Inflation


Inflation wird heutzutage geldpolitisch als die Entwertung des Geldes bezeichnet. Das Wort selber hat lateinische Wurzeln. "Inflatio" bezeichnet z.B. das Anschwellen oder das Aufblähen und "inflare" bedeutet hineinblasen oder aufblasen.

Gemeint ist hier herkömmlich, dass die Geldmenge ausgeweitet wird, z.B. indem neues Geld gedruckt wird. Gelangt dieses neue Geld in die Wirtschaft, dann entwertet alles zuvor ausgegebene Geld, was wiederum dafür sorgt, dass im Tausch für wirkliche Waren mehr des weniger wertvollen Geldes bezahlt werden muss. Also steigen die Preise. Die Ökonomen des 20ten und 21ten Jahrhunderts haben diesen Begriff aber umdefiniert und bezeichnen eine allgemeine Teuerungsrate mit Inflation.

Wenn man also von Inflation spricht, dann meint man grundsätzlich, dass das allgemeine Preisniveau ansteigt, also so gut wie jede Ware oder Dienstleistung teurer geworden ist. Allerdings kann man sich bei diesem Thema sehr gut darüber streiten, warum es eine Teuerungsrate gegeben hat.

Inflation: Teuerungsrate wegen Geldmengenausweitung?

Altertümlich bedeutete Inflation wirklich eine Geldmengenausweitung. Nach den Marktgesetzen bedeutet ein erhöhtes Angebot an dem Gut Geld dass es weniger Wertgeschätzt wird. Umso mehr Geld es gibt, desto mehr muss man davon also auch im Tausch für eine Ware oder Dienstleistung abgeben. Und so erklärt sich auch der Zusammenhang von Inflation und der Teuerungsrate. Im Altertum konnte die Geldmenge aber nicht einfach so vergrößert werden. Eine Inflation trat also größtenteils auf, wenn der Edelmetallanteil der Münzen gesenkt wurde. Aus einer 100 prozentigen Goldmünze konnten leicht zwei 50 prozentige Goldmünzen hergestellt werden. Durch die Verringerung des Edelmetallanteils konnte also die Anzahl der Münzen leicht vervielfältigt werden. Deswegen sprach man auch von einer Geldmengenausweitung, weil es mit dem Absenken des Edelmetallanteils auch deutlich mehr Münzen gab. Und die damit einhergehende Preissteigerungen ist die Inflation.

Vereinfacht gesehen kann man sich die Geldmenge so vorstellen, dass die Gesamtmenge allen Geldes innerhalb der Wirtschaft auch genau diese Wirtschaft repräsentiert. Jeder Wert von Waren, Häuser und Dienstleistungen wird in diesem Geld bemessen. Summiert man also alles Geld zusammen, dann entspricht die Gesamtsumme allen Geldes genau der Wirtschaft. Und summiert man alle Wirtschaftsgüter zusammen, also alle Häuser, alle Firmen, alle Waren und alle Dienstleistungen dann ist der Wert dieser Wirtschaft exakt genau so groß wie der Wert des zusammensummierten Geldes. Deswegen gehe ich hier vereinfacht davon aus, dass die Gesamtgeldmenge genau der gesamten Wirtschaft entspricht. Realerweise muss dies nicht der Fall sein was die Zusammenhänge mit der Inflation etwas komplexer macht.

Erhöht man zu einem beliebigen Zeitpunkt die Geldmenge in der Wirtschaft, dann teilt man die vorhandene Wirtschaft lediglich auf die neue Geldmenge auf. Stellt man sich die Gesamtwirtschaft wie ein Kuchen vor, dann bleibt der Kuchen durch das neue Geld trotzdem gleich groß, denn die Gesamtmenge des Geldes repräsentiert immernoch die gleiche Gesamtwirtschaft. Schneidet man sich allerdings den Anteil des neuen Geldes aus dem Kuchen heraus, dann bleibt der Anteil der Wirtschaft vor der Geldmengenausweitung übrig. Da es neues Geld gibt, welches vorher keine Wirtschaft repräsentiert hat, nach der Geldmengenerhöhung aber auf einmal genauso wertvoll ist wie die schon bestehende Geldeinheiten, muss es ein Werteübertrag gegeben haben. Das alte Geld hat einen Teil seines Wertes auf das neue Geld übertragen und muss dementsprechend an Wert verloren haben während das neu erschaffene Geld diesen Wert gewonnen hat. Der Gesamtkuchen der Wirtschaft hat sich ja nicht verändert sondern wird jetzt einfach nur auf mehr Geld aufgeteilt weswegen jede einzelne Geldeinheit nach der Ausdehnung weniger Wert ist. Produkte, die mit diesem Geld bezahlt werden, werden dementsprechend teurer, weil mehr von dem weniger wertvollen Geld für den gleichen Tauschwert übergeben werden muss.

