Entstehung des Geldes


Warum ist Geld entstanden?

Wie im Kapitel des menschlichen Handelns angedeutet wird, liegt der Anfang vom Geld in den sozialen Bindungen der Menschen und die damit einhergehenden Machtpositionen. Jede zwischenmenschliche Interaktion ist ein Austausch von Macht zwischen den handelnden Individuen, die auch so im Tierreich noch zu beobachten sind. Physikalische Macht wird zB. durch das Essen von Blättern oder anderen Tieren auf ein Individuum übertragen. Darüber hinaus gibt es laufend Interaktionen zwischen den Individuen mit einem Geben und Nehmen wobei sich die Taten aus unterschiedlichen Machtwerten (oder kurz Werte) zusammen summiert. Die handelnden Personen merken sich diesen Stand der bewerteten Macht und fordern dafür gegebenenfalls weitere Interaktionen in der Zukunft ein. Frühe Naturvölker und auch einige Affenarten oder Wolfsrudel leben immernoch in diesen sozialen Geflechten. Wer Teil einer Gemeinschaft ist, der unterliegt einem ständigen Nehmen und Geben um die Gemeinschaft zu stärken um zusammen zu überleben.

In kleinen Gruppen besteht die Notwendigkeit hochgradig sozial zu handeln währen in größeren Gruppen auch egoistischeres Verhalten belohnt werden kann. Und innerhalb jeder Gruppe bildet sich ein Machtverhältnis aus, dass durch die Handlungen und Bewertungen der Gruppenmitglieder bestimmt wird.

Macht ist die potentielle Möglichkeit gegenüber anderen Objekten oder anderen Lebewesen. Nichtlebendige Objekte oder Dinge haben nur die Macht der Naturgesetze. Steine Rollen nach unten, Wasser verdunstet und regnet irgendwann wieder ab usw. Lebewesen können Macht über unbelebte Materie ausüben indem sie diese Gegenstände benutzen. In ein Bett kann man sich legen wenn man erschöpft ist weil das Bett sich "normalerweise" nicht dagegen wehren kann. Ein Speer in der Hand eines Jägers wird zu einer mächtigeren Waffe als es die Hand des Menschen selber sein könnte. Das Holz des Speeres bekommt durch die Macht des Menschen mehr vom Mensch gesteuerte Aktionen zur Verfügung. Es kann jetzt nicht einfach nur vom Baum fallen und liegen bleiben oder vom Wind weggetragen werden, es kann auch vom Menschen durch die Luft geschleudert werden um damit Tiere zu jagen. Durch z.B. Anspitzen der Speerspitze wird das Holz noch tödlicher und somit mächtiger als vorher. Allerdings gibt es auch Objekte, die Mächtiger sind als ein einzelner Mensch. Hausgroße Steine z.B. haben die Macht sich dem Menschen alleine durch das Gewicht zu widersetzen. Auch die Sonne ist ein Objekt dem die Menschen nicht zu nahe kommen sollten und weswegen ihre Macht über der von Menschen liegt.

Allerdings kann es schwierig sein Macht mit Macht zu vergleichen. Mal ist der Ozean ruhig und windstill, sodass die Menschen problemlos ihre Macht ausnutzen können und aufs Meer segeln können um z.B. zu fischen. An anderen Tagen kommt ein großer Sturm und verwandelt das Meer in ein tödliches Gewässer. Also mal ist das Meer mächtiger und mal nicht so mächtig im Vergleich zu Menschen.

Auch rein basierend auf Naturgesetze bedeutet Macht, dass die handelnden Akteure nur gemäß der Naturgesetze agieren können. Die handelnden Akteure können dann z.B. viel Macht (Aktionspotential) mit elektrischen Spannungen und Strömen haben, dafür aber wenig Macht gegen physischen Verformungen entgegensetzen. Macht ist nur eine Art Potential, was auf mehreren Ebenen der Naturgesetze etwas anderes bedeuten kann. In der Physik kann man verschiedene Potentiale oder Energien ineinander umwandeln wie z.B. ein Stein der von einem Berg rollt seine potentielle Höhenenergie in Bewegungsenergie umwandelt. Allerdings kann nicht jede Energie beliebig in andere Energieformen oder Machtformen umgewandelt werden. Der Stein auf einem Berg kann diese Energie nicht einfach von sich aus in Blitze umwandeln oder die potentielle Energie als Wärme abgeben. Auf der Ebene der Physik ist Macht gleich Energie, also die Potentielle Möglichkeit physikalische Aktionen auszuführen. Für die Ausübung der Macht durch Menschen ist es jedoch meistens egal welchen Machtkanal die Aktion nimmt, also ob man den anderen z.B. mit Stromschläge oder physischer Gewallt droht, denn der handelnde Mensch ist meistens nur an dem entstandenem Resultat interessiert. Ob das Resultat durch Physik oder Intrigen mithilfe anderer Menschen passiert ist meist zweitrangig.

