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In den letzten Kapiteln haben wurde gezeigt, wie die Gesellschaft über individuelle zwischenmenschliche Interaktionen funktioniert, und dass sie bei jeder Aktion auch immer Macht untereinander austauschen. Dabei liegt diese Macht in unterschiedlichen Machtformen vor, die immerwährend von den Menschen individuell bewertet wird. Und aus den Bewertungsunterschieden lässt sich der faire Machtaustausch auf freiwilliger Basis erklären, der Handel auf Märkten und die universellen Marktgesetze mit Angebot und Nachfrage. Mit einem Finanzsystem und Geld konnten einerseits Machtverhältnisse zwischen den Menschen selber aber auch die Bewertung der jeweiligen Machtformen für jeden Menschen deutlich vereinfacht werden. Aus der Komplexität einer N zu N Beziehung für die Machtformen wurde eine 1 zu N Beziehung, die trotzdem alle N zu N Bewertungen abbilden konnte. Mit den Vereinfachungen, die das Geldsystem den Menschen geboten hatte kamen jedoch wieder neue Gefahren, die das Geldsystem angreifen konnten. Denn umso mehr die Menschen auf das Geldsystem angewiesen waren um ihr Leben zu vereinfachen, desto härter trifft es sie, wenn das Geldsystem zusammenbricht und die Menschen wieder auf teurere Methoden umsteigen müssen um ihre Macht auszutauschen. So ein Preisanstieg kann sich nicht unbedingt jeder Mensch leisten und muss somit wegen der Machterhaltung auf andere Machtformen verzichten. Solange sie diesen Verzicht stemmen können, solange können sie versuchen wieder an neue Macht zu kommen um den Verlust zu verkraften. Aber sobald sie an Lebensnotwendigen Machtformen wie Nahrung sparen müssen wird es für sie kritisch und die Überlebenschance sinkt rapide ab, egal warum sie diese Macht verloren haben. Genau wie die Arbeitsteilung den Menschen einen Vorteil gebracht hat, so kann es sinnvoll sein, die finanziellen Angelegenheiten zwischen den Menschen zu Teilen sodass sich einige Menschen um das Geldsystem kümmern während Andere neue Häuser bauten oder Nahrung vom Feld holen. Aus diesem Grund haben sich in größeren Dörfern Banken gebildet. Banken übernehmen genau diese Aufgabe: sie verwahren die wertvollsten Besitztümer der Menschen, sie bündeln und vereinfachen Bezahlungen zwischen Menschen, die sich nicht unbedingt selber kennen müssen und schaffen somit als dritte Vertrauensperson den friedlichen Machtaustausch zu vereinfachen. Banken benötigen also immer selber sehr viel Vertrauen damit sie von den Menschen auch angenommen werden und die Menschen sogar bereit sind für diese Dienstleistungen zu bezahlen. Denn alles was eine Bank macht kann genauso auch von jedem Menschen einzeln gemacht werden nur dass diese sich für all diese Dienstleistungen die Zeit nehmen müssten und nicht unbedingt das nötige Vertrauen in der Bevölkerung hätten. Aber den Banken das eigene Geld und somit die eigenen Machtreserven anzuvertrauen ist genauso ein extrem großes Risiko, dass leicht von den Banken ausgenutzt werden kann. Lagerung von WertsachenEine Kernaufgabe von Banken war es Wertgegenstände von den Menschen wie Gold sicher aufzubewahren. Natürlich könnte das jeder Mensch auch selber in seiner eigenen Wohnung machen, aber Gold zuhause zu verstecken zieht die Begehrlichkeit von Dieben an, also Akteure, die sich durch das einfache Aneignen des Goldes mächtiger machen während die Akteure, denen das Gold eigentlich gehört und die dafür schwer gearbeitet haben diese Macht verlieren. So ein Diebstahl ist also ein unfreiwilliger Machthandel, den der unterlegene Akteur Macht kostet, deren Verlust böse Folgen haben könnten. Die Chance dass solche Wertgegenstände einfach aus dem Haus gestohlen werden kann man zwar mit guten Verstecken verringern oder mit Sicherheitsmaßnamen wie Fallen oder Tresoren schützen. Jede Sicherheitsmaßname koste jedoch selber wieder Macht, die laufend in den Schutz gesteckt werden muss, ob dieser Schutz benötigt wird oder einfach kein Einbruch stattfindet. Dieses Problem der Sicherung von Wertgegenständen haben aber alle Menschen individuell für ihre