Inflation


Was ist Inflation?

Das Wort Inflation hat lateinische Wurzeln. "Inflatio" bezeichnet z.B. das Anschwellen oder das Aufblähen und "inflare" bedeutet hineinblasen oder aufblasen. Inflation bezeichnet also ersteinmal nur eine steigende Anzahl von irgendwelchen Dingen. Eine Bakterienkultur breitet sich mit ihrem exponentiellem Wachstum z.B. inflationär aus, solange sie genug Nahrung findet.

Im Finanzwesen bedeutet Inflation allgemein die Gewissheit, dass Ausgaben jeglicher Art immer teurer werden. Aber warum ist das so? Was ist Inflation genau und warum ist Fiatgeld Inflationär. Am Beispiel der Bakterienkultur wird deutlich dass wir, wenn wir das Wort Inflation benutzen, davon ausgehen das etwas mehr wird. Historisch ist damit die Gesamtgeldmenge gemeint, also wie viel Geld von einer Währung überhaupt existiert. Heutige Zentralbanken haben einen guten Überblick darüber, wie viel Geld existiert und wie viel im Umlauf ist.

Intuitiv würde man sagen, dass wenn die Geldmenge steigt, dann steigen auch die Preise in dieser Währung. Dabei hat man das Modell im Kopf, dass wenn man mit einer Gruppe auf einer einsamen Insel gestrandet ist und Beispielsweise jeder der 5 Leute 100€ mitgenommen hat, dann ist die Gesamtgeldmenge genau 500€, nicht mehr und auch nicht weniger. Nun können die Leute untereinander Handel betreiben, sich z.B. gegenseitig Häuser bauen, Fische fangen usw. Wie viel ihre jeweiligen Aktionen kosten können sie mit einfachen Überlegungen anstellen: Wie viel Wert hätte ein Handel im Gegensatz zur Gesamtgeldmenge, die 500€? Ein Fisch würde vielleicht 5€ kosten während eine Hütte aus Palmen 100€ Wert wäre.

Insgesamt kommt es natürlich auf das Angebot und die Nachfrage an. Gibt es auf der Insel natürliche Höhlen, dann sinkt der Bedarf und somit der Wert an selbstgebauten Hütten. Und wenn die Gruppe einige Tage lang kein Fisch fängt dann können die Nahrungsvorräte im Wert steigen. Trotzdem werden all die Überlegungen daran gemessen wie viel Geld überhaupt auf der Insel vorhanden ist, weil die Preise eben auch von der Nachfrage abhängt und die Nachfrage nie mehr als 500€ sein kann.

Würden wir das Beispiel nämlich abändern, z.B. statt 100€ hätte jeder der 5 Leute 1000€, dann würde der Handel auf der Insel genau gleich funktionieren, nur dass die ausgetauschten Werte auf einmal 10 mal so groß sind. Und umgekehrt, wenn jeder nur 10€ dabei hätte, dann würde im oberen Beispiel die Hütte nur 1€ kosten. Alles wird in Relation zur vorhandenen Geldmenge bestimmt, dabei ist der genaue Zahlenwert des Geldes nicht relevant sondern nur die relativ zueinander ausgetauschten Werte.

Genauer gesagt handeln die Menschen bei einem Tausch den Wert der Tauschware in Geld jederzeit individuell neu aus. Dabei ist es nicht relevant, wie viel Geld es insgesamt gibt, sondern wie viel Geld der Käufer für die Ware ausgeben kann. Wenn es also nur 100€ insgesamt gibt, dann kann ein Käufer nicht mehr als diese 100€ für einen Handel gleichzeitig ausgeben. Ehr im Gegenteil, es ist wahrscheinlich, dass das Geld sich ja auch auf die anderen Menschen aufteilt und der Käufer somit deutlich weniger Geld zur Verfügung hat. Wenn der Händler also seine Ware wie einen Fischfang verkaufen will, dann muss er einen Preis akzeptieren, die der Käufer auch bezahlen kann.