Macht über andere Lebewesen ist durch die Schwankung der Bewertungen der jeweiligen Machtpositionen noch deutlich komplizierter. Da Lebewesen auch Objekte sind, die ein mächtigeres Objekt benutzen kann, gelten alle Machtaussagen auch für die physischen Körper der Lebewesen. Ein ausgewachsener Löwe ist normalerweise stärker und damit mächtiger als ein Mensch ohne weitere Werkzeuge wie Waffen oder Rüstungen. Lebewesen haben aber einen Vorteil gegenüber nicht lebender Materie: sie haben evolutionär gelernt die potentiellen Machtverhältnisse einschätzen zu können die von Objekten oder von anderen Lebewesen ausgehen. Menschen steigern sich sogar in der Machtbewertungen indem sie die Naturgesetze untersuchen um zu verstehen wie einzelne Machtkanäle funktionieren, damit sie diese Machtkanäle noch besser nutzen und einsetzen können.

Lebewesen oder Individuen halten sich damit instinktiv von mächtigeren Lebewesen oder Objekten fern um zu verhindern dass sie von den Mächtigeren "benutzt" werden, also zerquetscht, aufgegessen oder sonstwie getötet oder verletzt werden. Generell bedeutet dass, dass das in der Macht unterlegende Individuum verhindern will irgendwelche Nachteile vom Mächtigeren zu erhalten wie z.B ein reduziertes Angebot von Nahrung. Denn der Mächtigere kann alles für sich beanspruchen weil das unterlegene Individuum dies mangels Macht nicht verhindern kann. Auch hier greift das Evolutionsprinzip der Selektion: Lebewesen die diese Machtpositionen schlecht einschätzen können sterben wahrscheinlicher und die Lebewesen die die Macht richtig einschätzen können können besser überleben. Denn manchmal ist es sinnvoller sich dem Mächtigeren zu fügen aber zu überleben anstatt immer nur versuchen der Mächtigste zu sein und dabei zu große evolutionstechnische Nachteile wie im Extremfall den Tod zu erhalten. Natürlich hat es seine Vorteile der Mächtigste zu werden aber diese Abschätzung ob das möglich ist muss zutreffend eingeschätzt werden oder man verliert mehr als man gewinnt.

Mächtigere Lebewesen haben wegen der Machtbewertungen anderer Individuen den Vorteil, dass sie mit ihrer Macht drohen können ohne ihre Macht komplett einsetzen zu müssen. Stammesführer z.B. können ihre Macht als Führer aufs Spiel setzen und sagen: gib mir dein Essen oder ich verbanne dich aus der Stammesgruppe. Geht die Rechnung auf, dann erhält der Stammesführer das Essen und behält gleichzeitig auch die eingesetzte Machtposition seiner Führerschaft. Lediglich die Bewertung des erniedrigten Menschen gegen den Anführer wird absinken was die Machtposition irgendwann in Zukunft schwächen kann, sollte der erniedrigte dazu irgendwann einmal die Gelegenheit bekommen zurückzuschlagen. Weigert sich der Gegenüber aber sofort so kommt es zu einem Machtkampf welcher mit jedem beliebigen Machtkanal ausgetragen werden kann. Damit verschlechtert sich die Macht beider Streithähne zum Einen physisch durch Wunden im Kampf oder Ausgaben von Energie oder Objekten in Intrigen um den Machtkampf, und zum Anderen durch das Ansehen der anderen Leute die sehen dass der Führer nicht unumstritten ist und herausgefordert werden kann. Andererseits kann der Machtkampf als Demonstration der Macht auch das Ansehen oder die Bewertungen steigern indem der Machtkampf eindrucksvoll aufzeigt wie mächtig jemand ist und dass sich ein Herausfordern nicht lohnen wird.