Stellen wir uns als einfaches Beispiel einmal eine kleine Gesellschaft aus Schiffbrüchigen vor. Sagen wir auf einer kleinen Insel sind 10 Menschen gestrandet und bauen sich eine eigene Wirtschaft auf. Einer geht Angeln, ein anderer baut Hütten und wiederum andere bauen essbare Pflanzen an. Jeder tut etwas für die Gemeinschaft. Wenn jeder dieser Menschen mit 100€ gestrandet ist, dann ist die Wirtschaftsleistung dieser Menschen immer zusammen 10⋅100€=1000€. Da sie dieses Geld nicht drucken oder sonstwie herstellen können entspricht also die Wirtschaftsleistung dieser Gruppe immer 1000€, egal wie viel Wirtschaft sie aufbauen können, wie viele Entsalzungsanlagen sie haben, wie viele Häuser sie bauen oder wie viele Fischfangfallen sie aufstellen können. Solche technischen Bauten können ihnen zwar helfen einfacher an Nahrung oder Wasser zu gelangen, aber sie werden immer nur maximal 1000€ haben, die sie untereinander für ihre Bedürfnisse tauschen können. Die Preise für Fische oder Wasser würden sich also an der maximalen Geldmenge, die 1000€, ausrichten, die ihre gesamte selbst aufgebaute Wirtschaft repräsentiert.

Was wäre mit diesem Wirtschaftssystem, wenn jeder Mensch nur 10€ statt 100€ mitgebracht hätte? Sie könnten immernoch exakt die gleiche Wirtschaft aufbauen und genauso miteinander Tauschhandel betreiben aber da die Gesamtwirtschaft jetzt statt 1000€ nur noch 100€ betragen würde, so würden die Preise für alle Waren oder Dienstleistungen auch um ein Zehntel geringer sein. Das gleiche würde passieren, wenn jeder 1000€ mitgebracht hätte, dann wären alle Preise einfach nur zehnmal so groß. Es macht auch keinen Unterschied, ob sie Euros mitgebracht hätten oder andere Gelder wie Yen oder Dollar. Immer wäre die maximale Geldmenge fix und würde somit deren gesamte Wirtschaft abbilden. 100% des Geldes Entspricht 100% der Wirtschaft auf dieser Insel.

Was wäre aber, wenn jetzt eine Kiste an Geld angeschwemmt wird? Dann gibt es Inflation weil sich die Geldmenge in diesem Wirtschaftskreislauf erhöht. Im Extremfall findet nur ein Inselbewohner diese Kiste und behält alles Geld für sich. Er ist jetzt sehr Reich gegenüber allen anderen und kann deren Dienstleistung sehr einfach bezahlen. Aber weil er diese Dienstleistungen ausnutzt und sein Geld für Nahrung ausgibt verteilt sich das Geld wieder unter den Inselbewohnern. Die Inselbewohner bemerken damit, dass das Geld entwertet wird und passen ihre Preise wiederum an die neue Geldmenge an. Aber mit der Geldentwertung kann sich der reiche Kistenfinder wieder weniger von seinem Geld kaufen. Es fällt eben auf, wenn von 10 Leuten einer nicht mehr wirklich arbeitet sondern sich von den anderen Versorgen lässt. Die Geldreserven des Reichen schwinden also solange, durch Ausgaben aber auch durch Inflation, bis er wieder ungefähr so reich ist wie alle Anderen. Dann kann er aber auch kein neues Geld mehr auf den Markt schmeißen und es gibt keine Inflation mehr. Ab diesen Zeitpunkt muss er auch wieder anfangen zu Arbeiten um an die begehrte Nahrung der Anderen zu kommen. Sobald dieser Prozess der Inflation also abgeschlossen ist, gibt es ein neues höheres Preisgleichgewicht auf der Insel aber einfach nur mehr Geld, das die gleiche Wirtschaft abbildet.

Was dieses Beispiel zeigen soll ist, dass es bei Wertvergleichen nur relative Werte gibt und jede Werteinheit wie Euro oder Yen einen anderen festgelegten Bezugspunkt hat, der durch den Ankerpunkt des Geldsystems festgelegt wird. Auf der Insel ist dieser Ankerpunkt die feste maximale Geldmenge, an der sich alle Preise orientieren müssen. Im Fiatstandard ist dieser Ankerpunkt jedoch nicht mehr die Goldbindung oder eine relativ feste Geldmenge sondern die Menschen müssen beliebige andere Orientierungspunkte wählen wie die aktuelle Geldmenge, das BIP der Wirtschaftszone des Geldsystems oder beliebige andere politischen Festlegungen. All diese Größen haben aber den fundamentalen Nachteil, dass sie jederzeit großen Schwankungen unterlegen sein können und somit nicht wirklich geeignet sind für eine feste und verbreitete Bewertungsorientierung.