Für die Inselbewohner ist also nicht wirklich relevant, wie viel Geld auf der Insel existiert sondern wie viel Geld sie in Relation zueinander jeweils haben. Aber die Geldmenge wird dann wieder relevant, wenn die Inselbewohner gerettet werden, Denn dann misst sich der Zahlenwert ihres Geldes aufeinmal mit der Geldmenge von unzähligen anderen Menschen, die nicht auf der Insel waren. Egal wie der Handel auf der Insel am Ende ausgegangen ist, also z.B. ob alles Geld bei einer Person gelandet ist die auf der Insel sehr reich war, oder ob sich das Geld gut unter der Gruppe aufgeteilt hat, im Gegensatz zu den Milliarden von anderen Euros ist der Wert der Gruppe wieder gering. Der Reiche auf der Insel ist auf einmal nicht mehr reich, wenn er die Insel mit nur 100€ oder 1000€ verlässt. Das ist dann eine persönliche Inflation, die durch die Rettung entsteht weil der Markt der Insel sich aufeinmal mit dem Weltmarkt messen muss.

Mit diesen Beispielen wird anschaulich klar, dass die Änderung der Geldmenge zwar ein Indikator für Preisänderungen sein kann, aber nicht unbedingt eine absolute Aussage über die Preise darstellt. Die Preise werden immer individuell festgelegt, die auf Angebot und Nachfrage reagieren. Eine Geldmengenerhöhung bewirkt zwar eine Erhöhung des Angebotes von Geld, aber es gibt viele weitere Faktoren, die auch auf die Preise und somit auf die Inflation einwirken.

Was ist jetzt Inflation?

Auch wenn eine Geldmengenausweitung schon sehr gut zur generellen Definition der Inflation passt haben sich Ökonomen dazu entschieden den Begriff nicht über die Geldmenge zu definieren.

Gründe dafür sind unter Anderem, dass bei einer kleineren Gruppe von Leuten es zwar schnell bemerkt wird, wenn ein wenig mehr Geld im Spiel ist, aber in größeren Gruppen dieses neue Geld nicht wirklich auffällt. Wenn im Beispiel oben die Gruppe auf der Insel eine Schatztruhe findet, die die Gesamtgeldmenge verdoppelt, dann können sie sich zwar erstmal darüber freuen mehr Geld zu haben. Aber alle von ihnen Wissen dass es in ihrem System auf einmal mehr Geld gibt und werden ihre Preise für Fische usw. sofort anpassen. In diesem Fall gibt es hallt kurzfristig eine Inflation um 100% und dann läuft der Wirtschaftskreis der Gruppe wieder genauso ab wie vorher auch. Selbst wenn in der Gruppe ein Bänker ist, der eine Druckerpresse mitgenommen hat und nachträglich mit ein wenig Material noch weiteres Geld drucken kann, und die anderen Gruppenmitglieder davon nichts wissen, dann wird trotzdem recht schnell auffallen, dass sich die Geldmenge erhöht und die Gruppe wird automatisch ihre Preise anpassen. Einfach weil es auffällt, wenn einer der 5 Leute weniger Arbeitet, als er an Geld ausgibt und somit das Angebot an Geld verfälscht. In einer großen Gruppe mit einer deutlich größeren Geldmenge und Wirtschaftsteilnehmern fallen die einzelnen neugedruckten Scheine aber nicht groß ins Gewicht. Man kann auch sagen, dass das neue Geld gegenüber der vorhandenen Geldmenge klein ist und somit die Preisgleichgewichte nicht sehr groß beeinflusst. In der kleinen Gruppe ist das neugedruckte Geld jedoch Wirtschaftsrelevant und hat somit einen großen Effekt auf die Preise.

Stellt man sich im Gegensatz zu dieser kleinen Inselgruppe ein großes Land wie Deutschland mit 80 Millionen Menschen und vielen Zusammenschlüssen von Menschen wie Vereine, Firmen, Religionsgemeinschaften usw. vor, dann ist es schon schwieriger festzustellen ob sich die Gesamtgeldmenge erhöht oder verringert hat. Bänker oder die Zentralbank könnten ohne Probleme offiziell viel Geld in Umlauf bringen ohne dass die Bevölkerung das sofort mitbekommt. Damit bleiben die Preise ersteinmal stabil obwohl mehr Geld im Umlauf ist. Erst wenn die Menschen bemerken, dass es immer mehr Geldangebote gibt als die Waren, die sie Produzieren an Gegenwert haben, dann erhöhen die Verkäufer ihre Preise.

