technologischer Fortschritt


Sophie steht als Mensch immerwährend im Konkurrenzkampf mit ihren Mitmenschen. Sie muss aufpassen, dass sie immer genug Macht bekommt um selber überleben zu können. Denn die Zellen aus denen sie besteht benötigen diese Macht damit es ihnen gut geht und nur wenn es allen Zellen von Sophie gut geht, dann ist Sophie Gesund und es kann auch ihr selber gut gehen. Darum muss Sophie immer aufpassen, dass ihr niemand die dafür benötigte Macht wegnehmen kann. Das bedeutet, dass sie ihren Platz in der Gemeinschaft verteidigen muss. Also dass ihre Gemeinschaft sie nicht enteignet oder ungerechtfertigt verstößt. Aber es bedeutet auch, dass sie ihrer eigenen Besitztümer verteidigen muss, z.B. dass ihr mühsam angebauter Kohl nicht von irgendwelchen Landdieben oder Schnecken aufgefuttert wird.

Sophie steht immerwährend im Machtaustausch mit ihrer Umwelt. Jedesmal, wenn sie mit einem anderem Menschen spricht oder ihn berührt tauscht sie Macht mit diesem Menschen aus. Genauso wie wenn sie mit beliebigen Objekten interagiert. Alles was Sophie machen kann bedeutet einen Austausch von Macht mit ihrer Umwelt. Viele Aktionen wie Laufen, Reden oder Arbeiten kosten ihr Macht, die sie in ihrem Körper als chemische Energie gespeichert hat. Diese Energiereserven kann sie durch Essen wieder auffüllen, aber auch die Macht über das Essen muss sie ersteinmal bekommen. Auch das Sammeln oder Jagen benötigt ersteinmal ein wenig Macht denn auch die Tiere oder Pflanzen benötigen Macht um überleben zu können und geben diese Macht nicht freiwillig einfach ab.

Um an die Macht anderer Objekte wie z.B. ihrem Kohl zu gelangen muss Sophie also immer einen Machtkampf anfangen und ihn auch gewinnen. Dabei helfen ihr Fähigkeiten die der Kohl nicht besitzt und somit in der Macht unterlegen ist. Wenn Sophie z.B. ihren Kohl ernten will kann der Kohl, anders als Tiere, nicht weglaufen oder sich verstecken. Andere Pflanzen haben dieses Manko ausgeglichen indem sie z.B. höher gewachsen sind als Sophie die Früchte abernten kann, sie haben Dornen entwickelt die das einsammeln der Früchte erschweren oder sogar Gifte gebildet die Früchte vor dem Aufessen schützen. All dies sind evolutionär entstandene Verteidigungsmechanismen auf den Angriff von Tieren, die die Macht der Pflanzen ohne Einwilligung der Pflanze entnehmen. Denn die Pflanze benötigt die Früchte eigentlich um ihren eigenen Kindern einen Machtvorrat mitzugeben von denen sich dann neue Pflanzen bilden können.

Ein Machtkampf zwischen Sophie und ihrem Kohl ist wegen dem Machtunterschied zwischen ihnen ziemlich eindeutig. Sophie kann ihre Macht ausnutzen und so ziemlich alles mit dem Kohl anstellen, was sie sich ausdenken kann. Der Kohl hingegen kann fast ausschließlich auf die physikalischen Gesetze zurückgreifen und Sophie vielleicht auf dem Fuss fallen, aber nicht viel mehr widerstand leisten. Der Machtkampf zwischen zwei Menschen ist jedoch deutlich interessanter weil der Gegner von Sophie als Mensch ungefähr die gleiche Macht hat wie Sophie selber und somit deutlich mehr Fähigkeiten einsetzen kann um den Machtkampf zu kontern. Wenn Sophie z.B. Drako als Rivalen auserkoren hat, dann gibt es tausende Machtkanäle, auf denen sich beide angreifen könnten. Über Besitztümer stehlen zu Verleumdungen und Rufmord bei der Gemeinschaft oder direkten körperlichen Angriffen mit Fäusten oder sogar Waffen, jede solcher Interaktionen kostet dem Angreifer ein wenig Macht für die Ausführung und versucht an die begehrte Macht des Gegenübers zu gelangen.