jeweiligen Wertsachen. Im Sinne der Arbeitsteilung macht es also Sinn, wenn sie anstatt jeder einzeln solche Sicherungen durchführen würden sich zusammenschließen und einen Ort aufbauen, der massiv ist und bewacht wird, eben alle denkbaren Möglichkeiten widersteht, dass die Wertsachen darin einfach gestohlen werden. Der Vorteil von so einem Zusammenschluss ist natürlich, dass diese Sicherung zwar für den einzelnen deutlich größer ist als er es hätte zuhause individuell realisieren können aber alle Zusammen nicht so viele Machtkosten für diese Sicherung ausgeben müssen wie wenn man alle Sicherungen der einzelnen Menschen aufsummieren würde. Banken können diese Verwahrung der Wertgegenstände also im Normalfall deutlich kostengünstiger anbieten als ein Mensch für diese Sicherung ausgeben müsste. Aber es birgt natürlich wieder andere Risiken, weil man jetzt der Bank vertrauen muss, dass sie ihr Verwahrungsversprechen auch einhalten kann. Es könnten Planungsfehler gemacht worden sein, sodass der Tresorraum doch einfacher betreten werden kann als gedacht aber auch die Bänker selber könnten der Versuchung unterliegen, die Wertsachen aus dem Tresor zu stehlen. Eine 100 prozentige Sicherheit kann es nie geben in so einem komplexem System wie das zwischenmenschliche Handeln. ÜberweisungenGeld, dass in der Sicherheit der Bank lagert, ist aber meistens auch sehr gut vor dem Zugriff des wirklichen Besitzers geschützt. Es kann sehr Umständlich sein für jede Zahlung erst zur Bank gehen zu müssen und sich das eigene zustehende Geld auszahlen zu lassen, nur dass der Gegenüber das Geld vielleicht wieder in die gleiche Bank in einen anderen Tresor packt. Natürlich muss ja nicht alles Geld in der Bank lagern und die Menschen können einen Kompromiss finden zwischen der Häufigkeit das Geld aus der Bank zu holen und dem Risiko zu viel Geld bei sich zu tragen. Aber auch die Bank haben den Vorteil erkannt, wenn sie sogenannte Überweisungen erlauben. Dazu müssen die Banken natürlich selber zugriff auf das Geld ihrer Kunden haben, wenn jeder sein eigenes Schließfach im Tresorraum hat, dann benötigt die Bank einen Zweitschlüssel. Wenn es aber nur um Geld geht, dann könnte die Bank den Zugang zum Tresorraum komplett verweigern und den Menschen in einem Vorraum das Geld übergeben oder abgeben lassen. In diesem Fall kann das ganze Geld im Tresor auf den gleichen Geldhaufen gelegt werden und es wird in ein Kassenbuch eingetragen, wem wieviel Geld von diesem Haufen zusteht und das hängt natürlich davon ab, wer wie viel eingezahlt hat. Wie auch immer die Bank ihre internen Abläufe und Prozesse regelt, für eine Überweisung benötigt sie direkten Zugang zu den Geldhaufen ihrer Kunden, ob diese wirklich physikalisch getrennt sind oder nur virtuell mit Bucheinträgen. Bei einer Überweisung können die Menschen sich also sehr viel Zeit und Kraft sparen, wenn sie nicht das Geld aus dem Tresor holen, ihren Tauschhandel vollziehen und dann das Geld wieder zur Bank bringen, sondern wenn sie ihrer Bank lediglich anweisen können, dass sie Geld von dem eigenem Geldhaufen im Austausch für den Handel auf den Geldhaufen des Anderen legen können. Und wenn die Bank nur einen allgemeinen Geldhaufen hat, dann muss sie lediglich einen neuen Bucheintrag machen und schon stehen dem Verkäufer mehr und dem Käufer weniger Geld zu, genau in dem Maße, wie sie sich bei dem vollzogenem Handel geeinigt haben. Für die Überweisung musste also nicht selber das Geld ausgetauscht werden, es musste der Bank lediglich autorisiert gesagt werden, dass sich die Besitzverhältnisse zwischen den Menschen geändert haben, um alles weitere kümmert sich die Bank. Wenn so eine Überweisung von einem Kunden auf einen anderen Kunden der gleichen Bank passiert, kann die Bank diese Überweisung also schnell und kostengünstig intern regeln. Sobald aber eine andere Bank involviert wird, weil der Geldempfänger ein Konto bei einer anderen Bank hat, dann wird es für die Bank schwieriger. Denn dann muss für diese Überweisung ja das Geld wirklich physisch von ihrem eigenen Tresor in den