Der Bevölkerung ist es eigentlich ersteinmal ziemlich egal, wie viel Geld es insgesamt gibt. Einerseits können sie es ja nicht genau wissen wie viel Geld es wirklich gibt weil sie nicht einfach zu jedem Menschen gehen können und ihr Geld zählen können und bei Umfragen könnten die anderen Menschen ja auch lügen und müssten ihre Geldreserven nicht mit angeben. Andererseits verfolgen sie auch nicht jederzeit die Geldmenge. Also selbst wenn sie durch z.B. eine Zentralbank die Info haben könnten, wie viel Geld es gibt, macht es wenig Sinn jeden Tag nachzuschauen wie viel es heute genau an Geld gibt. Aber die Bevölkerung bemerkt auf ihren Handelsplätzen, ob es mehr Angebot von dem Gut Geld gibt oder weniger. Wie auf jedem freien Markt bilden Angebot und Nachfrage den Preis und wenn es eine größere Gesamtgeldmenge gibt, dann verteilt sich dieses Geld früher oder Später auf den Märkten. Gibt es also neues Geld, dann wird dieses Geld früher oder später eine Nachfrage erzeugen, was die Preise ansteigen lässt. Umso mehr Geld so neu in dem Umlauf kommt, desto größer sind auch die resultierenden Preisanstiege.

Damit ist schon klar, dass es wenigstens einen Zeitverzug geben muss bevor das neue Geld eine Teuerungsrate hervorruft. Somit gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen Geldmengenausweitung und einer Teuerungsrate. Lediglich viele indirekte Folgen von neuem Geld führen mit der Zeit zu einer Verteuerung. Und weil dieser Zusammenhang zwischen Geldmengenausweitung und Preiserhöhung nicht so offensichtlich ist, haben die Ökonomen Abstand von der Definition Inflation gleich Geldmengenausweitung genommen.

Was ist jetzt endlich Inflation?

Heutige Ökonomen haben es geschafft die Definition der Inflation über die Geldmengenausweitung zu verzerren. Sie definieren die Inflation nur über die Preissteigerungen eines Durchschnittsverbraucher. Wenn die Durchschnittspreise einer Wahre hochgehen, dann haben wir Inflation und wenn sie runtergehen dann haben wir Deflation.

Um diese Preissteigerung auch wirklich messen zu können haben sich die Ökonomen einen Warenkorb definiert, der alles beinhaltet, was ein Durchschnittsmensch so braucht. In diesem Warenkorb sind z.B. Bekleidung und Schuhe, Alkohol und Tabakwahren, Nahrungsmittel oder Freizeitaktivitäten aufgelistet. Aber Aktienpreise oder Immobilienpreise sind nicht gelistet. Von all den gelisteten Kategorien werden jeden Monat die Durchschnittspreise ermittelt und bestimmt, wie viel Geld ein Durchschnittsmensch für diese Kategorie ausgibt. Mit diesen Ausgabewerten kann nun Monat für Monat verfolgt werden wie sich die Preise entwickeln. Steigt z.B. der Bekleidungsmarkt an und singt dafür im Ausgleich die Wohnungsausgaben, so gibt es per Definition keine Inflation. Die Inflationszahlen werden nun über ein gesamtes Jahr gerechnet. Sind z.B. die Verbraucherpreise im Durchschnitt in diesem Juni 3% höher als im Juni letzten Jahres, so hat der betrachtete Wirtschaftsraum eine Inflation von genau 3%.

Die Probleme des Warenkorbs

Dieses Modell der Inflation hat aber mehrere schwerwiegende Probleme. Anstatt einfach die Gesamtgeldmenge zu beobachten, was die Zentralbanken sowiso tun, muss nun Monat für Monat bestimmt werden was überhaupt im Durchschnitt konsumiert wird und zu welchem Verhältnis dieser Konsum stattfindet. Also ob die Menschen 50% ihres Geldes für ihre Wohnung ausgeben oder nur 40% und dann muss für jede dieser Kategorien die Preisstatistik aufgestellt werden.

