Banken


Banken und Geldaustausch im Goldstandard

Da Sophies Dorf wuchs und immer größer wurde gab es irgendwann den Bedarf an Menschen, die sich um das Geldsystem kümmerten. Menschen, die dafür sorgten, dass das benutzte Geld seinen Wert behält, dass das verschlissene Geld bei bedarf ausgebessert wird oder die neues Geld erstellen können ohne dass es gleich zu einer Hyperinflation kommt. Außerdem gab es einen Bedarf für die Dorfbewohner ihr Geld sicher zu lagern falls es den Dorfbewohnern im eigenem Haus zu unsicher z.B. wegen Einbrechern war. Genau dafür haben sich Banken gebildet, auch wenn diese historisch andere Namen wie Münzprägereien, Pfandleiher oder Geldverleiher bekommen haben.

Sophie konnte nach einem erfolgreichen Markttag, wo sie viele ihre Kohlköpfe verkauft hat, das eingenommene Geld nehmen und zur Bank bringen. Mit den gut gesicherten Tresoren war das Geld dort sicherer als wenn sie das Geld zuhause irgendwo gelagert hätte. Denn Banken konnten es sich leisten mit großen Tresoren, Wachen und Fallen das Geld sicherer zu verwahren, als es jeder einzelne Dorfbewohner wie Sophie es hätte einzeln tun können. Gerade weil jede Verwahrung auch enorme Kosten verursacht, die sich alle Dorfbewohner teilen konnten, wenn sie ihr Geld zentral in der Bank lagerten als wenn sich jeder selber darum im eigenem Haus kümmern müsste. Zuhause hätte Sophie einen anderen sicheren Platz finden müssen wie z.B. das Geld unter der Feuerstelle zu vergraben oder ein Geheimfach in einem Holzstamm zu bauen. Trotzdem wäre die Chance größer gewesen, dass Einbrecher das Gold gefunden hätten oder Sophie dazu gebracht hätten das Versteck zu verraten als wenn es sicher in der Bank liegt wo so gut wie die gesamte Gemeinschaft darauf aufpasst.

Sophie hatte also ein Konto bei der Bank, wo sie regelmäßig Geld einzahlen und sich wieder auszahlen lassen konnte, genauso wie viele andere Menschen aus dem Dorf. Für die Bank gibt es mehrere Wege all diese Konten zu verwallten. Entweder jeder bekommt seinen eigenen Geldhaufen im Tresorraum bzw. einen eigenen kleinen Tresor im großen gesichertem Tresorraum oder die Bank packte alle Gelder auf den selbem Haufen und führte eine Liste, wem wieviel Geld aus diesem Haufen zusteht.

Wenn Sophie also Geld einzahlen will, dann kann sie es entweder auf ihren eigenen Haufen packen, zu dem nur sie Zugriff hat weil nur sie den Schlüssel zu diesem Untertresor besitzt oder sie gibt das Geld an einem Schalter ab. Dann kommt das Geld auf den Sammelhaufen von dem alle einen Anteil haben und erhält dafür ein Bucheintrag wie groß ihr Anteil am Geldhaufen wirklich ist. Beide Vorgehensweisen haben seine jeweiligen Vorteile und Nachteile, aber zum Sichern des Geldes sind sie ersteinmal gleichwertig. Für Sophie macht es von außen Betrachtet ersteinmal keinen Unterschied, wie die Bank das Geld intern regelt, also ob Sophie wirklich einen eigenen Tresor hat oder nur einen Bucheintrag bekommt, solange Sophie immer das ihr zustehende Geld bekommt, wenn sie es benötigt.