In diesem vereinfachten Inselbeispiel wird der Zusammenhang der Geldmengenausweitung und der Preissteigerung anschaulich gezeigt, in der Realität hinkt in unserer Welt aber diese Teuerungsrate der Geldmengenausweitung zeitlich stark hinterher. Das hat mehrere Gründe, wobei ich hier nur einige meiner Meinung nach Wichtigsten auflisten will:

  • Die maximale Geldmenge ist eine makroskopische Größe, die nicht jedem mikroskopisch agierendem Händler sofort bekannt ist. Nur weil eine Zentralbank hypotetisch die Geldmenge gerade verdoppelt hat bedeutet das nicht dass jeder Händler sofort das Doppelte für seien Waren oder Dienstleistungen verlangt. Erst wenn die Leute die Geldflut bemerken weil sich z.B. immer mehr Leute die Waren leisten können steigen auch die Preise an.
  • Die Geldmenge wird meist nicht sofort komplett auf einmal auf den Markt geschmissen. Selbst wenn ein Geldinstitut ein Haus baut oder eine Firma eine große Investition tätigt, dann wird zwar schlagartig mit einem Kredit neues Geld geschaffen und die Gesamtgeldmenge vergrößert, aber die neue Geldmenge muss erst in den Umlauf kommen und auf den Märkten für Angebote sorgen, bevor die Märkte darauf auch mit einer Inflation reagieren können. Also auch wenn das Geld jetzt z.B. mit einem Schlag bei dem Hausbauer ist, so muss auch er das Geld erst wieder ausgeben, also sich den täglichen Bedarf wie Nahrung kaufen, seine eigene Miete bezahlen usw. Erst dadurch kommt das Geld langsam in den Umlauf und kann Inflationär wirken. Damit kommt das Geld erst über die Zeit, also mit Zeitverzug zum Erstellungsdatum in den Umlauf.
  • Die Geldmenge in der Bevölkerung kann auch verloren gehen, wenn z.B. Geldscheine verbrannt werden oder Münzen eingeschmolzen werden. Außerdem kann Geld temporär aus dem System verschwinden wenn z.B. Leute anfangen das Geld zu sparen und nicht ausgeben oder wenn Waren aus dem Ausland gekauft werden sodass das Geld ersteinmal eine langjährige Weltreise macht. In all diesen Fällen ist das Geld nicht im Umlauf auch wenn es existiert und wirkt somit nicht inflationär auf die Marktpreise.

Umso größer ein Währungsraum ist, also umso mehr Teilnehmer das Geldsystem hat und umso mehr Geld in verschiedenen Geldkreisläufen getauscht wird, desto geringer ist der direkte Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preissteigerung. Bei einem so großen Währungsraum achtet eben nicht jeder Bäcker darauf was die Zentralbanken gerade so machen und die Menschen wollen ein stabilen Wert des Geldes. Was bringt es dem Bäcker jeden Tag den Brötchenpreis wie Aktienmärkte rauf und runtergehen zu lassen, nur weil z.B. der Laden gerade leer oder voll ist? Für den Bäcker ist es sinnvoller, wenn er sich nicht jederzeit um die Bepreisung seiner Brötchen sorgen muss, wenn das Geldsystem also stabil ist. Dann kann er sich um andere Dinge kümmern wie er z.B. seine Brötchen noch leckerer machen kann.

Mikroökonomisch gesehen erhöht ein Bäcker nicht seine Preise, nur weil eine große Firma einen gigantischen Kredit aufgenommen hat und somit die im Umlauf befindliche Geldmenge sich erhöht hat. Der Bäcker erhöht dann seine Preise, wenn das Geld bei ihm vermehrt ankommt, z.B. weil die Firma jetzt mehr Leute in die Stadt gebracht hat und der Bäcker jetzt auf einmal alle seine Brötchen verkauft. Oder wenn sich die Mehl-Einkaufspreise erhöhen, dann kann der Bäcker auch mit einer Preissteigerung seiner Brötchen reagieren. es gibt also erstmal keinen offensichtlichen Zusammenhang zwischen einer makroökonomischen Geldmengenausweitung und dem mikroökonomischem Handeln eines Bäckers der seine Preise seines Unternehmens anpasst.

Makroökonomisch gesehen passiert aber genau das. Eine Geldmengenerhöhung lässt die Marktpreise steigen, einfach weil mehr Geld auf eine gleiche Nachfrage stößt. Mann kann jetzt natürlich nach mikroökonomischen Gründen suchen warum ein Händler seine Preise anhebt und man wird sehr viele Gründe finden die nichts im Geringsten mit der Geldmengenausweitung zu tun haben, schlechte Ernte, eine Krankheit, einfaches experimentieren mit dem Preis oder einfach nur der Wunsch nach mehr Wohlstand, z.B. weil ein Hausbau geplant ist oder eine Weltreise.

