Historische Abkehr vom Goldstandard


Sophies Dorf profitiert von einem Goldstandard ungemein. Im Gegensatz zum Muschelgeld, wo jeder beliebig neue Muscheln am Strand finden konnte, muss im Goldstandard der Rohstoff Gold deutlich aufwändiger beschafft werden was ihn somit wertvoller macht. Und solange der Goldschmied seine Arbeit auch in guter Qualität durchführt, solange bleiben die Goldmünzen auch relativ wertstabil für den Handel im Dorf. Aber diese Bedingung zeigt auch, dass die Wertstabilität auch in einem Goldstandard an Bedingungen geknüpft ist. Und sobald diese Bedingungen nicht mehr Gelten oder mutwillig gebrochen werden gibt es die Aufhebung des Goldstandards. Jede selbst gegebene Regel der Gemeinschaft kann gebrochen werden.

In der echten Welt gab es in der Jahrhundertwende um 1900 einen weltweiten Goldstandard. So gut wie jedes Land setzte auf die Vorteile, die so ein hartes Geld brachte. Hartes Geld gewährleistet fairen Handel von dem beide Handelspartner profitieren und verhindert die unfaire Enteignung der Menschen durch Inflation.

1914 wurde die Goldbindung der einzelnen Währungen der Länder schlagartig aufgehoben. Denn 1914 brach der erste Weltkrieg aus und die Regierungen der einzelnen Länder versuchten so schnell wie möglich ihr Militär weiter auszubauen. Dazu waren sie aber auf die enormen Geldmittel der Bevölkerung angewiesen, ob diese das Geld abgeben wollte oder nicht. Speziell das deutsche Reich war auf den Krieg nicht vorbereitet und die Geldmittel des Reichs hätten nur für zwei Tage Krieg gereicht. In einem Goldstandard hätte die Regierung ihre Steuereintreiber losschicken müssen um die nötigen Mittel einzusammeln, was wahrscheinlich viel zu lange gedauert hätte. Stattdessen wurden Geldscheine erstellt, die dem Gegenwert von Gold versprachen wobei die Regierung dieses Gold nicht vorrätig hatte. Das wussten die Menschen, die diese Geldscheine wie immer angenommen hatten jedoch nicht. Auf diese Weise konnte die Regierung sehr viel Macht mit einem vermeintlich fairen Handel einsammeln, indem sie die wirklichen Gegenwerte nicht herausgegeben hat.

Dieses Prinzip wurde in allen am Krieg beteiligten Länder gemacht um so viel Macht wie möglich in den Krieg stecken zu können. Denn der Krieg ist auch nur ein Machtkampf, den das stärkste und mächtigste Land gewinnt. Dieser Machtkampf ist nur auf einer viel größeren Skala als ein einzelner Mensch alleine ausrichten kann.

Auf die Einzelheiten des Krieges will ich hier nicht weiter eingehen. Die vielen Schlachten und diplomatischen Verwicklungen können bei Interesse in vielen guten historischen Büchern nachgelesen werden. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass der Goldstandard mit diesem Krieg weltweit aus politischen Gründen abgeschafft wurde und so eine Abschaffung auch nach einer Wiedereinführung jederzeit wieder passieren kann. Deutschland verlor den Krieg und musste sich die Alleinschuld eingestehen. Die Folge war eine enorme Reparationszahlungsforderung der Siegermächte. Obwohl die Deutsche Mark vor dem Krieg aus ungefähr 2000 Tonnen Gold bestand musste Deutschland nach dem Krieg in Sofortzahlungen von umgerechnet 7000 Tonnen Gold bezahlen und weitere Forderungen über 42 Jahre verteilt liefern. Weil das physische Gold für den Krieg ausgegeben wurde und einfach nicht mehr da war konnte Deutschland nicht anders als diese Forderungen mit weiterem Papiergeld zu begleichen, was mit einer zerstörten Wirtschaft schnell in einer Hyperinflation endete.

Eine Hyperinflation bedeutet, dass das Geld der Menschen zusehends seinen Wert verliert. Heutzutage sind die Menschen vielleicht an eine Abwertung von wenigen Prozent pro Jahr gewöhnt. Das ist vielleicht lästig aber nichts allzu schlimmes weil diese Inflation auch mit höheren Löhnen wieder ausgeglichen werden kann. Wenn das Geld jedoch mehrere Prozent pro Tag an Wert verliert, dann sehen die Menschen ihre Werte vor ihren Augen verschwinden. Die Menschen müssen ihren Wochenlohn sofort nach Erhalt auf dem Markt ausgeben weil sie am nächsten Tag schon für das gleiche Geld weniger der benötigten Nahrungsmittel oder Haushaltsgüter bekommen. Am Ende mussten die Menschen ihren Wochenlohn schon mit einer Schubkarre abholen weil sie so viele Papierscheine als Lohn bekamen. Das zeigt vielleicht ein wenig, wie zerstörerisch eine Hyperinflation wirken kann weil sie den zwischenmenschlichen Handel, aus dem die Gesellschaft besteht, unterbindet und unfair macht.

