Historische Abkehr vom Goldstandard


Jede selbst gegebene Regel kann von der Gemeinschaft wieder gebrochen werden. Das gilt genauso für einen Goldstandard weil zwar das Rohgold naturgegebene Eigenschaften hat, die unveränderbar für die Menschen sind, aber die Normierung dieses Rohstoffes immer einer Regel bedarf. Die Bindung eines Geldsystems durch eine Normierung von Gold kann also jederzeit gesetzt, verändert oder abgeschafft werden wenn sich eine Macht findet, die diese Änderungen durchsetzen kann.

Das kann man sehr anschaulich an der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts erkennen. Um die Jahrhundertwende von 1900 war fast die gesamte Welt an einem Goldstandard gebunden. Das änderte sich jedoch schlagartig mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges weil die Staaten das Geldsystem benötigten um an die Macht ihrer Bürger zu kommen, die sie in den Krieg stecken wollten. Denn nur wer die meiste Macht in einen Machtkampf sinnvoll einsetzen kann, also die effektivste Machtformen zur gegebenen Zeit am richtigen Ort versammeln kann, der hat die größten Chancen diesen Krieg als Machtkampf auch wirklich zu gewinnen.

Die Siegermächte kamen somit halbwegs gestärkt aus diesem Machtkampf heraus während die Verlierer Tribut an die Sieger zahlen mussten. Damit konnten die Sieger ihre immensen Verluste vom Krieg immerhin mit der Beute des Krieges gegenfinanzieren während die Verlierer in beiden Machtformen unterlegen waren: sie mussten ein kaputtes Land wieder aufbauen und obendrein noch die Abgabe stemmen. Da alle beteiligten Länder wenigstens ein Teil ihrer Macht für den Krieg aus dem Geldsystem abzogen, werteten all diese Geldsysteme der Länder enorm ab. Während die Siegermächte mit 50% bis 80% noch eine halbwegs stabile Währung halten konnten entwerteten die Geldsysteme der Verlierermächte in einer Hyperinflation nach dem Krieg.

Die einzige Ausnahme waren die Amerikaner, die nach dem Krieg weiterhin am Goldstandard festhielten. Da der Krieg größtenteils in europäischem Gebieten verlief gab es in Amerika auch so gut wie keine Zerstörung der Infrastruktur. Die Amerikaner erlebten mit der Zeit der goldenen Zwanziger einen wirtschaftlichen Aufschwung, wenigstens im Vergleich zum Rest der Welt. Amerika exportierte viele Güter in die Welt und fuhr ein Handelsüberschuss ein, dass dank ihres Goldstandards das Gold der gesamten Welt nach Amerika zog. Dieser Aufschwung brachte aber auch finanzielle Übertreibungen und Spekulationen in das Land, was 1929 zu dem Börsencrash und der Weltwirtschaftskrise führte. Das Platzen der Finanzblase war so gewaltig, dass auch große Teile der Realwirtschaft dabei zerstört wurden und auch andere Länder als die USA davon betroffen waren. In den folgenden Jahren schaffte die USA ihren Goldstandard ab und führte sogar 1933 ein Goldverbot für die Bevölkerung ein. Damit kehrte das letzte Land dem Goldstandard den Rücken.

Aber mit der Bretton-Woods-Konferenz 1944 führten die Amerika einen neuen Defacto-Goldstandard ein. Sie Führten für ihren Dollar eine neue Goldpreisbindung ein, die von ehemalig 20$ auf 35$ pro Feinunze Gold abgewertet wurde, aber alle teilnehmenden Länder verpflichteten sich auf eine feste Preisbindung ihres Geldsystems zum Dollar, die nur maximal 1% abweichen durfte. Handelsüberschüsse konnten mit den sogenannten Devisen in Dollar anstatt Gold beglichen werden. Die Währungen anderer Länder waren jetzt also an den Dollar gebunden und der Dollar an Gold. Aber so wie mit der Abschaffung von Goldmünzen die Umtauschbarkeit von beglaubigten Papierscheinen in Gold eine Vertrauenspartei in den Handel mit einschloss, so wurde mit diesem Defacto-Goldstandard eine weitere Vertrauenspartei zwischen dem Handelsgut und Gold gesetzt. Und jeder Vertrauenspartei muss man eben vertrauen, dass sie das Geldsystem eben nicht benutzt um unfairen Handel zu betreiben und Macht aus dem Geldsystem abzuziehen.