Sobald aber ein Marktteilnemer die Preise angehoben hat läuft eine mikroökonomische Kettenreaktion ab: Wenn der Bäcker die Brötchenpreise erhöht hat, dann kann es sich z.B. der Stallmeister es sich nicht mehr leisten und verlangt mehr Lohn. Deswegen muss der Bauer durch seine Ernten mehr verdienen und verkauft sein Getreide teurer. Mit den gestiegenen Getreidepreisen sind Brötchen aber eventuell unrentabel und schon muss der Bäcker wieder seine Preise anheben usw.

Dieser Teufelskreis setzt sich dann solange fort bis der Wert des im Umlauf befindlichen Geldes soviel entwertet wurde sodass es wieder dem Wert vor der Inflation entspricht. Denn auf diese Werte haben sich die Menschen in Zeiten der Geldstabilität geeinigt. Man weiß eben dass z.B. eine Busfahrt ein Brot wert ist. Ob das Brot und die Bussfahrt dann 2€ oder 10€ kosten ist egal, aber der Bussfahrer kann sich sicher sein, dass er für einen Fahrgast ein Brot bekommt. Und in Bezug auf diese Leistung kann man dann auch die Werte anderer Leistungen wie z.B. ein neues Auto oder den Bau eines Daches oder einfach ein Haarschnitt bestimmen. Dafür ist es nicht wichtig ob ein Haarschnitt jetzt 3€ oder 300€ kostet, aber in Bezug auf diesen Preis kann man eben auch die anderen Preise abschätzen.

Makroökonomisch kann man sehen, dass eine Geldwertausweitung ersteinmal Leuten zugute kommt, die nahe am Geldhahn sitzen. Damit sind Leute gemeint, die gute Beziehung zu den Leuten haben, die neues Geld erschaffen können, z.B. Banken oder Staaten. Diesen Effekt nennt man Cantilioneffekt. Wenn der Staat beschließt, dass neue Straßen gebaut werden müssen, dann profitieren natürlich von dem dafür neu geschaffenen Geld die Baufirmen und Planungsunternehmen oder Berater. Von Subventionen profitieren natürlich die Leute, die es schaffen die Gelder in ihre Richtung zu treiben, also den Staat dazu zu überreden dass z.B. die Autoindustrie gefördert werden muss.

Es gibt also Unternehmen, die vom Staat gefördert werden und welche, denen der Subventionssegen verwehrt bleibt. Hier ersteinmal ungeachtet dessen dass dies eine hochgradige Marktmanipulation ausgehend vom Staat ist, was als gut oder schlecht angesehen werden kann, bleibt das Geld ersteinmal im Besitz dieser Firmen bis es ausgegeben wird und somit in Umlauf kommt. Neugedrucktes Geld steht also ersteinmal nur einer kleinen Geldelite zur Verfügung die es nach belieben ausgeben kann. Das bedeutet aber nicht, dass das neue Geld sofort ausgegeben wird. In den Vergangenen Jahren wurde zunehmen beobachtet, dass die Geldelite das Geld nicht mehr einfach in den Umlauf bringt sondern es für Wertanlagen ausgibt. Das sind dann Firmenanteile oder Immobilien, Gold oder andere Sachwerte die als Wertspeicher gehalten werden die nur bei Bedarf wieder in Geld umgetauscht werden müssen. Diese Sachwerte steigen mit dieser Nachfrage jedoch deutlich im Preis was wieder eine Art Inflation ist, auch wenn diese Preissteigerungen einem Normalen Bürger nicht groß berührt weil diese Wertklassen so gut wie nicht gekauft werden. Das neue Geld bleibt also größtenteils im Kreise der Reichen bestehen und sickert nur langsam durch normale Ausgaben wie der Brötchenkauf vom Bäcker zu den normalen Menschen. Und erst dort wirkt das Geld dann Inflationär, weil so gut wie jeder normale Arbeiter von den Reichen so das neue Geld bekommt.

Gerade weil es in größeren Währungsräumen deutlich schwieriger ist, die Teuerungsrate zu messen ohne auf die Geldmengenausweitung schauen zu müssen, haben die Ökonomen den Warenkorb definiert. Anstatt die Inflation über die Gesamtgeldmenge zu definieren, wie es der Name auch schon hergibt, schaut man sich jetzt beliebige einzelne Produktkategorien an. Wenn z.B. Nudeln in dem einem Jahr im Durchschnitt um 3% teurer geworden sind und Friseure um 5%, dann sagen die Ökonomen es gab im Durchschnitt eine Inflation von 4% im letzten Jahr, egal wie groß die Geldmenge in diesem Jahr gestiegen ist.