Damit stellt dieses System unglaublich viele Stellschrauben bereit, die die Politik in beliebige Richtung verändern kann. Wenn es z.B. Geldpolitisch gewollt ist, dass es kaum Inflation gibt obwohl man viel neues Geld druckt, dann lässt man Immobilienpreise einfach nicht in die Statistiken einfließen oder gewichtet die Durchschnittsverbräuche zugunsten der Wahren, die kaum teurer geworden sind.

Jahr Offizielle Inflation Jahr Offizielle Inflation
2022 1,073 2011 1,021
2021 1,031 2010 1,011
2020 1,005 2009 1,003
2019 1,014 2008 1,026
2018 1,018 2007 1,023
2017 1,015 2006 1,016
2016 1,005 2005 1,015
2015 1,005 2004 1,017
2014 1,01 2003 1,011
2013 1,014 2002 1,013
2012 1,02 2001 1,02
Gesammt:1,463

Wenn man diese Zahlen einmal aufmultipliziert, denn jedes Jahr wird das Geld offiziell um genau diesen Wert entwertet, dann erhält man eine Inflationsrate von 1,46322% für die 22 Jahre von 2001 bis 2022. Also von 2000 bis jetzt soll es nur eine offiziell Entwertung des Geldes von ungefähr 50% gegeben haben. Ökonomen wie Hans Werner Sinn sprechen davon, dass es offiziell ca. 70% Entwertung seit Einführung des Euros gegeben haben soll. Wenn man sich aber einmal die Supermarktpreise anschaut, dann kommt man zu einem ganz anderen Ergebnis. Ein Döner hat 2000 in Berlin noch 4DM gekostet, also 2€. Jetzt im Jahr 2022 bezahlt man wenigstens 6€ und mehr, der Preis wurde also nicht nur verdoppelt sondern mehr als verdreifacht. Und andere Lebensmittel sind genauso teurer geworden. Die Umrechnung von DM zu € mit geteilt durch 2 haben wir jetzt schon erreicht und die Dönerpreise haben diesen schon lange überholt. Nach dem Warenkorb und der offiziellen Inflationsrate gibt es aber statt 100% Inflation, also einer Verdoppelung, nur eine Vereineinhalbfachung. Offiziell müssten die Preise also nur um den Faktor 3/2 oder 1,5 angestiegen sein, und der Dönerpreis müsste damit bei 3€ liegen. Wirklich bezahlen müssen wir aber 6€ und mehr.

Zusätzlich sind alleine in Berlin die Immobilienpreise vom Jahr 2010 bis zum Jahr 2018 offiziell um 129% angestiegen. Also statt die 50% über 20 Jahre sind die Immobilienpreise 130% in 10 Jahren gestiegen. Da sie jedoch nicht im Verbraucherpreisindex gelistet sind beeinflussen sie die offizielle Inflationsangaben auch nicht. Diese Inflationszahlen sind also hochgradig geschönte Werte um den Menschen ein stabileres Geldsystem vorzugeben als das Geldsystem wirklich ist.

Je nachdem was ein Durchschnittsbürger isst, werden Lebensmittel natürlich anders gewichtet. Essen die Menschen in einem Jahr mehr Fleisch oder mehr Gemüse, mehr Kartoffeln oder doch lieber Nudeln oder Reis, gibt es häufiger Fisch oder Eier auf dem Essenstisch? Wenn Nudeln in einem Jahr deutlich teurer werden, aber die Geldpolitiker ein Interesse haben die Inflation gering anzugeben, dann können sie einfach den Nudelverbrauch des Durchschnittsbürgers geringer ansetzen. Und so kann man mit allen Waren statistisch ein wenig herumspielen um so die Inflation auf einen Wert bringen, den sich die Geldpolitiker selber wünschen.

Dass der Warenkorb laufend angepasst und umgewichtet wird liegt in dem technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt der Menschen. Die Menschen gehen eben mit der Zeit und kaufen heutzutage nicht mehr mit der gleichen Rate ihre Radios wie sie es in der Zeit von 1970 getan haben. Einfach weil jetzt jedes beliebige Smartphone die Funktion eines Radios beinhaltet. Auch die Essgewohnheiten ändern sich mit der Zeit sodass der Durchschnittsmensch eben jedes Jahr anders aussieht. Aber diese Änderungen lassen eben auch sehr viel Spielraum für gezielte Manipulation der Statistiken.