Gerade wenn das Geld aus vielen Goldmünzen bestand und somit relativ schwer war war es für Sophie deutlich einfacher es in der Nähe des Marktes in der Bank zu lagern anstatt es ständig bis nach Hause und wieder zurück tragen zu müssen. Auch die Bank bemerkte schnell, dass bei einem Markttag viele Menschen ersteinmal ihr Geld aus der Bank holten nur damit später andere Menschen das gleiche Geld wieder bei der Bank einzahlen mussten. Die Bank kam deswegen auf die Idee, Gutscheine auf das Geld auszugeben anstatt das Geld selber. Diese Gutscheine ließen sich deutlich einfacher transportieren und austauschen weil sie leichter und Handlicher waren. Auf dem Markt konnten dann diese Gutscheine anstelle von echtem Geld getauscht werden. Diese Gutscheine wurden dann selber zu Geld weil die Bank das Versprechen gab für diese Gutschein wirkliches Geld auszugeben. Das vereinfachte den Tauschhandel auf dem Markt.

Wenn Sophie jetzt Geld an ihren Nachbarn abgeben wollte, weil er ihr z.B. das Hausdach repariert hat, dann konnte Sophie ihr Geld von der Bank holen, es nach hause tragen und dem Nachbarn übergeben, der das dann auch nur angenommen hätte um es wieder zur Bank zu tragen. Dort wäre es eventuell sogar wieder auf dem selbem Geldhaufen gelandet nur mit einem anderen Bucheintrag. Einfacher wäre es gewesen einen Gutschein über diese Geldmenge von der Bank zu holen und diesen Gutschein an den Nachbarn zu übergeben, denn dann hätte nur der Gutschein diese Rundreise gemacht und nicht das ganze schwere Geld. Noch einfacher wäre es gewesen, wenn Sophie gleich der Bank gesagt hätte, dass sie ein Teil ihres Geldes auf das Konto des Nachbarn verschieben soll. Die Bank hätte dann das Geld von einem Haufen auf den nächsten packen können oder lediglich einen Bucheintrag vorgenommen und schon wäre dieser Geldaustausch erledigt. Und genau das ist der Sinn von diesen so genannten Überweisungen: die Geldüberträge deutlich zu vereinfachen, wenn die Personen sich gegenseitig kennen. Denn dann können diese Geldüberträge schnell und einfach in der Bank erledigt werden anstatt das Geld erst umständlich auszuzahlen, zu tauschen und wieder einzuzahlen.

Was aber passiert, wenn es mehrere Banken in dem Dorf gibt? Wenn die Menschen sich nicht auf eine Bank einigen konnten oder die Geldmengen und Tresore zu viele wurden, dass es noch eine zweite oder dritte Bank benötigte? Denn dann kommt das Problem auf, dass eine Banküberweisung getätigt werden soll zwischen Menschen, die nicht bei der gleichen Bank sind. Wenn Sophie also ihrem Nachbarn das Geld einfach und unkompliziert überweisen will aber ihr Nachbar nicht bei der selben Bank sein Konto hat sondern bei einer anderen Bank, dann kann die Bank von Sophie intern nicht einfach das Geld verschieben. Theoretisch könnte die Bank diese Überweisung dann ablehnen und Sophie müsste das Geld wieder selber umlagern, aber eine richtige Bank übernimmt auch diese Dienstleistung für Sophie. Die Bank muss also das Geld aus Sophies Tresor nehmen und sicher zu der anderen Bank bringen, die das Konto von Sophies Nachbarn führt.