Genauer gesagt, man definiert sich einen Warenkorb und schaut sich die Durchschnittspreise all dieser Produkte an. Wenn diese sinken gibt es Deflation, wenn diese steigen gibt es Inflation. All diese Preisentwicklungen werden gemittelt und nach den Bedürfnissen eines Durchschnittsbürger gewichtet. Man erfindet also einen Durchschnittsbürger, simuliert, was dieser in einem Jahr so alles kaufen würde und bestimmt damit statistisch, ob er sich jetzt mehr oder weniger als vor einem Jahr leisten konnte. Diese Abschätzung wird dann monatlich gemacht und als offizielle Inflationsrate veröffentlicht.

Die Probleme des Warenkorbs

Die Betrachtung des Warenkorbs als Inflationsbemessung bietet so viele Stellschrauben dass jedes Jahr nahezu beliebige Inflationszahlen präsentiert werden können. Je nachdem, wie die Geldpolitik die Inflation darstellen will kann sie mithilfe dieser Stellschrauben nahezu beliebige Inflationszahlen angeben um ihre eigene Politik voran zu bringen. Bei einer wirklichen hohen Inflation können die Geldpolitiker die Angabe des Kaufkraftverlustes also geringer darstellen um zu verschleiern, wie der Wert des Geldes in Wirklichkeit abnimmt. Aber sie können auch mit diesen Methoden die veröffentlichten Zahlen künstlich anheben. Das würde z.B. in einem deflationärem Umfeld die Menschen ermutigen etwas mehr Geld auszugeben und somit die Wirtschaft anzukurbeln.

Hier liste ich einige Möglichkeiten auf, wie die Inflationszahlen künstlich abgeändert werden können.

  • Auswahl der Produkte oder Produktklassen des Warenkorbes
    Es ist schwierig für alle Produkte einer kompletten Wirtschaft die Teuerungsrate zu messen. Dafür gibt es einfach zu viele Waren oder Dienstleistungen in einem Wirtschaftsraum. Denn jede einzelne Ware und jede einzelne Dienstleistung ist selber auch wieder höchst individuell. Deswegen muss man Kategorisierungen finden oder Warenklassen definieren um die Anzahl an Werten zu verringern, die in die Statistik eingehen. Aber je nachdem wie man diese Kategorien unterscheidet oder definiert kann man schon andere Inflationszahlen messen. Einerseits kann man komplette Produktklassen oder Dienstleistungen vernachlässigen. Wenn man die Prostitution aus moralischen gründen nicht bemessen will, dann taucht diese auch nicht im Warenkorb auf, egal wie billig oder teuer diese im Messungszeitraum ist. Und Immobilien sind z.B. im deutschen Inflationsindex nicht vorhanden, obwohl diese mitunter die größte Inflation in den Jahren von 2000 bis 2020 aufwiesen. Andererseits kann schon die Unterscheidung der Produktklassen eine Rolle spielen. Es macht ein Unterschied, ob der Uhrenmarkt unterteilt wird in einen Billiguhrsektor und in einen Qualitätsuhrsektor. Denn wenn es nur im Qualitätsurenmarkt eine große Teuerungsrate gibt, dann könnte diese mit mehr Billiguhren ausgeglichen werden. Je nachdem wie man dann die Abgrenzung zwischen diesen Märkten setzt kann man andere Inflationszahlen bekommen.
  • Gewichtung der Produkte im Warenkorb
    Um den Einfluss einer Teuerung auf die Menschen zu bestimmen definiert man sich einen Durchschnittsmensch und versucht zu messen, was dieser im Messungszeitraum selber benötigt. Damit kann man dann jede einzelne Produktklasse nocheinmal Gewichten sodass jede Produktklasse mit einem anderem Verhältnis in die Inflationszahl eingeht. Und je nach Gewichtung erhält man natürlich auch eine andere Inflationszahl. Wenn z.B. die Reispreise deutlich hoch gegangen sind, dann weichen die Menschen auf Ausweichprodukte wie Nudeln oder Kartoffeln aus. Die Gewichtung von Reis wird also geringer und die der billigeren Ausweichprodukte wird größer was die Inflationszahl natürlich künstlich absenkt.
  • Auswahl der mathematischen statistischen Rechenwege
    Wie schon beschrieben gibt es so viele einzelne Zahlen, dass man all diese Preise der einzelnen Produkte irgendwie zusammenfassen muss. Die resultierende Inflationsrate einer Produktklasse hängt dabei aber von den benutzten statistischen Werkzeugen ab, mit denen man all diese Zahlen bearbeitet. Bearbeitet man die einzelnen Preise als Messwert, bevor man die Statistik anwendet, also glättet man die Zahlen und entfernt Ausreißer, sortiert oder kontainerisiert man sie oder gewichtet man schon die einzelnen Preise ein wenig? Aber auch die Statistik selber macht einen gewaltigen Unterschied, denn ob man nun den Median einfließen lässt oder den arithmetischen oder geometrischen Mittelwert nimmt verändert das Endergebnis.
  • Gezielte vorsätzliche Manipulation
    Da die Inflationszahl von so vielen anderen Werten abhängt können auch bewusste Rechenfehler eingebaut werden die unter den ganzen Zahlen nicht so einfach auffallen. Beispielsweise wurde in den USA die Krankenkasseninflation negativ angegeben obwohl alle Arztrechnungen in dem Zeitraum deutlich teuer geworden sind. Das lag daran, dass die Krankenkassen einen Steuerzuschuss bekommen haben, der eingerechnet wurde und somit die offizielle Teuerungsrate künstlich verringerte obwohl die Menschen mehr bezahlt haben.