Wenn also gewünscht ist, dass die offizielle Inflationsrate gering ist, dann kann man Preiskategorien, die sehr große Preissteigerungen vollzogen haben, einfach untergewichten, sodass sie nicht sehr stark in die Statistik mit eingehen. Aber auch die Preisstatistik selber kann man schon manipulieren, weil diese immer davon abhängt, welche Umfragen oder Stichproben man analysiert. Wenn man z.B. eine Preiskategorie Fernseher hat, dann können zwar alle Geräte in einem Jahr insgesamt teurer geworden sein, aber es könnten auch 20 neue Billiggeräte auf dem Markt gekommen sein. Obwohl man dann zwar für die gleiche Qualität mehr bezahlen muss geht nur der Durchschnitt in die Statistik ein und die vielen neuen Billiggeräte sind nuneinmal billiger als die teuren Geräte im Vorjahr. Also obwohl man deutlich mehr für einen vernünftigen Fernseher bezahlen muss gehen Fernseher in die Statistik als deflationär ein, was die Statistik natürlich auch künstlich nach unten korrigiert. Außerdem kann man mit der Definition eines Durchschnittsbürgers schon sehr viel anstellen. Z.B. beinhaltet dieser Warenkorb keine Aktien oder Immobilienpreise aber Mieten von Wohnungen. Mit all diesen Mitteln kann man die offiziellen Inflationszahlen immer so gut darstellen, wie man sie gerne präsentieren möchte.

Es gibt unglaublich viel Spielraum wie die Inflationsraten angepasst werden können. In dem betrachtetem Zeitraum von 2000 bis 2020 gab es offensichtlich den geldpolitischen Willen die Inflationsrate klein zu halten. Offiziell strebte die Zentralbank ein Inflationsziel von 2% an, dass sie mit nur 1% auch regelmäßig unterbot. Die Schlussfolgerung auf diese "zu niedrige" Inflation war also, dass mehr Geld in den Umlauf gesteckt werden muss.

Reiche wurden im Inflationsindex weniger betrachtet weil sie einfach nicht dem Durchschnittsmenschen entsprechen und somit die Wertanlagen wie Aktien und Immobilien aus dem Verbraucherpreisindex genommen werden konnte. Die Begründung, dass Reiche ihr Geld nicht wie der Durchschnitt ausgeben würden verzerrte den Verbraucherindex, alleine weil sich der Großteil des Geldes oder der Werte bei den Reichen sammelt und somit der größte Anteil der Inflation nicht berücksichtigt wird.

Die Probleme der Inflation

Warum mache ich aber so viel Aufhebens darum dass mit den Inflationszahlen getrixt wurde? Was sind die folgen von Inflation?

Grob gesagt: Inflation ist IMMER eine Umverteilung von Arm zu Reich. Die Inflation begünstigt die wachsende Kluft von Vermögenden gegenüber der Mittelschicht. Dafür gibt es wenigstens zwei Faktoren. Zum einen der Cantilioneffekt und zum Anderen der Fakt, dass reiche Leute ihr Geld nicht in wirklichem Geld sondern in Sachwerte lagern. Wenn Geld neu erschaffen wird, dann kann irgendwer dieses Geld einfach ausgeben ohne vorher eine Gegenleistung erbracht zu haben. Das kann man sich gut mit dem Extrembeispielen vorstellen: die Bänker brauchen nie wirkliche Arbeit leisten. Sollten die Hunger haben gehen sie zur Gelddruckmaschine, drucken sich ein paar Scheine und bezahlen davon den Bauern der bereitwillig Schweine und Eier liefert. Ist das Haus zu klein, druckt der Bänker sich Geld und bezahlt damit Arbeiter um ihm das Haus auszubauen, usw. Damit leben sie auf kosten der Gesellschaft und entziehen der Gesellschaft ihre Lebensgrundlage. Denn die Bauern müssen nun mehr erwirtschaften um selber satt zu werden und die Familie des Bänkers durchfüttern zu können.