Aber so ein Geldtransport aus dem sicherem Tresor heraus zu einer anderen Bank muss streng gesichert sein und vor Überfällen geschützt werden. Außerdem wäre es relativ Anstrengend für jede Überweisung einzeln loszugehen und das Geld zu der anderen Bank zu bringen und auch die andere Bank bekommt ja ständig Rücküberweisungen, sodass diese das Geld ständig auch wieder zurückschicken muss. Um diesen Geldkreislauf zu vereinfachen sammeln die Banken über einen längeren Zeitraum ihre Überweisungen zusammen. Wenn dann nach einem Tag alle Überweisungen eingegangen sind, dann steht z.B. fest, dass Sophies Bank 20 Goldmünzen zur Nachbarschaftsbank bringen muss und 13 Goldmünzen zur Goldbank liefern muss. Sophies Überweisung zu ihrem Nachbar ist also eine der 20 Goldmünzen zur Nachbarschaftsbank. aber bevor das Geld sich dann wirklich gesichert auf den Weg macht wartet die Bank noch den Bericht der Nachbarschaftsbank und der Goldbank ab. Denn wenn die Banken Glück haben, dann sind an dem selben Tag auch wieder 20 Goldmünzen aus der Nachbarschaftsbank von anderen Kunden unterwegs zu Sophies Bank. Dann müssen diese 20 Goldmünzen nicht mehr ausgetauscht werden sondern wieder nurnoch den jeweiligen Besitzern richtig zugeordnet werden. Das spart Zeit und vorallem die Sicherung des Transportes. Und selbst wenn die Banküberweisungen sich so nicht komplett ausgleichen, dann müssen wegen der Differenz der Überweisungen deutlich weniger Geldmengen transportiert werden was den Transport selber wieder sicherer macht. Die Banken können individuell untereinander aushandeln, wie oft sie diese Geldaustausche der Überweisungen untereinander vornehmen wollen aber es steckt ein enormes Optimierungspotential darin, wenn nicht jede Überweisung einen eigenen Geldtransport auslöst.

All diese beschriebenen Dienstleistungen wie das Verwahren oder die Überweisungen von Geld kosten natürlich auch der Bank Geld, denn sie benötigt Angestellte, die all diese Aktionen ausführen, sie benötigt die Häuser, Keller und Tresore, um das Geld lagern zu können und sie benötigt Gewinne und Eigenkapital um selber wachsen zu können oder ihre Dienstleistungen verbessern zu können. All diese Aktionen kosten natürlich selber wieder Geld, die die Bank irgendwie einnehmen muss. Deswegen gibt es Kontoführungsgebühren, Überweisungsgebühren oder Kredite und Zinsen, die die Bank nehmen kann um selber Geld einzunehmen und ihre Ausgaben damit bezahlen zu können.

Kredite

Sophie lebt von ihrer Arbeit auf dem Feld. Aber damit hat sie das Problem, dass ihr Einkommen sehr ungleichmäßig über das Jahr verteilt ist. Denn während sie im Winter kein Einkommen hat, da ja nichts auf ihren Feldern wächst, bekommt sie im Sommer einen enormen Überschuss, den sie Einlagern und haltbar machen muss um im Winter noch davon leben zu können.

Mit dem Geldsystem aus ihrem Dorf hat sie darüber hinaus noch die Möglichkeit, ihre Ernte zu verkaufen und den Machtwert somit auch für den Winter in Geldform zu speichern, wo sie sich dann z.B. ihre Nahrung vom Fischer kaufen kann. Was passiert aber, wenn sie einmal eine schlechte Ernte hatte weil z.B. ihre Kohlköpfe wegen Schädlingsbefall oder Unwetter nicht richtig gewachsen sind? Auch in diesem Fall kann das Geldsystem ihr helfen, indem sie einen Kredit aufnehmen kann, sich also Geld leihen kann. Wenn die Gemeinschaft Sophie wertschätzt, dann kann sie Sophie auch versorgen wenn Sophie einmal in einer misslichen Lage ist, denn genau das ist der Vorteil der Gemeinschaft als wenn sich alle alleine um ihre Belange selber kümmern müssten.

Ohne Geld würde Sophie dann in der Schuld der Gemeinschaft stehen bis sie mit einer neuen guten Ernte diese Schuld wieder begleichen kann und ihr somit verlorenes Ansehen wieder steigern kann. Das Prinzip ist durch ein Geldsystem aber nicht verloren gegangen. Sophie kann also zu einem Geldverleiher oder ihrer Bank gehen und versuchen sich das benötigte Geld zu leihen um die Zeit zu überbrücken bis sie wieder eine neue Ernte und somit eigenes Geld bekommt. Sophie steht dann in der Schuld des Geldverleihers, der sie mit der benötigen Macht ausstattet bis Sophie in der Lage ist diese Schuld wieder zurück zu zahlen.