Wenn es ein Interesse gibt die Inflationszahlen in eine bestimmte Richtung oder auf einen Zielwert festzulegen, dann können die Geldpolitiker beliebige Wert so anpassen, wie es ihnen dient. Sie können mehrere Rechnungen anstellen und sich dann eine aussuchen, deren Ergebnisse ihnen am meisten gefällt. Und in der Fülle an statistischen Rechnungen fällt es nur äußerst schwer auf, wenn einige Zahlen nicht stimmen, zumal schon der Messvorgang alleine, also das Aufnehmen und Katalogisieren der einzelnen Preise fehleranfällig ist.

Hier wird also deutlich, dass die Inflationsratenmessung wie bei jeder Messung in der Physik mit Unsicherheiten belegt ist und eigentlich immer mit einem Fehlerbalken angegeben werden müsste. Das eigentliche Problem der offiziellen Inflationszahl ist also, dass ihre Unsicherheit nicht mit angegeben wird. Während die im Umlauf befindliche Geldmenge wahrscheinlich mit einem relativ geringen Fehlerbalken versehen werden muss, da die gesamte Geldmenge sehr groß ist und somit Schwankungen im Bereich von millionen Euros einfach nicht auffallen die durch z.B. Geldfälschungen nicht berücksichtigt werden, so muss der Fehlerbalken der berechneten Inflationszahl aus dem Warenkorb wahrscheinlich deutlich größer sein als der Wert selber. Alleine schon durch das Fehlerfortpflanzungsgesetz, das besagt, dass bei der Verwertung einer Größe in einer Formel der Fehler der errechneten Größe maximal Gleich bleiben kann aber im Normalfall sich vergrößert, deutet bei all diesen vielen Rechnungen an, dass der Gesamtfehler am Ende sehr groß sein muss.

Für die Menschen macht es aber einen Unterschied aus, ob sie von den Vertrauensstellen gesagt bekommen, dass die Inflation nur 1,64% im letzten Jahr betragen hat oder ob die Inflation 1,64% ± 11,4% betragen hat. Denn 1,64% als absolut und fest darzustellen obwohl deren Unsicherheit im Bereich von 10% liegt, die wirkliche Inflationsrate also auch mit großer Wahrscheinlichkeit 0,5% oder 8% betragen kann, ist eine Art Betrug mit Zahlen. Die Kommunikation, wie diese Zahlen also dargestellt werden, kann auch sehr groß beeinflussen. Es macht eben einen Unterschied, ob die Vertrauensstellen sich hinstellen und sagen: Wir haben euch doch die Zahlen exakt ausgerechnet, die Inflation hat euch nicht so groß getroffen wie es sich für euch anfühlt. Oder ob die Zahlen so vorgestellt werden, dass sie den Erwartungen der Menschen entsprechen, dass die Vertrauensstellen also sagen: Ja, ihr fühlt euch nicht nur durch die Inflation beeinflusst die Inflation ist wirklich sehr hoch.