Tresor der anderen Bank gebracht werden. Auch diese Dienstleistung kann die Bank natürlich übernehmen, aber die Machtkosten dafür steigen natürlich deutlich an. Die Bank könnte jetzt natürlich für jede einzelne Überweisung das jeweilige Geld aus dem Tresor holen und zu der anderen Bank schicken, aber auch hier gibt es einiges an Optimierungspotential. Beispielsweise kann die Bank alle Transaktionen zu einer anderen Bank bündeln und nur einmal pro Tag oder einmal pro Monat so einen Transport veranlassen, dann natürlich größere Summen wo sich deren Sicherungskosten deutlicher lohnen würden. Außerdem kann sie mit der anderen Bank im Informationsaustausch stehen, denn wenn es Rücküberweisungen gibt, also dass die Kunden der anderen Bank ihr Geld zur betrachteten Bank schicken, dann müssen diese ja genauso diese Geldtransporte planen. Da Geld aber grundsätzlich austauschbar ist, könnte man die Überweisungen mit den Rücküberweisungen verrechnen, sodass nurnoch die Differenz dieser Geldmenge wirklich physisch transportiert werden muss. Der Rest kann dann einfach wieder auf die richtigen Konten aufgeteilt werden. KrediteDas wohl wichtigste Geschäft für die Banken ist neben der Verwahrung des Geldes oder von Wertsachen das verleihen von Geld. Im engerem Sinne wurden Kredite schon bei den Überweisungen von einer Bank zu anderen Banken angedeutet. Denn in dem Moment, wo die Überweisung getätigt wird und das Geld eigentlich auf das andere Konto verschoben werden sollte, wird die Ausführung zeitlich verschoben um auf andere Überweisungen zu warten, die zusammen ausgeführt werden können. Eine Bank wartet auf das Geld, dass ihr zusteht und die andere Bank hat dieses Geld noch länger als es ihr zustehen würde. Es muss also wenigstens zwischen den Banken festgelegt werden, wie lange sie auf die Begleichung der ausstehenden Forderungen warten dürfen. Genau das ist das Wesen eines Kredites. Bei einem Kredit wird Macht in Form von Geld über die Zeit verliehen. Der Kreditnehmer kann diese Macht beliebig einsetzen, gibt aber das Versprechen ab, diese Macht irgendwann wieder zurück zu zahlen. Bei den Ausgleichszahlungen zwischen den Banken bestehen diese Kredite vielleicht nur wenige Tage oder Monate und sind somit relativ billig für die Banken zu bekommen, aber gerade Privatleute, Firmen oder Staaten können sich über den gleichen Mechanismus auch Geld über viele Jahre lang borgen. Wie bei jeder Interaktion Aktion ist ein Kredit auch nur eine Handlung zwischen zwei Akteuren, aber anstatt dass der Machtaustausch sofort passiert wir er in der Zeit verschoben. Es gibt bei einem Kredit also immer einen Kreditnehmer, Debitor oder Schuldner, der eine Leistung erhält, für die er ersteinmal nichts bezahlen muss. Dafür gibt er das Versprechen ab, diese Leistung in der Zukunft zu bezahlen. Auf der anderen Seite gibt es die Kreditgeber oder Gläubiger, der diese Leistung vollbringt wie z.B. das Geld verleiht und das Versprechen bekommt, diese Leistung irgendwann wieder zurück zu bekommen. Im Prinzip ist ein Kredit also die Aufteilung von zwei Interaktionen zwischen beliebigen Akteuren, die zwar in der Zeit voneinander getrennt sind, aber im Zusammenhang stehen. Wie immer ist es auch bei einem Kredit entscheidend, wie die Machtverteilung sich durch diesen Machtaustausch ändert. Der Kreditnehmer erhält ja eine Geldmenge und kann somit mächtiger erscheinen. Dieser Geldmenge steht aber eine genauso große Schuld gegenüber, dass er das Geld auch wieder zurück bezahlt. Meistens ist die Schuld sogar größer, weil der Kreditgeber mit dem Kredit auch ein Risiko eingeht und auf das verliehene Geld verzichten muss, sofern das Geld Ressourcengebunden ist wie z.B. Goldmünzen. In jedem Fall hat der Kreditgeber einen Aufwand das Geld bereitzustellen und wird somit mit einem Zins vergütet. Das ist der Lohn für die Dienstleistung des Kredites. Ob sich der Kredit also für den Kreditnehmer trotz der verursachten Kosten lohnt hängt davon ab, wie er die Machtform einsetzt, die er bekommt. Wird der Kreditnehmer durch diese geliehene Machtform