Der Geldverleiher geht damit ein Risiko ein, denn er muss Sophie vertrauen, dass sie vernünftig auf dem Feld arbeitet um eine Aussicht auf die Ernte zu bekommen. Wenn Sophie nur faul zuhause rumsitzt, dann ist die Aussicht auf eine gute Ernte deutlich schlechter. Außerdem muss der Geldverleiher auch auf das verliehene Geld verzichten, das er Sophie als Kredit gegeben hat. Der Geldverleiher fordert also zurecht einen Ausgleich für die Bereitstellung des Geldes. Er möchte mehr Geld zurück bekommen, als er an Sophie eigentlich ausgegeben hat. Dieses erhöhte Rückgeld nennt man auch den Zins. Es ist der Lohn dafür, dass der Geldverleiher das Risiko von Sophie auf sich genommen hat und auf sein Geld verzichtet hat.

Für Sophie ist es also nicht kostenlos, dass sie sich das Geld leiht. Sophie muss somit gute Gründe haben sich so einen Kredit aufzuerlegen wie eine schlechte Ernte oder den Vorschuss um ihr eigenes Haus bauen zu können, dass sie dann mit viel Arbeit auf dem Feld abarbeiten kann. Aber es kann sehr gute Gründe geben, warum Sophie den Kredit benötigt und sich damit von der Gemeinschaft versorgen lässt.

Nachdem Sophie den Kredit erhalten hat, kann es generell zwei Möglichkeiten geben, wie es mit dem Kredit weitergehen kann. Entweder Sophie hat eine gute Ernte und kann die gesamte Schuld mitsamt der Zinsen zurückzahlen. Dann ist die Schuld beglichen und Sophies Ansehen wiederhergestellt. Jeder geht zufrieden aus der Sache herraus, Sophie wurde in ihrer schwierigen Zeit geholfen über die Runden zu kommen und der Geldverleiher konnte ein wenig Profit machen indem er Sophie geholfen hat. Aber was wäre passiert, wenn Sophie es auch im nächsten Jahr nicht geschafft hätte, eine vernünftige Ernte zu bekommen, die ausreicht um die Schulden zu begleichen? Entweder der Geldverleiher hat immernoch ausreichend Vertrauen und Mittel um Sophie weiter zu finanzieren und somit einen weiteren Kredit zu geben oder Sophie kann dieses unprofitable Geschäft auf dem Feld nicht mehr fortführen. Dann wäre Sophie gezwungen sich anderswo um eine Arbeit zu bemühen, die ihr Überleben sichert. Denn auch beim Verleihen von Geld gilt das Gesetz des Marktes mit Angebot und Nachfrage. Wenn Sophie zu viele Kredite nachfragt, dann sinkt ihr Ansehen mit jeder Schuld weiter und irgendwann ist sie nicht mehr kreditwürdig, was bedeutet, dass keiner mehr bereit ist ihr Geld zu leihen weil die Aussichten sehr gering sind es jemals wiederzubekommen.

Auch der Geldverleiher muss mit diesem Risiko rechnen, denn auch er hat ein Interesse, dass er das Geld auch wirklich wieder bekommt. Auch die Geldverleiher bekommen Probleme und können ihre Lebensunterhaltungskosten nicht mehr bezahlen, wenn sie zu viel Geld weg geben und dieses Geld von den Menschen nicht mehr zurück gezahlt wird. Der Geldverleiher achtet deswegen genau auf seine ausgegebenen Kredite und bewertet eingehend die Menschen, denen er das Geld gibt. Hat er kein Vertrauen, weil er z.B. den Menschen als Faulenzer und Betrüger kennt, dann kann er sehr hohe Zinsen verlangen oder den Kredit ganz verwehren. Sophie hat den Kredit also nur bekommen, weil sie als Bewohner des Dorfes ein ausreichend hohes Ansehen und Vertrauen genießt. Wäre das nicht der Fall gewesen, dann hätte Sophie das Vertrauen in sich steigern können, indem sie für den Kredit einen Pfandgegenstand hinterlassen hätte. Also einen Gegenstand, der Sophie sehr am Herzen liegt und wertvoll genug ist um als Sicherheit für den Kredit zu gelten. Sollte Sophie nicht in der Lage sein den Kredit zurückzuzahlen, dann würde sie im Ausgleich dafür diesen Gegenstand verlieren. Das kann ein kunstvoller Stuhl oder sogar das gesamte Bauernhaus sein, Hauptsache sowohl Sophie als auch der Geldverleiher sind sich darüber einig.