Während die Offizielle Inflation, also eigentlich die Teuerungsrate in Deutschland zwischen 2000 und 2020 ungefähr 50% betrug, stiegen die Immobilienpreise alleine vom Jahr 2010 zum Jahr 2020 um 130%. Und das bei einer Gesamtgeldmengenausweitung zwischen 2000 und 2020 von 170%. An diesen Zahlen erkennt man schon, dass es zwar keinen direkten Zusammenhang zwischen der Geldmengenausweitung und Inflation gibt, ein Trend ist jedoch abzulesen. Aber die große Lücke zwischen der veröffentlichten Inflationsrate und der Geldmengenausweitung zeigt, dass die wirkliche Teuerungsrate nicht den offiziellen Zahlen entsprechen kann sondern deutlich niedriger angesetzt ist. Die Geldpolitiker haben also ein Interesse daran, den Menschen ein stabileres Geldsystem zu zeigen, als es tatsächlich der Fall ist indem sie die offizielle Inflation künstlich niedrig angeben. Denn dann kommen die Experten und sagen: Wir haben euch doch ausgerechnet, dass ihr nur 1% Kaufkraftverlust im letzten Jahr hattet. Dass es euch so schlecht geht liegt nur an einer für euch falschen Wahrnehmung. Es kommt euch also nur so vor, als wenn ihr euch immer deutlich weniger leisten könnt, das ist ein subjektiver Fehler von euch also vertraut unserer Wissenschaftlichen Arbeit.

Die Probleme der Inflation

Inflation ist IMMER eine Umverteilung von Arm zu Reich. Selbst wenn alle Menschen durch Inflation im Zahlenwert auf dem Papier reicher werden, so profitieren reiche und mächtige Menschen deutlich mehr durch Inflation als nicht so Reiche. Es gibt mehrere Effekte für diese ungleiche Verteilung der Inflation:

  • der Cantilioneffekt, der besagt, dass umso näher die Menschen an der Geldquelle stehen, desto mehr profitieren sie auch von dem neuem Geld. Einfach gesagt: Wer an der Gelddruckerpresse sitzt kann diese Scheine danach auch für beliebige wirkliche Sachen ausgeben. Er erstellt also diese Werte quasi aus dem Nichts, verkauft die Scheine aber so, als ob sie einen Wert hätten. Und wie oben beschrieben verteilt er damit die Macht der Wirtschaft auf sich selber um weil er den Wert des Geldes der Wirtschaft um den neu gedruckten Anteil verringert. Diejenigen, die dem Geldersteller nahe stehen, können von dem neuen Geld auch noch viel profitieren, da sie dieses Geld verwenden können bevor es richtig im Umlauf gekommen ist. Denn diese Menschen können das erhaltene Geld, auch wenn sie es nicht erstellen können, doch ausgeben bevor es großflächig Inflationär wirken kann. Also je nachdem wofür ein Geldersteller sein Geld vorrangig ausgibt, profitiert dieser Händler genauso von dem vielem Geld weil sein Geschäft somit eine hohe Nachfrage erhält. Dabei ist es egal ob es ein Fleischer, Aktienhändler oder sonstige Dienstleistungen sind. All die direkten Lieferanten bekommen durch Tauschhandel das neue Geld und sorgen erst danach für die Weitere Verbreitung. Damit profitieren auch sie noch relativ gut von dem neuem Geld. Aber umso weiter sich das Geld vom Ersteller entfernt, desto breitflächiger verteilt es sich auch in der Wirtschaft und wirkt Inflationär sobald es im Umlauf ist. Umso weiter die Menschen von der Geldquelle entfernt sind, desto weniger profitieren sie auch von dem Geld bis es irgendwann sogar auf Menschen trifft, die durch die Inflation für den Profit der Geldersteller bezahlen müssen.
  • Hystereseeffekt der Preissteigerung Normalerweise gehen bei einer Inflation erst die generellen Preise nach oben und daraus folgt, dass die Arbeiter deutlich mehr Lohn fordern um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können. Da der Lohn also nur mit einer Zeitverzögerung erhöht wird gibt es eine Phase, da bezahlen die Arbeiter trotzdem schon die allgemein höheren Preise aber bekommen immernoch nur ihren alten Lohn. Erst wenn sie die zustehende Lohnerhöhung bekommen haben, was nicht unbedingt einfach sein muss und die Arbeiter dafür viel Kraft und Mut gegen ihre Arbeitgeber aufbringen müssen um sich die Lohnerhöhungen zu erstreiten, erst dann bezahlen die Arbeiter nicht mehr die Inflation. In der Zeit dazwischen werden sie im Vergleich ohne einer Inflation immer ärmer weil sie mehr Ausgaben haben aber ihre Einnahmen gleichbleibend sind, ihre Machteinkommen sinkt also durch eine Inflation solange ab, bis sie ihr Einkommen ausgleichend erhöhen können.
  • Die Inflation, also die Entwertung vorhandenen Geldes trifft erstmal alle gleich. Dabei macht es kein Unterschied ob das Geld virtuell auf einem Bankkonto ist oder als Papier und Münzen gut verwahrt zuhause versteckt ist. Alle Geldeinheiten verlieren entsprechend der neugedruckten Geldeinheiten ihren Wert womit ein Vermögensübertrag zu dem Gelddrucker entsteht. Allerdings trifft die Inflation die Reichen deutlich weniger weil sie nur Nominell das Geld besitzen. In Wirklichkeit sagen wir nur dass z.B. Bill Gates soundsoviele Milliarden Dollar besitzt, aber er hat diese Geldmengen nicht direkt in Form von Geldscheinen oder Kontoauszügen, weil es ihm sonst auch durch die Inflation weggenommen werden würde. Diese Geldmengen der Reichen erhält man nur, wenn man seine Besitztümer, also Firmenanteile, Immobilien usw. in Dollar umrechnet. Diese Sachwerte sind jedoch nicht von der Inflation betroffen sondern wirklich nur das Geld selber. Im Gegenteil: Wenn das Geld entwertet, dann müsste man mehr von dem wertloserem Geld hinlegen um den Reichen all diese Sachwerte abzukaufen. Diese Sachwerte steigen durch Inflation also sogar im Geldwert, weswegen Reiche, also Besitzer von Sachwerten, durch Inflation immer indirekt mit profitieren.