Es gibt viele gute Lehrbücher darüber, was für Strategien man in welchen Situationen anwenden kann und wie man sich in verschiedenen Situationen am sinnvollsten verhalten sollte um einen Machtkampf eines anderen überhaupt zu erkennen und zu kontern. Die Spieltheorie ist ein Gebiet der Wissenschaft das diese Machtkämpfe genauer untersucht. Christian Rieck ist ein bekannter Spieltheoretiker und hat in seinem Buch - Die 36 Strategeme der Krise - aufgezeigt welche Listen und Strategien die alten Chinesen schon kategorisiert und benutzt haben. Aber auch alle möglichen Bücher über Psychologie oder Verkaufsstrategien sind Beispiele dafür, wie die Menschen sich am besten innerhalb von Gruppen von Menschen verhalten sollten um möglichst viel Macht zu bekommen oder wenigstens so wenig Macht wie möglich abgeben zu müssen.

Dabei läuft ein Machtkampf immer darauf hinaus, dass die Macht durch irgendwelche Interaktionen von einem Verteidiger auf den Angreifer übergeht. Der Angreifer hofft also durch die Aktionen an Macht zu gewinnen während der Verteidiger seine Macht behalten will. Je nachdem wie viel Macht ein Angreifer möglicherweise erbeuten kann, desto mehr lohnt sich ein Angriff. Aber wenn ein Angriff schon selber so viel Macht kosten würde wie man bestenfalls einnehmen würde, dann macht es auch wenig Sinn diesen Angriff zu starten. Nur wenn man sich sicher sein kann, dass der Angriff auch Macht einbringt, wie wenn Sophie den Kohlkopf von der Kohlpflanze ernten will, dann ist es auch sehr wahrscheinlich dass dieser Angriff gestartet wird. Würde Sophie aber wissen dass der Kohlkopf giftig wäre, dann würde sie diesen Machtkampf wahrscheinlich gar nicht erst starten. Auch für einen Landstreicher oder einer Schnecke wäre ein Angriff auf den Kohl relativ einfach und mit hoher Gewinnaussicht. Der Landstreicher müsste aber durch diese Aktion des Diebstahls die Bestrafung der Gemeinschaft fürchten während eine Schnecke sich wohl der Konsequenzen nicht direkt bewusst ist und sich über Sophie ärgert, die die Schnecke aus dem Kohlbeet wirft.

Technologischer Fortschritt

In der Geschichte ist immer wieder vom technologischem Fortschritt die Rede. Dann werden Beispiele wie das Feuer bändigen, das sesshaft werden und die Landwirtschaft, der Buchdruck, Dampfmaschinen, Computer oder Raketen gelistet. All diese Erfindungen oder Entdeckungen haben den Menschen generell Vorteile für ihr eigenes Überleben gebracht indem sie durch den technologischen Fortschritt Vorteile für ihr eigenes Leben ermöglicht haben.

Technologischer Fortschritt bedeutet nun, dass einige Menschen einen neuen Machtkanal gefunden haben um noch Effektiver oder mit geringerem Machtaufwand ihre Machtkämpfe bestreiten zu können. Jedes Hilfsmittel, ob es nun die Dampfmaschine, der Computer oder einfache Räder oder Häuser waren, all diese Objekte haben es den Menschen erlaubt effektiver ihre Umwelt zu gestalten, also mehr Macht in ihrer Umgebung ausüben zu können. Und mithilfe dieser Macht haben die Menschen Vorteile für ihr eigenes Überleben gehabt gegenüber den Tieren, Pflanzen oder leblosen Objekten, die nicht über diese Macht verfügt haben aber besonders auch gegenüber den Mitmenschen. Denn die Menschen, die über die Macht der neuen Technologie verfügt haben konnten somit auch einfacher über die Menschen herrschen, die die neue Macht nicht hatten.

Beispiele dafür gibt es zuhauf in der Geschichte, wobei ich mich hier auf ein Minimum beschränken möchte. Wenn der Leser aber z.B. über Kriege aus anderen Quellen liest, dann kann er mit dem Wissen oder dem Abschätzen der Macht der Kriegsparteien erahnen, wer diesen Krieg gewinnen wird und welche Macht den Besitzer gewechselt hat. Beispielsweise konnte Amerika durch Europa leicht übernommen werden weil die Indianer sich gegen die mächtigeren Schusswaffen der Europäer nicht wehren konnten. Die Europäer waren mit dieser Technologie in der Kriegsführung deutlich effizienter und waren somit deutlich Mächtiger als die verteidigenden Indianer. Aber es gibt auch Beispiele aus der Wirtschaft. Die Erfindung der Webstühle in England steigerte die Effektivität des Weben so dramatisch, dass viele Weberinnen arbeitslos wurden, die die Wolle noch von Hand bearbeitet haben. Eine Maschine konnte nun auf einmal die Arbeit von unzähligen Menschen präziser und schneller erledigen und war somit mächtiger als die Weberinnen. Auch von solchen Erfindungen gibt es einige andere Beispiele in der Geschichte.