Keine der Arbeiten, die für den Bänker so durchgeführt wurden sind mit wirklichen Werten gedeckt, es gibt nur das Versprechen dass die Scheine auch was Wert sind. Wenn die Leute aber mitbekommen, dass das Geld keinen Gegenwert hat, also dass sie sich von diesen Scheinen nicht wieder das einkaufen können, was sie durch den Erhalt der Scheine verloren haben, dann wollen sie dieses billigere Geld auch nicht mehr Annehmen. Dann kommt es zur Inflation und einer Abwertung des Geldes. Und diese Abwertung passiert genau solange, bis das Geld wieder den entsprechenden Gegenwert hat, den die Menschen über Marktpreise als sinnvoll erachten. Diese Leute bemerken dabei selten, dass durch die eintretende Inflation ihre geleistete Arbeit verfällt. Sie haben z.B. das Haus des Bänkers gebaut und gehofft sich für den erarbeiteten Lohn selber ein Haus kaufen zu können. Denn genau diesen Gegenwert haben sie erschaffen und in dem Geld gespeichert. Durch die Inflation wird der Gegenwert aber verringert.

Dieses Beispiel zeigt beide Umverteilungseffekte gut auf. Der Cantilioneffekt, dass das neu geschaffene Geld vorrangig dem Hüter des Gelddruckens zugute kommt. Und dass der reiche Bänker sein Geld nicht wirklich selber hält. Er tauscht es gegen Sachwerte die von der Inflation gleich doppelt profitieren. Zum einen wird das Geld nicht durch Inflation entwertet aber durch die Entwertung müssen Andere jetzt mehr für die Werte bezahlen.

Wenn der Bänker sein Haus z.B. für 500.000€ bauen lassen hat, dann hat er das Geld ausgegeben und es kann ihm egal sein wie die Inflation den Wert des Geldes wegnimmt. Das Geld ist nicht mehr in seinem Besitz aber auf dem Papier könnte er es jederzeit wieder bekommen indem er sein neues Haus für die 500.000€ verkauft. Er besitzt also nur virtuell die 500.000€ aber ein Haus. Jetzt kommt die Inflation von z.B. 10%. Der Bänker kann sein Haus also für 10% mehr Geld verkaufen. Er besitzt jetzt also virtuell 550.000€ mit dem Haus. Die Inflation hat ihn also nicht enteignet sondern auf dem Papier sogar reicher gemacht.

Der Bauarbeiter, der die 500.000€ hat besitzt zwar immernoch die 500.000€, aber alles was er sich von diesem Geld kaufen kann ist mit der Inflation auch teurer geworden. Das Haus könnte er sich jetzt nicht mehr leisten, da es ja jetzt 550.000€ kostet, also 50.000€ mehr als er besitzt. Ohne eine Inflation hätte er sich das Haus aber jederzeit mit seinem Geld abkaufen können. Mit der Inflation ist aber alles andere teurer geworden sodass es sich nicht mehr das kaufen kann, was er sich vor der Inflation hätte kaufen können. Nicht nur das Haus des Bänkers sondern auch alles andere wie Lebensmittel oder Urlaubsreisen. Die Inflation hat für ihn als wirklichen Geldbesitzer ein Kaufkraftverlust bewirkt. Durch die Inflation ist der Wert des Geldes auf die Sachwerte unter anderem vom Bänker übergegangen.

Dieser Effekt ist leider nur indirekt bemerkbar, denn offensichtlich hat der Bänker ja nur das Haus und der Bauarbeiter die 500.000€. Der Wertübertrag durch die Inflation fällt nur über die Zeit auf, wenn die Inflation einsetzt. Der Bänker als Hausbesitzer nimmt durch eine 10% Inflation also 50.000€ ein. Das sind die Werte, die dem Bauarbeiter, der das Geld behält, durch Inflation genommen werden. Der Bauarbeiter kann sich nur gegen diese Enteignung schützen, indem er das Geld rechtzeitig selber ausgibt und Sachwerte davon kauft. Denn alle Sachwerte profitieren auch wieder von der Inflation weil man diese Gegenstände nach der Inflation für mehr Geld wieder verkaufen kann. Aber irgendjemand bleibt am Ende auf dem Geld sitzen wenn es entwertet wird. Und all die Geldbesitzer bezahlen dann ungefragt mit ihrem Kaufkraftverlust den Gewinn des Bänkers von 50.000€ und alle anderen Preissteigerungen. Wenn der Bänker jetzt 50.000€ für ein Haus einnimmt, was ist wenn er zwei, drei oder hundert Häuser besitzt? Alle steigen durch Inflation im Wert und der Bänker bekommt durch Inflation dann auch zwei, drei oder hundert mal die 50.000€ geschenkt.

