Erweiterung der Evolutionstheorie


Den Vorteil der Arbeitsteilung findet man fast überall auf der Welt. Auch die Zellen im Körper von Sophie bilden einen eigenständigen Staat aus Zellen die alle ihre eigenen Aufgaben haben. Es gibt die Zellen, die sich um die Energieversorgung des Körpers kümmern indem die Nahrung über den Margen und den Darm verwertet und aufgenommen wird und von dem Blut zu allen anderen Zellen transportiert wird. Die Augenzellen zum Beispiel könnten ohne diese Versorgung nicht funktionieren weil die Augen keine andere Möglichkeit haben an Nährstoffe zu gelangen als die vorgefertigten Nährstoffe des Körpers zu verwenden. Dafür liefern die Augen Informationen über die Umwelt sodass Sophie sich ihre nötige Nahrung zusammensammeln kann und nicht blind hoffen muss dass sie beim Herumkriechen irgendwo einen Beerenstrauch findet. Nur durch diese Arbeitsteilung ist es möglich, dass die Augen diese Leistung abliefern können weil sie sich nicht um die Aufbereitung der Nahrung kümmern müssen.

Die Zellen in Sophie funktionieren meistens wunderbar zusammen. Nur wenn Sophie krank wird ist die Funktion einiger Zellen eingeschränkt was sich auch auf alle anderen Zellen in ihr auswirkt. Es gibt verschiedene Krankheiten weil es unterschiedliche Funktionsstörung im Körper gibt. Bei einem leichtem Schnupfen sind lediglich die Atemwege befallen sodass das Atmen schwerer fällt. Bei einer Gelenkentzündung fallen Bewegungen schwerer und bei Durchfall kann der Körper eventuell nicht genug Nährstoffe aufnehmen. Nur wenn alle Zellen von Sophie zusammenarbeiten dann geht es auch Sophie gut.

Das Befinden von Sophie hängt also von wenigstens zwei wichtigen Faktoren ab. Im Kleinen, der mikroskopischen Ebene, muss es ihrem biologischem Körper gut gehen was bedeutet dass es den Zellen, aus denen sie besteht, gut geht. Aber genauso im Großen, auf der makroskopischen Ebene, muss Sophie ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben. Die Menschen, mit denen sie sich umgibt, ihr Freundeskreis, die Familie und ihre Bekannten, Kollegen und Vereinsmitglieder, solange es all diesen Leuten gut geht, dann hat Sophie auch eine gute Chance auf ein unbeschwertes und glückliches Leben.

Das interessante ist nun, dass man sehr viele Analogien zwischen diesen Abstraktionsebenen finden kann wenn man danach sucht. Vergleicht man z.B. den Körper von Sophie mit dem deutschen Staat, dann fallen einem sehr viele Parallelen auf. Viele Organe haben bestimmte Aufgaben, sowohl im menschlichen Körper als auch im Staat. Es gibt das Gehirn oder das Parlament, welches über Entscheidungen, Bedürfnisse und Zielsetzungen entscheidet, es gibt die Arbeiter oder die Muskeln, die die gesetzten Ziele umzusetzen versuchen und es gibt die Fettzellen oder Lagerstätten, die die Speicher der Akteure darstellen. Darüber hinaus gibt es die Organe, die für Ordnung und Sicherheit sorgen wie das Imunsystem oder die Polizei.

