wurde bevor sich 1949 zwei neue Staaten gründen konnten: die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Europa war durch diesen Krieg wiedereinmal stark geschwächt. Frankreich wurde zwischenzeitlich komplett vernichtet aber auch Großbritannien hatte große Mühe sich zu verteidigen. Den Alliierten gelang der Sieg durch die aufsteigenden Supermächte USA und Russland, die nach dem Krieg ihre Macht weiter ausbauen konnten aber mit ihrer Rivalität auch das Zeitalter des kalten Krieges einläuteten.

Genauso wie der erste Weltkrieg extreme finanzielle Anstrengungen gekostet hat, so war der zweite Weltkrieg ein weiterer schlag für die Wirtschaft in Europa. Großbritannien stand nur knapp vor der Zahlungsunfähigkeit aber Österreich und Ungarn verschwanden wiedereinmal in einer Hyperinflation, die stärkste bis heute jemals gemessene Inflationsrate mit einer Verdreifachung der Preise pro Tag. Gerade Amerika erhob Ansprüche als neue Weltmacht. Bis zu 70% der weltweiten Goldreserven lagerten in den USA, was ihren Anspruch auf die Weltwährung legitimierte. Mit der Bretton-Woods Konferenz führten sie den Dollar als neue Weltleitwährung ein.

Vom 1. Juli bis zum 22. Juli 1944 tagten auf Einladung der USA 44 Nationen in dem Ort Bretton Woods in New Hampshire (USA) um eine neue Weltwährung zu verhandeln. Auch wenn 44 Nationen anwesend waren liefen die Verhandlungen auf einen Zweikampf zwischen der neuen aufstrebenden Wirtschaftsmacht Amerika und der alten Weltkolonialmacht Großbritannien hinaus. Die Engländer stellten mit John Maynard Keynes einen Währungsplan auf, der den Goldstandard komplett ablehnte. Ein Goldstandard würde seiner Meinung nach wichtige Arbeitsplätze gefährden und er warnte vor einer deflationären Spirale, die sich in der Weltwirtschaftskrise gezeigt hatte. Statt einem Goldstandard wollte Keynes eine kompetente makroökonomische geldpolitische Führung auf globaler Ebene etablieren, die sowohl den zwischenstaatlichen Handel als auch die Arbeitslosenquote in den Ländern berücksichtigt. Er betonte, dass diese staatlich gelenkte Geldpolitik nichts mit den planwirtschaftlichen Methoden der Sowjetunion zu tun hätte. Die Staaten sollten die Möglichkeit haben flexibel ihre Umrechnungskurse zu anderen Staaten anzupassen um den heimischen Arbeitsmarkt ankurbeln zu können.

Die USA schickten mit Harry Dexter White einen Vertreter in die Konferenz, der die amerikanischen Interessen maßgeblich mit beeinflusste. Auch er hielt von der Festlegung auf verschiedene Goldstandards für alle Länder nicht viel und erarbeitete basierend auf den Ideen von Keynes eine amerikanische Version des neuen Geldstandards. Zukünftig war nurnoch der Dollar als Leitwährung Goldgebunden. Die amerikanische Zentralbank FED verpflichtete sich Gold im Wert von 35$ pro Feinunze unbegrenzt zu kaufen und zu verkaufen. Alle anderen Länder sollten statt Gold den US-Dollar als Absicherungen ihrer Währungen benutzen. Um die Stabilität all dieser Unterwährungen zu gewährleisten, verpflichteten sich alle Länder ihre Handelsüberschüsse untereinander regelmäßig auszugleichen. Die Länder legten also festgelegte Umrechnungskurse zwischeneinander fest, die nicht mehr als 1% abweichen durften. Diese Abweichungen mussten mit dem Ankauf oder Verkauf der sogenannten Deviesen in Dollar ausgeglichen werden. Mit diesem System blieb die gesamte Welt auf einem defakto Goldstandard. Alle Landeswährungen waren über den Umtauschkurs mit dem Dollar fest verbunden und der Dollar konnte über die FED garantiert in Gold getauscht werden.

Dieses System versprach die Vorteile des Goldstandards mit der dynamischen Geldausschüttung für die Erhaltung von Arbeitsplätzen zu vereinen. Denn die Regierungen durften in einem gewissen Rahmen neues Geld erschaffen um ihre Industrien zu stützen oder soziale Angebote zu erstellen solange sie ihre Wechselkursrichtlinien einhalten konnten. Aber sie knüpften auch alle Währungen an das zentrale Schicksal des Dollars. Um die Stabilität des Abkommen zu überwachen, wurden einige weltumspannende Institutionen gegründet. Der Internationaler Währungsfonds (IWF) hatte die Aufgabe, die Wechselkurse zu überwachen und durfte mit eigenen Kreditausgaben die Länder unterstützen, die sich kurzfristig den Devisenausgleich nicht leisten konnten. Die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) sollte für die weltweite Währungsstabilität sorgen und beim Aufbau von Ländern nach Kriegen helfen oder bei wirtschaftlichen Transformationen von Entwicklungsländern beraten.

Die zentrale Verankerung aller Geldsysteme an dem Dollar war aber auch ein großes Problem für die westliche Weltgemeinschaft. Denn auch wenn der Umtauschkurs des Dollars von der FED garantiert wurde, so hingen die Werte der einzelnen Geldsysteme doch fest gebunden an dem Wert des Dollars und somit in der Hand der amerikanischen Politik. Und diese verlor mit dem Koreakrieg und später mit dem viel teurerem Vietnamkrieg deutlich an Vertrauen, dass die FED noch ausreichend Goldreserven vorhanden hatte um die eigenen Währungen in das zugesicherte Gold umtauschen zu können. Die amerikanische Regierung litt mit seiner Leitwährung unter dem sogenannten Triffin-Dilemma. Einfach gesagt geriet die inländische amerikanische Geldpolitik in Konflikt mit der von der Weltgemeinschaft benötigten Geldpolitik. Die Amerikaner hatten große Geldmengen in den Kriegen versenkt und anders als in den Weltkriegen, wo so gut wie jedes andere wirtschaftlich starke Land genauso seine Kriegslast zu tragen hatte vielen die neuen Defizite durch die amerikanischen Kriege im Gegensatz zur aufkeimenden Wirtschaft z.B. in Europa deutlich auf. Die Golddeckung des Dollars, die zu Beginn des Bretton-Woods-Systems noch 75% betrug schrumpfte auf 18% im Jahr 1971.

Als sich am 15. August 1971 der amtierende amerikanische Präsident Richard Nixon mit einer Ansprache an das amerikanische Volk wendete, verkündete er das endgültige politische Ende des Goldstandards. Damit war und ist der Goldstandard politisch aufgehoben und eine erneute Einführung ist ziemlich unwahrscheinlich. Selbst wenn ein neuer Goldstandard wieder eingeführt werden sollte ist so ein Goldstandard nichts weiter als ein Versprechen an Stabilität, das jederzeit durch die Politik wieder abgeschafft werden kann. Der Wert von Gold ist physikalisch gegeben, die Bindung anderer Werte wie ein Geldsystem aber nicht.



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Letztes Update: 03.Oct.2024