Jeder technologische Fortschritt bringt Sophie also einen Vorteil. Entweder weil Sophie für den Machtkampf mit ihrem Kohl weniger Macht abgeben muss, oder weil Sophie durch den Machtkampf mit dem Kohl mehr Macht einnimmt. Wenn Sophie Beispielsweise einen Dünger verwendet für ihre Kohlköpfe, dann wachsen die Kohlköpfe besser denn die Kohlköpfe bekommen selber mehr Macht, die die Kohlköpfe für sich benutzen können. Sophie kann damit größeren oder saftigeren Kohl ernten und hat somit einen größeren Ertrag als ohne den Dünger. Eine andere Möglichkeit wäre es, den Kohl so zu züchten, dass er von sich aus immer größer wird oder sogar Genmanipulation anwenden um den maximalen Ertrag aus den Pflanzen hohlen zu können. In all diesen Fällen profitiert Sophie von einer besseren Ernte solange sie weniger Macht mit der Technologie ausgibt als sie später wieder einnimmt. Dann nennt man diese Entwicklung technologischem Fortschritt. Technologien oder Anbaumethoden, die Sophie aber mehr kosten als es ihr wieder einbringt sind wiederum ein Rückschritt und machen Sophie ineffizienter. Wenn Claudia hingegen eine effektivere Methode als Sophie benutzt, dann hat Claudia durch diesen Unterschied Vorteile im Leben, denn Claudia erhält dann immer mehr Macht als Sophie, die Claudia beliebig anders ausgeben kann.

Eine weitere Möglichkeit von Sophie ihre Machtkosten zu senken wäre die richtige Skalierung ihrer Pflanzen zu erreichen. Wenn Sophie den Aufwand betreibt Kohl anzubauen mit bewässern, Unkraut und Fressfeinde fernhalten und sogar eine Zucht um die größten Kohlköpfe startet, dann lohnt sich dieser Aufwand nicht für nur zwei drei Pflanzen, ein großes Feld ist schon deutlich sinnvoller dafür. Aber wenn das Feld zu groß ist, dann kommt sie mit der ganzen Arbeit alleine nicht mehr hinterher. Solange Sophie also das Feld richtig für ihre eingebrachte Arbeitsleistung dimensioniert, dann kann sie auch den maximalen Ertrag im Gegensatz zu ihrer Arbeitsleistung einfahren. Auch die richtige Skalierung zu finden gehört zum technologischem Fortschritt dazu, weil es das Machteinkommen für Sophie steigern kann. Denn wenn Sophie mit dem gleichen Aufwand zwei Felder bewirtschaften kann, dann lohnt sich die Ernte von zwei Feldern auch mehr als wenn sie nur ein Feld abernten kann.

Das gemeine an dem technologischem Fortschritt ist, dass man ihn nicht einfach voraussagen kann. Denn ob eine neue Anbaumethode für Sophie ertragreicher ist oder nicht, stellt sich erst im Nachhinein heraus. Die neue Anbaumethode kann entweder eindeutig bessere Ergebnisse liefern, ungefähr den gleichen Ertrag abgeben aber auch ein kompletter Fehlschlag sein und die Ernte vernichten. Nur wenn die Anbaumethode insgesamt vorteilhaft ist spricht man vom technologischem Fortschritt. Aber wie gut die Anbaumethode wirklich ist, kann Sophie vielleicht versuchen abzuschätzen, genau vorhersagen kann sie es aber nicht. Sophie muss also verschiedene Anbaumethoden ausprobieren und sich merken welche der Methoden den besten Ertrag gegenüber ihrer Arbeitsleistung bringt. Dann kann sie ihrer Erfahrung vertrauen und je nach Situation die beste Methode aus all ihren Optionen auswählen.

Im herkömmlichem Sprachgebrauch wird die Machtausbeute gegenüber der hineingesteckten Arbeitsleistung auch Effektivität oder Produktionssteigerung genannt. Sophie steigert ihre Effektivität, wenn sie eine Anbaumethode wählt, die sie weniger Arbeit kostet. Genauso steigert sie ihre Effektivität, wenn sie ihren Ertrag steigern kann ohne mehr Arbeit geleistet zu haben. Genauso ist es eine Effektivitätssteigerung, wenn sie den gleichen Ertrag mit weniger Arbeit bekommt. Umso effektiver Sophie bei ihrer Arbeit ist, desto mehr Macht bleibt ihr für andere Dinge im Leben.