Holzstab Paradoxon

Die Macht setzt sich also immer aus wenigstens zwei Teilen zusammen: zum Einen die wirkliche physikalische Macht oder das Potential um physikalische Veränderungen in der realen Welt mit den Naturgesetzen durchzuführen, z.B. Steine den Berg hochbringen aber dafür eigene Energie oder Macht auszugeben. Zum Anderen gibt es die Macht die Menschen oder Tiere durch die Bewertungen gegenüber anderem Leben oder Objekten wie Gegenstände oder Dienstleistungen und Arbeiten zugestehen. Während die erste Machtkomponente objektiv durch physikalische Normierung und Messprozesse beliebig genau angegeben werden kann, je nachdem wie genau die Messung sein soll oder muss, so ist die zweite Machtbewertung immer subjektiv individuell einzigartig. Je nach Menschen und deren Wissensstand über den zu Bewertenden Menschen oder das Objekt kann diese Bewertung also sehr genau sein aber auch weit daneben liegen. Wenn man z.B. einen Holzstab auf einen Tisch verschiebt, dann erwarten die meisten Menschen, dass er herunterfällt, wenn der Längenmittelpunkt über die Tischkante geschoben wird. Ist das Gewicht des Holzstabes relativ gleichverteilt, dann sagt einem auch die Physik, dass das passieren muss. Wurde der Holzstab aber präpariert und auf dem Tisch liegt eingeschlossen im Holz eine Stahlkugel, dann verschiebt sich der Schwerpunkt des Holzes und es sieht so aus, als ob das Holz sich den Gesetzen der Physik oder der Vernunft der Menschen widersetzt. Aber die Menschen haben in diesem Fall nur die Machtbewertung des Holzstabes falsch eingeschätzt weil sie es mit den Erfahrungen von "normalen" Holzstangen verglichen haben.

Was ich hier verdeutlichen will ist, dass die Macht unter Menschen hochgradig von deren Bewertungen untereinander abhängt. Auch die Macht über Gegenstände hängt von den Bewertungen der Gegenstände ab, wie nützlich diese Gegenstände für den bewertenden Menschen sind. Und diese Bewertung hängt von sehr vielen Faktoren ab. Ein einzelner Mensch braucht zum Sitzen nur einen einzigen Stuhl. Der Machtwert (kurz Wert) des ersten Stuhls ist also am größten und jeder weitere Stuhl könnte in einer kleinen Wohnung sogar negativ bewertet werden wenn er immer im Weg steht. Hat der Mensch aber eine Familie oder öfters mal Besuch im Haus, dann benötigt er auch mehrere Stühle sodass jeder weitere wirklich benötigte Stuhl dann einen größeren Wert hat. Aber solange der Mensch kein Konzertveranstalter ist benötigt er keine Lagerhalle voller Stühle. Also mit anderen Worten: Der zwanzigste Stuhl des Menschen hat wahrscheinlich einen geringeren Wert für den Menschen als der erste Stuhl.

Wie im Kapitel der erweiterten Evolutionstheorie ausgeführt wird, ist das Konzept der Macht auf verschiedenen Evolutionsebenen vorhanden und wird aber meistens in den jeweiligen Systemen mit verschiedenen Begriffen benannt: Energie oder Potential in der Physik, Macht in der Soziologie oder Geld in der Wirtschaft.

Geld ist der Versuch der Menschen die Macht mit Zahlen zu erfassen um verschiedene Machtpositionen gegeneinander vergleichen zu können. Natürlich kann man nicht jede Machtposition direkt in eine andere Machtposition umwandeln. Alleine schon weil die Macht in anderen physikalischen Kanälen stecken kann. In der Physik ist Wärmeenergie z.B. weniger Mächtig, hat also weniger Möglichkeiten benutzt zu werden, als z.B. elektrische Energie. Ein Stein auf einen Berg hoch tragen bringt ersteinmal nichts direkt zu Essen sondern kostet sogar Macht weil der Träger seine Energie dafür aufgeben musste. Ein Mensch tut dies nur, wenn er sich davon einen Vorteil erhofft, z.B. weil er da oben ein Haus bauen will oder von einem anderen Menschen Macht in irgendeiner Form erhält wenn er das tut oder weil er genug Reserven hat und es ihm einfach Spaß macht. Geld kann dann als Austausch für die abgegebene Macht oder Arbeitsleistung angesehen werden. Immer wenn die Menschen ihre Macht ausgeben dann können sie einen Gegenwert der Macht in einer anderen Machtform erhalten. Damit kann man auch jeder Aktion, Dienstleistung oder auch Ware allein durch die Arbeit der Herstellung einen Machtwert zusprechen und diesen Machtwert in Geld angeben.