Dieses Prinzip funktioniert für alle Sachwerte, ob Häuser, Firmenanteile, Gold oder Silber und da gerade reiche Menschen sehr viele Sachwerte besitzen profitieren reiche Menschen sehr viel von der Inflation. Bill Gates ist nicht einer der reichsten Menschen der Welt, weil er sehr viel Geld auf dem Konto oder auf seinem Sparbuch hat, denn den Wert von diesem Geld würde auch er durch Inflation verlieren. Bill Gates ist so reich, weil wenn man all seinen Besitz in Euro oder Dollar umrechnet, dann kommt man auf diese gigantischen Geldsummen. Aber seine Firmenanteile und Immobilien werden durch die Inflation nur immer teurer und somit wird er durch die Inflation auch immer reicher.

Wenn Claudia also z.B. eine million Euro in Aktien, Immobilien und sonstige Wertanlagen investiert, und es eine reale Inflation von den offiziellen 2% gibt, dann bekommt Claudia jedes Jahr 20.000€ durch die Wertsteigerungen ihrer Sachwerte geschenkt weil sie ihre Sachwerte für dieses Geld teurer verkaufen kann. Daran sieht man schon, dass man nur einen gewissen Startwert an Sachwerten haben muss um von der Inflation problemlos leben zu können. Mit schon 10 millionen Euro in Sachwerten erhält man somit ein passives Jahreseinkommen von 200.000€, mit dem man problemlos ein gutes Leben führen kann. Dieses Einkommen muss aber von irgendwie bezahlt werden. Irgendjemand, auch wenn es viele einzelne Menschen sind, müssen für dieses Einkommen ihre Besitztümer oder ihre Kaufkraft abgeben um das Leben des reichen Investors zu finanzieren, die mit dem Prinzip der Inflation immer reicher werden. Inflation ist damit eines der größten Treiber der Schere zwischen armen Menschen und reichen Menschen, denn die armen Menschen, die nicht solche Besitztümer haben, können sich durch die Erhöhung der Preise einer Inflation immer weniger der Besitztümer leisten und müssen immer mehr dafür arbeiten um überhaupt Besitztümer wie Nahrung oder eine Wohnung sich leisten zu können.

Was also durch die Inflation passiert ist, dass die reichen Macht im Verhältnis ihres Besitzes bekommen und diese Macht von der armen Bevölkerung abgegeben wird. Die armen Menschen ohne große Besitztümer können sich durch diese Umverteilung bzw. das Stehlen ihrer Kaufkraft immer weniger leisten während die Reichen die Preise immer schneller anheben als die Armen sich mit neuem Geld versorgen können und Inflationsausgleich bekommen.

Diese zwei Effekte, der Cantilioneffekt und die Sachwertaufwertung durch Inflation führen dazu dass Menschen, die nicht genug Geld haben um es in Sachwerte zu investieren immer weiter enteignet werden. Und zwar indirekt weil einfach alle Sachwerte durch Inflation immer teurer werden. Die Mittelschicht verliert allerdings genauso weil die Reichen nocheinmal deutlich mehr Sachwerte haben und somit deutlich mehr profitieren. Wenn man von 10 millionen Euro schon aus der Preissteigerung problemlos leben kann, wie kann dann jemand leben, der das tausendfache dieses Geldgegenwertes besitzt und somit durch Inflation das tausendfache Einkommen bekommt, bezahlt von der Allgemeinheit, die das Geld verwendet? Diese Ungerechtigkeit liegt aber nicht in den Unternehmen oder Firmen, die die Preise anheben, die Ungerechtigkeit liegt in der Geldpolitik, die die Inflation als notwendig und alternativlos ansieht.