produktiver, dann kann er mit dieser Machtform von Extern mehr Macht einsammeln, als der Kredit an kosten verursacht. In diesem Fall lohnt sich der Kredit für den Kreditnehmer. Kann er diese geliehenen Ressourcen nicht effektiver einsetzen, dann verliert er durch den Kredit insgesamt an Macht. Ob ihm so ein Kredit also weitergeholfen hat oder nicht kann nur der Akteur individuell selber einschätzen. Oft wird gesagt, dass Konsumkredite unprofitabel sind wie sich von dem geliehenem Geld nur einen Fernseher oder einen Urlaub zu kaufen. Aber das stimmt nicht ganz, denn auch effektive Unterhaltung oder ein guter Urlaub kann die Effektivität des Menschen stärken, ihn mit neuen Ideen, Eindrücken oder Kulturellen Anstößen kreativer machen und somit indirekt auch produktiver. Wurde mit dem Fernseher oder dem Urlaub nur die Zeit totgeschlagen, dann hätten sich die Kredite dafür wohl nicht gelohnt. Diese Bewertung kann aber immer nur der Akteur treffen, der den Kredit nimmt. Die Kreditgeber auf der anderen Seite profitieren immer von einem Kredit, sofern er zurück gezahlt wird. Denn dann bekommen sie ihren Zins als Lohn und es kann ihnen ersteinmal ziemlich egal sein, was die Menschen mit dem geliehenem Geld angefangen haben, ob sie sich ein neues Haus gekauft haben oder nur Lotto gespielt haben ist dann egal weil der Kreditgeber ja sein Geld wieder zurück bekommt. Aber gerade wenn es um Geldmünzen geht,die Verliehen werden, dann kann es sein, dass der Kreditnehmer nicht in der Lage ist das geliehene Geld wieder zurück zu beschaffen. Er kann das Geld ja nicht einfach aus dem Nichts erstellen und wenn es weg ist, dann ist es weg. Der Schuldner kann dann nur noch Arbeiten und so versuchen seine Machtschulden wieder zu erwirtschaften. Aber dieses Risiko trägt in jedem Fall der Kreditgeber. Er muss sich deswegen seine Kreditnehmer genau anschauen und Bewerten, ob sie das Geld wieder zurück geben könnten oder nicht. Dieses Vertrauen kann mit einem Pfandgegenstand erhöht werden, der in den Besitz des Kreditnehmer übergeht, sollte der Kredit nicht zurückgezahlt werden können. Schaut man sich die Machtbilanzen bei einem Kreditgeschäft an, so sieht man, dass diese auch immer relativ ausgeglichen sind. Wenn der Kreditnehmer den Kredit erhält, dann bekommt er die Machtform des Geldes und gibt die Machtform der Schuld ab. Dieser Austausch sollte ersteinmal exakt gleichwertig sein. Nach einiger Zeit fallen die ersten Zinsen an, das ist wie Beschrieben der Lohn für die Dienstleistung des Kredites und somit normalerweise auch ein relativ gleichwertiger Austausch. Natürlich kann es sein, dass der Zins ungerechtfertigt hoch oder niedrig ist, aber solange der Kreditnehmer freiwillig den Kredit aufgenommen hat muss er diesen Kosten ja eine entsprechenden Gegenwert gestellt haben, der ihn in seinem Leben weiter bringt wie ein neuer Traktor für einen Landhof oder eine Weltreise für einen Forscher. Und wenn der Kredit dann zurück gezahlt wird, dann wird wieder die Macht des Geldes gegen die Schuld ausgetauscht. In jedem Fall ist die Machtbilanz über die Zeit ausgeglichen gewesen. Wenn so ein Kredit aber nicht wie gewünscht verläuft und z.B. nicht zurückgezahlt werden kann, dann ist das ein Angriff auf den Geldverleiher, denn er hat dann eine Machtform ausgegeben aber die Gegenleistung, die Schuld, die er dafür bekommen hatte wurde entwertet. Der Geldverleiher kann sich also im Falle des Kreditausfalls von der Schuld nicht mehr so viel Leisten wie mit der Machtform des Geldes, das er ausgegeben hat. Der Geldverleiher wird dann ärmer. Wie diese Streitereien aber wirklich ablaufen hängt sehr stark von den Regeln ab, die sich eine Gemeinschaft oder ein Staat selber gegeben haben. In früheren Zeiten konnten Schuldner so relativ einfach in die Leibeigenschaft geraten sodass sogar die Kinder noch für die Schuld der Eltern mit Arbeiten mussten, teilweise sogar über Generationen hinweg. Ob die Schuld also so einfach übertragbar ist muss die Rechtslage der Gemeinschaft dann klären.
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