Die Menschheitsgeschichte hat gezeigt, wie aus kleineren Gruppen immer größere Dörfer, Städte oder Staaten entstanden sind. Dabei haben sich die Machtverhältnisse zwischen den Menschen und speziellen Menschengruppen innerhalb der Gesellschaft immer wieder verändert. Mit dem Aufstieg der Zivilisationen haben sich die Verhaltensweisen und zwischenmenschlichen Interaktionen immer wieder angepasst und verändert. Was aber immer geblieben ist ist der evolutionäre Druck mehr Macht anzusammeln um einfacher mit der Umwelt interagieren zu können oder anders gesagt nicht einfach der Spielball von anderen Einflüssen sein zu müssen.

Das gilt auch für die ersten Stammesgesellschaften die sich in Dörfern niedergelassen haben. Solange die Menschen sich gegenseitig kennen, können sie sich den aktuellen Gefallensstand oder Machtwert gegenseitig merken. Jeder weiß wer gerade der Boss ist und welche Rangordnung die anderen Personen in der Gruppe haben. Jeder weiß welche Aufgaben die jeweils anderen Mitglieder der Gruppe haben und jeder kann die Durchführung dieser Aufgaben auch selber bewerten. In der Dorfgemeinschaft weiß man dass z.B. ein Bauer viel Zeit auf dem Feld verbringt und deswegen vielleicht nicht genug Brennholz für den Winter gehortet hat. Dafür kann ein Anderer aber das gesamte Jahr in den Wald gehen und Holz sammeln. Ein anderer ist vielleicht gut im Fischen und verbringt viel Zeit auf dem Wasser. Aber jeder hat eine Grundahnung was die jeweils anderen tun und jeder sichert mit seiner Arbeit das Überleben aller anderen mit ab. Denn vielleicht gibt es irgendwann einmal einen großen Sturm oder eine Heuschreckenplage sodass die Feldernte ausfällt. Oder ein Sommer ist zu heiß oder ein Winter zu kalt sodass der Fischer keine Fische mehr findet. Solche Ausfälle können dann durch die Anderen ausgeglichen werden.

Die Dorfgemeinschaft merkt sich z.B. wie oft der Fischer keine Fische mitbringt. Bringt er viele Fische, so steigt sein Ansehen denn er sichert das Überleben des Dorfes mit dem Fang. Kommt er aber immer mit leeren Netzen vom See, dann muss er die Nahrung von anderen bekommen und sein Ansehen fällt ab. Das Gleiche passiert natürlich mit all den anderen Menschen der Gruppe. Jeder wird durch sein Zutun oder verschlechtern der Lebenssituation der Gemeinschaft von allen anderen bewertet und bewertet natürlich auch selbst die Aktionen aller anderen. In diese Bewertung fließen natürlich sowohl individuelle Vorlieben mit ein, z.B. wer keinen Fisch mag findet den Fischer nicht ganz so gut egal wie viel Nahrung er beschafft (nur für den Fall, dass die Gruppe es sich leisten kann wählerisch mit der Nahrung zu sein), aber natürlich auch persönliche Gefallen wie z.B. das Bevorzugen der engeren Verwandten oder Geliebten.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieses Prinzip des Zusammenlebens bis etwa 150 Leute funktioniert. Größere Gruppen können sich aber nicht mehr gemeinschaftlich den Gefallensstand einzelner Menschen merken, was von einzelnen Menschen innerhalb der Gruppe zum persönlichen Vorteil ausgenutzt werden kann und somit auch wird. Wenn man versuchen würde heutzutage in ganz Berlin sich alle zwischenmenschlichen Interaktionen und ausstehende Gefallen merken zu wollen, also jeder Einkauf, jeder Friseurbesuch usw. dann ist klar, dass man sehr schnell den Überblick verliert. Dann hilft Geld um quantifizieren zu können welchen Anteil die jeweiligen Menschen am Gemeinschaftsleben haben oder eine zentrale Verwaltung wie z.B. einen König der alle Vorgänge lenkt, dem man aber auch vertrauen muss dass er seine Macht nicht einfach nur ausnutzt.