Kredite im Goldstandard

Solange Sophies Dorfbewohner ein Geld benutzen, dass aus einem Rohstoff wie Muscheln oder Gold besteht, muss der Geldverleiher das Geld, das er als Kredit ausgeben will, auch selber besitzen um es für einen beliebigen Handel ausgeben zu können. Der Geldverleiher muss dieses Geld also vorher irgendwie eingenommen haben, bevor er es als Kredit ausgeben kann. Es ist damit physikalisch nicht möglich, dass der Geldverleiher mehr Geld ausgibt, als er selber besitzt, außer wenn er dieses Geld auch nur von einem anderem Geldverleiher geliehen hat und somit nur als Zwischenhändler dient.

Wenn der Geldverleiher wie eine Bank die Gelder der Dorfgemeinschaft verwahrt, dann kann er theoretisch diese Gelder auch benutzen um sie an andere Kunden wie Sophie weiter zu verleihen. Selbst mit einem Vollgeld ist es also möglich, dass die Banken oder Geldverleiher mehr Geld verleihen, als sie selber besitzen. Und wenn die Banken ihr Risiko nicht richtig eingeschätzt haben, dann können sie mehr Geld verlieren, als sie selber wirklich haben, nämlich das Geld der Leute, die darauf vertrauen dass ihr Geld in der Bank sicher wäre.

Mit diesem Beispiel sehen wir schon das eigentliche Problem von Kreditgeschäften. Solange der Geldverleiher sein eigenes Geld verleiht und somit das Risiko, dass der Kredit nicht zurückgezahlt wird selber übernimmt ist der Handel überschaubar für die Beteiligten. Sobald der Geldverleiher aber Geld verleiht, dass er selber nicht hat, verlagert er das Risiko auf die Leute, denen das Geld eigentlich gehört. Das sind in der Regel Leute, die ihr Geld zur Bank bringen und dafür Zinsen bekommen. Wiederum Zinsen dafür, dass die Bank das Geld verwenden darf um solche Kreditgeschäfte finanzieren zu können. Aber solange die Bank mehr Kredite ausgibt, als sie selber an dem hartem Geld besitzt, was man Eigenkapital nennt, kann es zu der Situation kommen, dass mehr Menschen ihr Geld wieder zurück haben wollen, es also von ihrem Konto abheben, als die Bank wirklich vorrätig hat, weil sie das Geld ja als Kredite weggegeben hat. So eine Situation nennt man Bankrun, es tritt vorallem dann auf, wenn es Gerüchte gibt, dass die Bank zu wenig Geld besitzt und die Menschen schnell noch ihr Geld abheben wollen um nicht die dummen letzten zu sein, die ihr Geld nicht mehr bekommen weil es einfach nicht mehr physikalisch vorhanden ist. Denn in einem Vollgeld sind zwar die Einheiten austauschbar, es ist den Dorfbewohnern also egal welche Goldstücke sie zurück bekommen, aber wenn es keine Goldstücke mehr gibt, die ihnen zustehen, dann können sie ihren rechtmäßigen Anteil von der Bank auch nicht mehr ausgezahlt bekommen.