Die USA verblieben im Goldstandard und erlebten mit den goldenen zwanzigern einen Aufschwung, der sich auch in einer Übertreibung und Blasenbildung verfestigte. Gerade Europa litt enorm unter den folgen des ersten Weltkrieges und die USA fuhren große Handelsüberschüsse ein, sodass sich große Goldreserven in den USA sammelten. Mit dieser Aufwertung der Werte der USA kamen jedoch auch viele Spekulanten, die mit den Gewinnaussichten ihr Geld zu machen versuchten. Das führte in die Weltwirtschaftskrise 1929 und die Abkehr vom Goldstandard auch in den USA um mit frischem Geld die Wirtschaft wieder ankurbeln zu können. Die USA führten 1933 sogar ein Goldverbot für die Bevölkerung ein um somit das Abfließen der Goldreserven zu unterdrücken.

Auch Deutschland traf die Weltwirtschaftskrise wiedereinmal hart was sicher auch ein Grund für die Machtergreifung der Nationalsozialisten war und zum zweiten Weltkrieg führte. Auch auf die Details dieses Krieges möchte ich hier nicht groß eingehen, Deutschland verlor auch ihn wieder mit einer vernichtenden Niederlage und die Siegermächte verkleinerten und zerteilten das Land in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR).

Die USA gingen aus diesem Krieg deutlich gestärkt hervor und erhoben in der Bretton-Woods-Konferenz 1944 Anspruch auf die Weltleitwährung. Auf dieser Konferenz wurden in Zusammenarbeit mit 44 anderen Nationen ausgehandelt, dass nur der Dollar eine goldgedeckte Währung bleiben soll und jederzeit mit einem Umtauschkurs von 35 Dollar pro Feinunze Gold zu bekommen ist. Für alle anderen Währungen wie die Westdeutsche Mark, der Französische Franc oder der Britische Pfund wurden feste Wechselkurse zueinander bestimmt, die nie mehr als 1% abweichen durften. Damit gab es wieder einen DeFacto-Goldstandard weil jede dieser 44 Währungen mit einem festen Wechsekurs in Dollar getauscht werden konnten und diese mit einem festen Umtauschkurs in Gold.

Während es also früher einen echten Goldstandard mit harten Goldmünzen gab wurde der Goldstandard nach und nach aufgeweicht und Geldscheine anstatt Gold gehandelt. Diese enthielten zwar das Versprechen, diese Scheine jederzeit wieder in Gold umtauschen zu können, aber ein Versprechen kann ja auch jederzeit gebrochen werden. Spätestens wenn das versprochene Gold physikalisch nicht vorhanden war, konnte es auch nicht mehr ausgezahlt werden. Geldscheine sind also nichts anderes als eine Art Kredit auf das wirkliche Gold mit einem entsprechendem Risiko das man das Gold doch nicht bekommt. Mit dem Bretton-Woods-System wurde eine weitere Vertrauensbasis zwischen dem Geld und dem Gold gelegt. Nicht das eigene Geld kann in Gold getauscht werden sondern nur der Dollar.

Für die USA war dieses System jedoch sehr vorteilhaft denn ihr Geldsystem wurde jetzt Weltweit nachgefragt. Jede Zentralbank konnte jetzt auch Dollar anstatt Gold hinterlegen um ihre eigene Währung zu stützen. Damit wurde die Nachfrage an Dollar enorm erhöht und somit der Wert des Dollars. Außerdem gab es zwar eine Eintauschpflicht von Dollar in Gold, aber das bedeutet nicht, das es nicht trotzdem immer mehr Dollarscheine geben kann. Dass diese Geldmengen nicht mehr gedeckt sind fällt ja erst auf, wenn man kein Gold mehr für die Scheine bekommt. Die USA konnten also weiterhin Geld drucken und diese Geldscheine in die Welt exportieren und dafür echte reale Gegenwerte ins Land hohlen. Die dafür einsetzende Inflation fällt nicht mehr so stark auf, weil dafür ja nicht mehr nur die Einwohner der USA bezahlen sondern die gesamte Welt, die die Dollar hält.

Mit den Koreakrieg und später mit dem viel teurerem Vietnamkrieg übertrieben die USA es aber mit dem Drucken von Dollar und das Vertrauen in die Leitwährung schindete rapide. Die Welt bemerkte, wie die Goldreserven der USA sich verringerten weil viele Staaten von ihrem Umtauschrecht in Gold Gebrauch machten. 1971 hob der amtierende Präsident der USA Richard Nixon endgültig den politischen Goldstandard auf und beendete die Umtauschbarkeit vom Dollar zu Gold. Auch wenn dieser Schritt eine Staatspleite gleich kam, die nun unlimitiert mit neuem Geld überdeckt werden konnte, so blieb die Welt mangels alternativen für den Welthandel bei dem Dollar als Weltleitwährung. Das lag z.B auch daran, dass die USA mit dem Petrodollar, also die Bindung der Ölnachfrage an Dollar, das Vertrauen in den Dollar wieder stärken konnte und mit China als Montagefabrik des Westens, die den Dollar akzeptierten auch einen guten Absatzmarkt gefunden hatten.

Der Goldstandard als hartes Geld hat zwar viele gute Eigenschaften für die einzelnen Menschen, die politische Macht der Länder ist jedoch meistens größer und für diese ist ein harter Goldstandard hinderlich um an die Werte der Menschen zu kommen. Am Ende wird es immer wieder auf einen Machtkampf zwischen der Bevölkerung und den Regierungen hinauslaufen, wie das Geldsystem aussehen wird.



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Letztes Update: 03.Oct.2024