Geld ersetzt das Merken der Gefallensstände innerhalb einer Gruppe. Es erlaubt Menschen, die sich nicht persönlich kennen trotzdem miteinander vertrauensvollen Handel treiben zu können. Denn wer mit dem Geld der Gruppe bezahlen kann, der hat dieses Geld auch von Irgendjemanden aus der Gruppe erhalten. Und Geld erhält man nur, wenn man der Gruppe etwas gutes tut, z.B. Nahrung verkauft, einen Unterschlupf ausbaut oder andere Dienstleistungen oder Waren für die Gemeinschaft beisteuert. Es muss sich jetzt nicht mehr gemerkt werden, ob jemand Fischer ist oder Jäger oder Sammler. Wenn ein Mensch die Nahrung beschafft, dann bekommt er statt herkömmliche Anerkennung jetzt Geld, das er für andere Gefallen wieder eintauschen kann. Natürlich ersetzt das Konzept des Geldes nicht komplett den Ansehen- oder Machthandel, da sich kleinere Untergruppen wie Freunde, Vereine oder Familien in einer Gesellschaft immer bilden werden und innerhalb derer weiterhin mit Ansehen statt Geld für jegliche Aktionen bezahlt wird. Aber Geld erlaubt den vertrauensvollen Kontakt mit ansonsten unbekannten Menschen. Es erspart Zeit zu erfahren wie und warum der unbekannte Mensch an das Geld gekommen ist. Es reicht zu wissen dass er der Gemeinschaft etwas Gutes getan hat wofür diese bereit war das Geld abzugeben und damit kann man dem unbekannten Menschen ersteinmal grundlegend vertrauen.

Bezahlungsvorgang

Außerdem gestaltet sich in wachsenden Stammesgesellschaften ohne Geld auch die Preisfindung immer schwieriger durch die immer komplexer werdenden Tauschhandel. Umso mehr unterschiedliche Warentypen untereinander getauscht werden müssen desto mehr Wechselkurse müssen beachtet werden. Gibt es nur drei Waren in der Gesellschaft, dann braucht man auch nur 3 Umrechnungskurse. Zum Beispiel wie viel Äpfel kostet ein Fisch, wie viel Fische kosten einen Holzstamm und welcher Teil eines Holzstammes kostet ein Apfel. Kommt dann aber noch eine Ware hinzu, so muss für diese neue Ware wieder Wechselkurse zu allen schon bestehenden Waren bestimmt werden. Möchte man jetzt einen Pilz verkaufen, dann muss man abschätzen wie viele Äpfel, Fische oder Holzstämme ein Pilz wert wäre. Zusätzlich zu den schon vorhandenen 3 Wechselkursen kämen jetzt also noch einmal 3 dazu.

Für 4 Waren gibt es also schon 6 Wechselkurse und für 5 Waren sind es schon insgesamt 10. Für 10 Waren muss man sich schon 45 Wechselkurse merken und bei 100 verschiedenen Handelswaren merkt man sich schon unüberschaubare 4950 Wechselkurse. Oder anders gesagt, mit Einführung der 101ten Handelsware würden weitere 100 weitere Wechselkurse zu den schon bestehenden Waren hinzukommen. Da ist es viel einfacher, wenn man sich für jede dieser Waren lediglich den Wechselkurs in eine Geldware merken muss und somit den Wert einer Ware anhand bekannter Waren mit dem Umrechnungskurs in dem verwendeten Geld abschätzen kann. Mit Geld weiß man z.B. dass ein Fisch genau 20 Steine kostet und ein Apfel für 5 Steine zu bekommen ist. Wenn einem jetzt ein unbekannter Pfirsich für 30 Steine angeboten wird kann man im Vergleich zu anderen Nahrungsmitteln sagen, dass der Pfirsich im Vergleich zu einem Apfel relativ teuer ist.