Das Bretton-Woods-System erlaubte es also den einzelnen Regierungen Gewinn daraus zu generieren, ihr Geld abzuwerten, solange alle anderen Regierungen dies im gleichen Maße taten. Denn wenn jede Regierung ihr Geldsystem um beispielsweise 10% abwertete, dann war ihr Verhältnis zueinander immernoch gleich und verletzte nicht die 1% Abweichungsregel. Es machte den Regierungen nur ein weing schwieriger, weil diese Abwertung mit möglichst vielen Geldsystemen koordiniert erfolgen muss, da die Abweichungen im Wert zu den Geldsystemen, die nicht mit abwerten, auffällt. Zusätzlich dazu erlaubte das System den amerikanischen Banken den Dollarwert weiter abzusenken, ohne dass es groß in der Welt aufgefallen ist weil der Dollar durch das System ein so großes Geldsystem geworden ist, dass ein lokaler Geldüberschuss in Amerika nicht sofort markttechnisch auffällt. Damit konnten die Amerikaner also ihr Geldsystem im gleichen Wert absenken wie die Geldsysteme aller beteiligten Länder zusammen, ohne dass es zu einer ersichtlichen Inflation kommt.

Allerdings übertrieben die Amerikaner ihre Geldmachtstellung mit dem Koreakrieg und später mit dem viel teureren Vietnamkrieg. Die Amerikaner erstellten so viel neue Dollarscheine, dass die Welt misstrauisch wurde ob diese Dollarscheine auch wirklich gedeckt waren. Die Goldreserven der Amerikaner schwanden zunehmend weil immer mehr Länder ihr Umtauschrecht in Gold wahrnahmen. Und somit war 1971 auch dieser Goldstandard nicht mehr zu halten und Richard Nixon musste in einer Fernsehansprache verkünden, dass die Umtauschbarkeit und somit der Goldstandard gescheitert war.

Seitdem können die Amerikaner unlimitiert mehr Geld erstellen und mangels alternativen blieb die Welt weiterhin bei dem Dollar als Handelswährung. Einerseits erhöhten die Amerikaner mit zwei wesentlichen Handelsverträgen den Wert der Dollar wieder ungemein, durch die Öldeckung und die Werkbank von China, und andererseits ist Gold zwar eine harte Währung, aber für den internationalen Handel wegen der teuren Transportierbarkeit großer Mengen nicht wirklich gut geeignet. Aber die exponentiell steigende Dollarmenge lässt das Vertrauen in den Dollar heutzutage wieder zunehmend schwinden. Auch Sanktionen und Ausschluss aus dem Dollarsystem aufgrund politischer Unstimmigkeiten wie dem Iran oder Russland zeigen teilnehmenden Staaten, dass sie das Recht auf Dollarbesitz jederzeit einseitig von den Amerikanern aberkannt bekommen könnten.

Die exponentiell ansteigende Geldmenge zeigt eines deutlich: Die Amerikaner ziehen immer mehr Macht aus ihrem Geldsystem ab und das macht den Dollar zunehmend unattraktiver für andere Länder. Aber ob die Amerikaner es wieder schaffen vertrauen aufzubauen oder ob eine andere Währung wie der Renminbi, eine neue BRICS-Handelswährung oder eine digitale Währung wie der Bitcoin die Zukunft werden ist mit heutigem Wissensstand noch nicht vorhersagbar.



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Letztes Update: 03.Oct.2024