Jetzt könnte es noch Versicherungen geben, die in solchen Situationen für die Banken einspringen, die die Banken aber auch für die Versicherungsleistung bezahlen muss. Am Ende kann man aber die Chance nie komplett ausschließen, dass eine Bank zahlungsunfähig wird weil einfach nicht genug Geld physikalisch vorhanden ist, woran auch immer das liegen mag. Ob die Bank schlecht gewirtschaftet hat und sich zu teure Häuser oder Personal geleistet hat oder ob unerwartet viele Kredite ausgefallen sind spielt dafür keine Rolle. Am Ende so einer Pleite stehen ganz normale Leute vor der Bank und bekommen ihre Machtwerte nicht wieder, die sie in die Bank eingezahlt haben um sie für später aufzuheben. Diese Menschen verlieren dann diese Macht über das Geld, denn diese Macht hat jetzt ein Anderer, nämlich derjenige, der wirklich den physischen Zugriff zu der Münze hat, die dem Dorfbewohner von der Bank zusteht.

Im Normalfall hat aber natürlich auch die Bank ein Überlebenswillen und versucht so eine Pleite zu verhindern. Solange also alle Menschen sich fair verhalten und wirklich gleichwertige Machthandel vollziehen, solange gibt es auch relativ wenig Spannungen in so einem Bankensystem. Sobald aber größere Kreditausfälle passieren kann es wegen der Kreditverflechtung zwischen den Banken untereinander zu einem Dominoeffekt kommen. Denn wenigstens wegen den Überweisungen zu den anderen Banken stehen die Banken immerwährend im Geldaustausch zueinander und geben sich selber immer wieder eine Art Kredit für die Zeit, die es benötigt um die Überweisungen der einzelnen Menschen zu den anderen Banken durch Geldtransporte auszugleichen. Es kann aber auch weitere Kreditgeschäfte zwischen den Banken geben, sodass es immer eine hochgradige Verflechtung zwischen den Banken gibt.

Wird eine Bank zahlungsunfähig, dann kann sie auch die Forderungen der anderen Banken nicht mehr erfüllen, die durch die Überweisungen der Menschen zustande gekommen sind. Da die andere Bank jedoch mit diesem Geld rechnet kann es sein, dass auch sie durch die Pleite der ersten Bank und dem ausbleiben der Zahlungen von dieser Bank in finanzielle Notlage gerät. Die Bank erwartet ja dann das Geld der anderen Bank und wenn dieses Geld jetzt ausbleibt, dann könnten nun auch bei dieser Bank die Kunden und andere Banken nicht mehr ordentlich ausgezahlt werden sodass auch sie pleite gehen können. Wenn jetzt aber schon zwei Banken pleite gegangen sind, dann stehen alle andere Banken nur noch mehr unter Druck weil sie ja jetzt schon die Zahlungsausfälle von zwei Banken verkraften müssen. Mit diesem Effekt kann sich im Schlimmsten Fall wie eine Dominoschlange die Pleitewelle auf alle Banken auswirken, was ein drastisches Beben in der Finanzwelt verursacht. Beispiel für so ein Ereignis war die Weltwirtschaftskriese 1929 wo ein drittel aller Banken in den USA pleite gingen. Gerade weil viele Menschen und Firmen dann ihr Geld verlieren wirkt sich so ein Bankensterben auch drastisch auf das wirtschaftliche Zusammenleben aus.

Bei so einem Komplexem System kann man also nicht mehr hingehen und einzelnen Menschen oder Banken die Schuld am Versagen des Systems geben. Aber man kann versuchen zu analysieren, wohin die Macht übergegangen ist, die den einfachen Menschen durch so ein Beben im Finanzsystemgenommen wird. Wer profitiert durch so ein Finanzbeben und wie könnte man ein Finanzsystem aufstellen, das gegen solche Entwicklungen resilienter ist? Also wie müsste ein System aussehen, damit eine Pleite lokal begrenzt bleibt und sich nicht wie ein Flächenbrand auf die gesamte Wirtschaft ausbreiten kann?



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Letztes Update: 03.Oct.2024