Das gilt aber für jeden anderen Aspekt ihres Lebens genauso: Wenn Sophies Körper ihre Nahrung effektiver umsetzen kann muss sie weniger Essen und kann diese Machtausgaben für andere Dinge nutzen. Wenn Sophie effektiver und ordentlicher aufräumt, dann benötigt sie nicht so viel Zeit für das Aufräumen und kann diese Zeit mit anderen Dingen verbringen. Wenn Sophie effektivere Laufrouten, z.B. zum Markt oder zu ihrem Feld wählt, dann ist sie schneller an ihrem Zielort angekommen und kann ihre Zeit mit anderen Dingen verbringen. Es gibt noch tausende weitere Beispiele, aber bei diesen Beispielen wird auch schon deutlich, dass es nicht immer das Ziel von Sophie ist, so schnell wie möglich irgendwo anzukommen oder so schnell wie möglich zu putzen. Manchmal ist die Landschaft unterwegs so schön, dass man auch einmal eine Pause macht anstatt blind von A nach B gelangen zu wollen. Sophie kann aber immer und jederzeit priorisieren, was ihr gerade am wichtigsten ist, die Landschaft zu genießen oder schnell zum Markt zu gelangen. Und je nach Ziel kann sie ihre Machtausgaben optimieren. Trotzdem gilt immer: Menschen die ihre Machtausgaben nicht optimieren haben mehr Machtkosten und somit weniger Macht für ihr Leben zur Verfügung. Aber auch das Optimieren der Machtausgaben kostet selber wieder Macht und darf damit nicht übertrieben werden.

Für Sophie und jeden anderen Akteur ist es auch nicht notwendig immer ausschließlich das maximale an Macht aus der Umgebung einzusammeln. Für sie ist es aber immer notwendig, mehr Macht einzusammeln als sie für sich selber benötigt. Sophie und alle anderen beliebigen Akteure haben also einen Spielraum an Machteinnahmen, den sie benutzen können. Jedes Machteinkommen, das über den eigenen Bedarf von Sophie hinaus geht, bedeutet eine Verbesserung ihrer eigenen Lebenssituation. Denn diese Macht, woher auch immer sie kommt oder eingesammelt wurde, kann dann für beliebige nützliche, spaßige oder sinnlose Aktionen eingesetzt werden. Sophie ist also nicht gezwungen immer das Maximale Machteinkommen anzustreben solange sie genug Macht für ihr eigenes Leben hat. Erst wenn ihr Machteinkommen nicht mehr ausreicht, weil sie selber zu viele Macht durch ihre Aktionen an ihre Umgebung abgibt oder weil ihre Einkommen gesunken sind, spätestens dann muss sie sich über ihre Effizienz Gedanken machen. Denn ist das Machteinkommen unterhalb des eigenen Bedarfes, dann bedeutet das, dass Sophie ihre Machtreserven verbraucht und somit über die Zeit immer weniger Einfluss auf ihre Umwelt bekommt, was im Extremfall zum Tod führt.

Technologischer Fortschritt hilft den Menschen dabei für ihre jeweiligen Ziele weninger Machtkosten zu haben indem die Menschen durch den Fortschritt mehr Optionen haben, zwischen denen sie wählen können. In der Steinzeit würde Sophie wahrscheinlich nichts anderes übrig bleiben als jeden Tag einige Stunden dazu aufzuwenden um an Nahrung zu gelangen. Wenn Sophie aber in einer Gruppe von Menschen lebt, die wissen wie sie einfach an die Macht der Nahrung gelangen und vielleicht auch einen guten Vorrat besitzen, dann muss sich Sophie nicht die ganze Zeit darum kümmern, wo sie ihre notwendige Nahrung her bekommen. Dann kann sie ihre Zeit dazu benutzen zu überlegen wie sie andere Tätigkeiten schneller oder effektiver gestalten kann, z.B. indem sie Werkzeuge erfindet mit denen ihre Arbeit noch leichter geht. Damit hat Sophie dann noch mehr Zeitersparnis um weitere Erfindungen zu machen und um noch mächtiger zu werden, also noch mehr Einfluss auf ihre Umgebung zu haben. Genauso gut kann sie ihre Macht aber auch nutzen um Schöne Dinge herzustellen oder einfach entspannen. Soetwas kann sich Sophie einfach leisten, wenn sie ausreichend Macht selber besitzt.

Nur die Zukunft wird zeigen, welche Erfindungen die Menschheit noch hervorbringen wird. Aber eins ist sicher: Jede Erfindung bringt die Menschen voran. Erfindungen die rückständig sind können natürlich auch gemacht werden, aber gemäß der Positivselektion, dass mächtigere Erfindungen auch immer mehr Macht bringen, setzen sich tendenziell die mächtigeren Erfindungen durch.



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Letztes Update: 03.Oct.2024