Ein Staat kann mit anderen Staaten Verträge abschließen und kooperieren oder Krieg führen genauso wie ein Mensch mit anderen Menschen zusammen arbeiten oder sich streiten kann. Ein Staat lässt sich aber auch relativ gut mit einer einzelnen Zelle vergleichen. Eine Zelle hat einen Zellkern als Gehirn oder zentrale Steuereinheit, sie hat Mitochondrien die für die Energieversorgung zuständig sind oder Ribosonen die ein Bestandteil der Eiweißsynthese sind. Genauso wie die Bauarbeiter in Staaten die Infrastruktur aufbauen und dabei Ressourcen wie Beton oder Steine benötigen kann eine Zelle alle für sich benötigten Moleküle herstellen wenn sie mit ausreichend Nährstoffen versorgt wird. Wir können in einer Zelle nicht groß vorhersagen, welches Atom oder Molekül genau für den Bau einer neuen Aminosäure benutzt wird, nur dass Irgendeines aus der großen vorhandenen Auswahl in der Zelle verwendet wird. Genauso können wir nicht voraussagen, welcher Mensch genau eine Aufgabe übernimmt wie eine Mauer zu mauern. Aber wir können mit Sicherheit sagen, dass wenn es einen Bedarf an der Mauer gibt, dann wird sich mit Sicherheit wenigstens ein Mensch findet, der diese Mauer auch baut, egal wer das ist.

Jede Zelle, jeder Mensch und jeder Staat hat seinen Stoffwechsel, seine eigenen Bedürfnisse aber auch deren Speicher oder Aufbewahrungsmöglichkeiten und ist in der Lage jeweils mit anderen Zellen, Menschen oder Staaten zu interagieren. Dabei werden von den kleineren Strukturen immer physikalische Limits oder Bedürfnisse vorgeschrieben, die die größeren Strukturen dann zu erfüllen haben oder ihre kleineren Strukturen zersetzen sich und schaffen es nicht mehr das größere Gebilde aufrecht zu erhalten. Natürlich kann man immer auch Beispiele finden, wo die Vergleichbarkeit nicht einfach zu sehen ist und man kann auch die Unterschiede zwischen all den Strukturen hervorheben. Worauf ich mit diesen Vergleichen aber hinaus wollte ist, dass diese Strukturen eine gewisse Selbstähnlichkeit aufweisen weil die größeren Strukturen immer aus vielen kleineren Strukturen der darunterliegenden Abstraktionsebene aufgebaut sind. Moleküle bestehen aus Atomen, biologische Zellen bestehen aus Molekülen, Menschen bestehen aus Zellen und Staaten bestehen aus Gruppen von Menschen.

Atome → Moleküle → Zellen → Menschen → Zivilisationen

Der wichtigste Unterschied zwischen diesen Ebenen besteht in den Größenordnungen. Jede Struktur besteht aus kleineren Bausteinen, ob es Menschen, Zellen oder Moleküle sind. Um diese Unterschiede zu klassifizieren führe ich den Begriff der Macht ein. Auf unterster physikalischen Ebene entspricht die Macht ziemlich gut der physikalischen Energie der Akteure, also der Atome und Moleküle. Je mehr Atome oder Moleküle aber zusammen kommen, desto größer ist auch deren Auswirkung oder Einfluss in der Umwelt, die Macht dieser Gruppe von Atomen steigt also tendenziell mit deren Anzahl.

Macht ist eine abstrakte Größe, die für jedes Objekt angegeben werden kann und die angibt, welche Auswirkungen, welchen Einfluss oder welche Interaktionsauswirkungen dieses Objekt auf seine Umwelt oder andere Objekte hat.

Das gleiche gilt aber auch für Zellen oder Menschen. Umso mehr Menschen sich zusammen schließen, desto mächtiger wird diese Gruppe. Während Sophie keinen großen Stein anheben kann der zu ihrem Ärger auf ihrem Acker liegt kann sie zusammen mit ihren Freunden eventuell genug Kraft aufbringen diese Findlinge vom Feld zu tragen. Damit ist ihre Gruppe von Freunden insgesamt mächtiger als Sophie alleine es sein kann denn zusätzlich zu ihrer eigenen Macht irgendwelche Dinge in der Welt zu verändern kommt die annähernd gleiche Macht der anderen Freunde hinzu.