Wer also viele Sachwerte hat, der wird durch die Inflation des Geldes sogar reicher. Die einfachen Menschen, die schauen müssen wie sie die Tage und Monate überstehen sollen, haben aber keine so großen Sachwerte wie die reichen Menschen. Die armen Menschen sind also die großen Verlierer von Inflation, gerade weil für sie die Preissteigerungen relativ zu ihrem Einkommen deutlich größer sind als für den Mittelstand oder die Reichen. Auch wenn einzelne Leute aus der Unterschicht sehr wenig Geld besitzen was entwertet werden kann, so macht es doch die Masse an Leuten die so enteignet werden. Außerdem sind sie durch Inflation immer gezwungen regelmäßig für mehr Geld (Lohnerhöhung) zu streiten. Nicht immer haben sie dabei Erfolg, die Erzieher zum Beispiel haben seid 2005 lange für eine Lohnerhöhung gekämpft. Im Jahre 2022 freuen sie sich über 67% mehr Gehalt, wobei das nur ungefähr der offiziellen Inflationsrate entspricht. Nominell wissen wir, dass die wirklichen Preissteigerungen für z.B. Immobilien deutlich höher liegen und Erzieher trotz Arbeitskampf und positivem Gefühl insgesamt an Macht verloren haben. Sie werden sich mit ihrem Gehalt wahrscheinlich nie eine Immobilie leisten können da ihr Gehalt gegenüber den Immobilienpreisen immer weiter zurückfällt.

Und die Inflation trifft uns nicht nur nach der Coronapandemie, wo zwischen 2020 und 2022 z.B. jeder dritte jemals existierte Dollar gedruckt wurde, sondern auch schon vorher. Das erklärte Inflationsziel der Zentralbanken war es, eine Inflation von 2% zu erreichen. Das bedeutete aber auch eine Umverteilung von 2% jedes Jahr von den Armen zu den Reichen. Wer es z.B. einmal geschafft hat, eine Millionen Euro (Ungerechnet in Sachwerte) anzusparen, der bekam alleine durch die Inflation (also von der Allgemeinheit, meist die Armen) jedes Jahr einen durchschnittlichen Zuschuss von 20000 Euro "geschenkt". Zusätzlich konnte man das Geld in Firmen Investieren, die einem noch weitere Erträge erwirtschaftet haben. Und jeder, der sein Geld einfach herumliegen lassen hat, ob auf dem Konto oder im Sparschwein, der hat die Anleger automatisch mit seinem Werten bezahlt. Nicht indem er ihnen das Geld gegeben hat, sondern er wurde noch hinterlistiger enteignet. Nämlich dass er sich für einen hundert Euroschein nach einem Jahr nurnoch den Gegenwert von vormals 98 Euro kaufen kann, obwohl auf dem Geldschein immernoch 100 Euro draufstehen. Einfach weil alles Andere teurer geworden ist und damit die 100 Euro langsam an Wert verlieren. Jeder Einwohner wird also mit der Inflation enteignet, ohne dass ein Staat in jede Wohnung gehen muss um das Geld als eventuelle Steuern einzusammeln. Einfach nur weil die Zentralbanken eine Politik verfolgen, die die Geldmenge immerwährend erhöht und somit alles andere im Umlauf befindliche Geld entwertet.

Diese Entwertung findet natürlich auch mit negativen Geld, also Schulden statt. Auch Schuldner profitieren durch die Inflation weil sie die geliehenen Gelder durch die Inflation in Zukunft leichter zurückzahlen können. Und der größte Schuldner ist meist der Staat, wobei in Deutschland auch jedes größere Unternemen haushoch verschuldet ist, und somit auch durch die Inflation profitiert.



Werbung:



Werbung:
Diese Seite wurde erstellt von DasPie.
Letztes Update: 03.Oct.2024