Schulden in der Inflation

Jeder der einem erklärt, dass Inflation etwas gutes ist ist entweder ein Profiteur vom System, hat das Geldsystem nicht verstanden oder versucht die Menschen dumm zu halten damit sie sich einfach weiter durch Inflation enteignen lassen. Inflation ist immer eine Umverteilung von arm zu reich. Diese Umverteilung kann staatlich gewollt sein, weil auch der Staat als großer Besitzer vieler Immobilien oder Firmen deutlich von der Inflation profitiert. Heutige Staaten und große Firmen sind meist hochgradig verschuldet, besitzen aber auch sehr große Sachwerte. Aber genauso wie die Inflation das Guthaben von Leuten entwertet, genauso entwertet Inflation die Schulden. Es wird in diesem System also hochgradig belohnt Kredite aufzunehmen und Sachwerte zu kaufen weil man mit diesem Prinzip gleich doppelt gewinnt. Während die Besitztümer durch die Inflation aufwerten, so werten die Schulden durch die inflation ab. Eine Win-Win-Situation für den Schuldner auf kosten der Allgemeinheit. Solange die Zinsen, also die Kosten für die Schulden, niedriger sind als die Inflation kann jeder Mensch, jede Firma und jeder Staat davon profitieren, was mit einer Nullzinzpolitik jahrelang der Fall war. Mit jedem Kredit steigt die Geldmenge, also das Angebot von Geld auf dem Markt und somit die Preise: es gibt Inflation. Und jeder Marktteilnehmer hat Interesse daran neue Kredite aufzunehmen um von dieser Inflation mit zu profitieren. Die Sachwerte werden mit der Inflation immer teurer und können somit bei einem Verkauf immer mehr Geld wieder einbringen aber genauso entwerten die Schulden weil man ja immer leichter wieder an neues Geld kommt und die Kredite bedienen kann. Jeder, der bei diesem Inflationsspiel, die Win-Win-Situation an den Börsen, nicht mitmacht wird dann im Verhältnis zu den Profiteuren ärmer.

Für Staaten kann die Inflation eine Art versteckte Steuer sein. Wenn der Staat pleite ist, dann hat er genau drei Möglichkeiten: Entweder er kürzt seine Ausgaben, was viele Leute nicht wollen und in einer Demokratie meist dazu führt dass Politiker nicht nocheinmal gewählt werden. Oder sie erhöhen die Steuern um mehr Einnahmen zu haben, aber auch das ist nicht gerade populär weil die Menschen dann direkt merken, wie viel Geld ihnen der Staat wegnimmt. Die dritte Möglichkeit ist, einfach neues Geld drucken zu lassen indem ein Kredit aufgenommen wird. Die Schulden entwerten dann mit der Zeit weil es durch Inflation wieder einfacher geworden ist Geld auf dem Markt einzusammeln ohne dass die Schulden zurückgezahlt werden müssen. Aber die gekauften Gegenwerte steigen durch die Inflation an Wert.

Das Volk feiert diesen Politiker weil er den Menschen Steuergeschenke machen kann. Dass er dafür eine indirekte Steuerabgabe durch Inflation erstellt hat fällt meist gar nicht auf. Der Preis dieser Finanzpolitik kommt dann erst Jahre verspätet als Inflation wieder auf die Bevölkerung zu wenn der verantwortliche Politiker vielleicht schon nicht mehr im Amt ist. Die Inflation verschlingt nun die Werte die der Staat vorher einfach "aus dem Nichts" ausgegeben hat. Diese unsichtbare Steuer ist natürlich sehr beliebt unter Politikern. Die Bevölkerung bekommt nichts von der "intrinsischen Steuererhöhung" mit weil jeder immernoch das gleiche Geld bei sich hat, ob auf dem Konto oder als Bargeld, alles ist immernoch wie vorher. Nur die Preise erhöhen sich weil das Geld wertloser geworden ist. Im Gegensatz zu einer Steuer, wo die Bürger zusehen müssen wie sie ihr Geld verlieren während sie direkt von einem Steuereintreiber weggenommen wird oder als Transaktion dem Finanzamt übergeben werden muss, behalten die Menschen bei einer Inflation ihr Geld. Dass der Wert der Scheine und Münzen sich über die Zeit verringert, fällt eben nicht so einfach auf als wenn man das Geld direkt abgeben muss. Ein Euro ist und bleibt ein Euro. Aber ein Euro unter einer Millionen Euros wird halt höher bewertet als ein Euro von Quatrillionen.



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Letztes Update: 03.Oct.2024