Aber Sophie ist eindeutig mächtiger als z.B. eine Schaufel, mit der sie ihr Feld bearbeiten kann. Sophie ist auch mächtiger als eine Schnecke, die sich durch ihr Gemüse fressen will und meistens mächtiger als der Ozean, den sie bequem mit einem Boot besegeln kann. Aber Sophie ist nicht so mächtig wie z.B. der deutsche Staat der ihr jederzeit vorschreiben kann wie sie zu leben hat oder welche Steuerabgaben sie zu entrichten hat. Auch der Ozean kann zeitweise die Macht von Sophie in einem Unwetter oder einer Sturmflut weit übertreffen.

In diesen Fällen ist es recht eindeutig, wie die Machtverteilung zwischen den betrachteten Akteuren oder Objekten ist, auch wenn man keinen genauen Zahlenwert wie den Energiegehalt angeben kann. Sehr viel vielseitiger wird es, wenn mehr oder weniger gleichmächtige Akteure aufeinandertreffen wie z.B. ein Wolf auf ein Hund, eine Kanonenkugel gegen eine Mauer oder einfach Menschen untereinander z.B. in einem Wettkampf oder Spiel gegeneinander. Gerade weil wir die aktuelle Machtverteilungen in diesen Fällen meist nicht richtig kennen und abschätzen können ist die Vorhersage und der Ausgang des Spiels relativ ungewiss und somit spannend zu verfolgen und zu analysieren. Ein Kampf Sophie gegen Sparten wäre hingegen recht belanglos weil fast zu 100% der Ausgang des Wettstreits wegen der deutlichen Machtunterschiede fest steht. Sophie hat als Lebewesen normalerweise um Größenordnung mehr Macht die Umwelt zu verändern als ein Spaten der nur auf der Erde herum liegt und darauf wartet benutzt zu werden.

Speziell die Macht eines Menschen wie z.B. die Macht von Sophie hängt immer davon ab, wie gut der Körper von Sophie funktioniert, also wie kräftig, gesund und intelligent Sophie selber ist, was von der Gesundheit und dem Zusammenspiel ihrer Zellen abhängt aber auch wie viel Macht ihr von ihrer Gemeinschaft zugesprochen wird also welches Ansehen sie genießt und welche gesellschaftliche Stellung Sophie hat. Wird Sophie von allen geachtet, dann kann sie dieses Ansehen auch benutzen. Dieses Ansehen verleiht ihr Macht über die anderen Menschen, die Sophie diese Macht zusprechen und anerkennen. Wird Sophie aber als Wechselbalg oder als diebische Elster bezeichnet, dann ist es ehr unwahrscheinlich, dass Sophie viel Hilfe von der Gesellschaft erhalten wird.

Immer wenn Sophie mit ihrer Umwelt reagiert, dann tauscht sie Macht mit ihrer Umgebung aus. Egal mit welchen Objekten sie hantiert, benutzt oder einnimmt, immer geht entweder ein Teil der Macht von dem anderen Objekt auf Sophie über und stärkt Sophie somit in ihrer Macht, oder Sophie gibt ein wenig Macht an das andere Objekt ab. Das andere Objekt gewinnt dadurch etwas an Macht die Sophie verloren hat. Beispielsweise kann Sophie etwas essen, Luft einatmen oder die Wärme der Sonne genießen. Bei all diesen Aktionen gewinnt Sophie Macht durch ihre Umgebung hinzu um ihren eigenen Körper zu stärken und leben zu können. Aber genauso verliert sie auch jederzeit wieder Macht indem sie Arbeit verrichtet wenn sie z.B. Gegenstände anhebt, Spiele spielt, Sport treibt oder einfach nur nachdenkt oder sich ausruht. Alleine ihr Herz schlägt ununterbrochen und verteilt das Blut in ihrem Körper was physikalische Energie benötigt und somit eine Art Machtverlust für Sophie bedeutet. Macht die sie durch andere Aktionen wieder einnehmen muss um nicht irgendwann wegen Unterernährung sterben zu müssen.

Aber genauso wie Sophie Macht durch jede Interaktion mit anderen Objekten verlieren oder gewinnen kann so kann sie ihre Macht auch durch die Handlungen anderer Menschen ausweiten oder verkleinern. Jeder Kontakt, jede Kommunikation und jeder Handel mit anderen Menschen ist für Sophie immer auch ein Austausch von Macht mit diesen Menschen. Wenn Sophie von ihren Eltern Geburtstagsgeschenke oder ein Abendessen bekommt, dann verringern ihre Eltern ihre Macht um die Macht von Sophie zu stärken. Im Gegensatz schenkt Sophie ihren Eltern Aufmerksamkeit und Zuneigung und gibt ihren Eltern somit auch eine Art Machtposition. Wegen diesen Zuwendungen, zu denen auch die Erziehung, Streicheleinheiten und Liebkosungen gehören, bauen Sophies Eltern eine Beziehung zu Sophie auf von denen auch ihre Eltern profitieren. Denn sollte es ihren Eltern einmal durch eine Krankheit oder das Alter schlecht gehen, dann können sie durch ihre aufgebaute Liebe zu Sophie hoffen, dass Sophie sich auch in Zukunft um sie kümmern wird wenn ihre Eltern es einmal brauchen werden. Also selbst wenn Sophies Eltern durch all diese Geschenke objektiv ersteinmal an Macht verlieren, so stärken sie aber die Macht der Gruppe ihrer Familie durch diese Geschenke. Diese Macht muss nicht unbedingt nur durch Liebe ausgedrückt werden, Tyranei und Angst können genauso Machtmittel sein um eine Gruppe zusammenzuhalten.

Wenn Sophie freiwillige Arbeit in Sozialprojekten übernimmt, dann kostet das Sophie etwas ihrer Macht. Gleichzeitig geht diese Macht auf andere Leute über. Im Idealfall kommt diese Macht bei den Menschen an, die diese Macht auch wirklich für das Überleben benötigen. Aber Sophie kann nicht mehr Macht ausgeben als ihr selber zur Verfügung steht. Jede Macht, die Sophie irgendwie ausgibt muss sie vorher eingenommen haben. Sophie muss also jederzeit aufpassen, wie sie ihre Macht ausgibt und wie sie selber ihre Macht wieder auffüllen kann.

Sophie muss also immer aufpassen, dass sie bei einem Austausch nicht zu viel Macht verliert sondern ehr Macht dazu gewinnt, weil sie sonst ihr eigenes Überleben gefährdet. Umgedreht gilt das aber auch für alle anderen Menschen, die bei einer Interaktion mit Sophie nicht zu viel Macht verlieren wollen und dürfen. Menschen sind deswegen darauf angewiesen, dass alle beliebigen Interaktionen einigermaßen fair gestaltet sind weil sonst wenigstens einer der handelnden Menschen sehr viel seiner eigenen Macht verliert. Fair bedeutet also, dass die Handlungen zwischen Sophie und anderen Menschen so gestaltet sind, dass weder Sophie noch die anderen Menschen großartig an Macht verlieren. Es darf zwar einen Machtaustausch geben, aber wenn Sophie eine Machtart verliert, dann muss sie auch eine entsprechend gleichwertige Machtart dafür wieder erhalten. Nur dann ist die Interaktion fair und Sophie wurde nicht durch die anderen Menschen ausgenutzt.

Wenn Sophie also z.B. eine Karotte verkauft, dann verliert sie die Macht über die Karotte. Sophie muss also abschätzen wie viel Macht die Karotte ihr gegeben hätte wenn sie sie aufgegessen hätte und sie muss die Macht abschätzen die es ihr gekostet hat diese Karotte zu bekommen, durch eigenen Anbau oder durch den Ankauf von anderen Bauern. Die Macht, die sie durch einen Verkauf an andere Menschen in Form von Geld oder anderen Zuwendungen erhält sollte also wenigstens der Macht entsprechen, die sie selber für die Karotte ausgegeben hat, ansonsten verliert Sophie durch diesen Handel selber an Macht.



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Letztes Update: 03.Oct.2024