Es macht also Sinn, wenn sich alle Marktteilnehmer auf eine Ware einigen mit der man andere Waren im Wert beschreiben kann und somit deren Werte vergleichbar zu machen. Diese von allen anerkannte Ware übernimmt somit die Funktion von Geld. Das kann jede beliebige Ware sein, Steine, Muscheln, Papier, Münzen oder Zigaretten.

Der wirkliche Wert vom Geld entsteht erst mit dem Netzwerk-Effekt, also wie nützlich das Geld für die einzelnen Menschen ist die es verwenden. Der Nutzen dieser Geldware steigt enorm wenn der bewertende Mensch ein Teil der Gemeinschaft ist. Dann kann z.B. ein Pflanzensamen nicht nur benutzt werden um z.B. eine Kakaopflanze anzubauen oder ihn direkt aufzuessen, was den reinen Konsumwert des Samens angibt. Der Samen kann genauso benutzt werden um z.B. Fleisch vom Nachbarn abzukaufen. Der Nachbar nimmt den Samen vielleicht auch nicht an um eine Kakaoplantage aufzumachen sondern um sich ein neuen Stuhl vom Tischler zu kaufen.

Die Anerkennung eines Tauschgutes als Geld erhöht somit den Wert des Tauschgutes umso mehr, desto mehr Menschen das Geld anerkennen. Das nennt man den Netzwerkeffekt des Geldes. Wenn ein Teil der Gemeinschaft das Geld nicht mehr anerkennt und somit nicht für Tauschhandel annimmt, dann sinkt der Wert des Geldes wieder. Ein Ausgestoßener aus der Gemeinschaft wird nicht viel mit dem Geld anfangen können außer dem Konsumwert weil er nicht oder nur schwer mit der Gemeinschaft zusammenarbeiten kann. Es bringt ihm also nicht mehr viel so viele Pflanzensamen zu haben wenn er diese nicht für andere Waren eintauschen darf und er nicht das Bedürfnis oder die Möglichkeit hat eine Plantage anzulegen. Für den Ausgestoßenen fällt der Wert der Samen also wieder auf den reinem Konsumwert.

Geld zu haben bedeutet dass man der Gemeinschaft etwas gegeben hat wie Nahrung oder Feuerholz oder anderweitig einen Vorteil erbracht hat wie z.B. das Bauen von Häusern oder das Weiterverarbeiten von Mehl zu Brot. Durch das Geld muss man nicht mehr wissen oder nachfragen, ob der Anteil eines Anderen an der Gemeinschaft gerechtfertigt war oder nicht. Der Besitz vom Geld alleine beweist schon, dass man einen Anteil geleistet hat, denn sonst hätte man das Geld nicht bekommen.

Wenn sich eine Dorfgemeinschaft auf eine Art von Geld geeinigt hat definiert dieses Geld also auch eine Zugehörigkeit zur Gesellschaft. Fremde können nur an das Geld gelangen, wenn sie dafür eine gute Gegenleistung erbracht haben, also z.B. Nahrung geliefert haben das wenigstens ein Dorfmitglied gebraucht hat. Sonst hätte er das Geld nicht eintauschen können. Somit hat dieser Fremde dann eine gute Tat für das Dorf erbracht und wird mit dem Geld belohnt dass er für andere Gefälligkeiten wieder ausgeben darf.

Außerdem hat das Geld noch weitere Vorteile, z.B. dass die Leute ihre Arbeitszeit aufsparen konnten. Während ein Fischer jeden Tag seinen Fang mit nach Hause bringen kann, erntet ein Bauer nur einmal im Jahr aber dafür einen umso größeren Ertrag. Mit Geld kann er diesen Ertrag in Gefallen umrechnen und im Verlaufe des kompletten Jahres ausgeben, nicht nur wenn die Ernte da ist. Ohne Geld könnte es vorkommen, dass die Gemeinschaft im Verlaufe des Jahres vergisst, welchen Anteil der Bauer an ihrer Gemeinschaft hat. Der Bauer kommt größtenteils ohne Ertrag aber trotzdem nach viel Arbeit des Umpflügens und Aussähens vom Feld. Einen wirklichen Ertrag der Mühen kommt aber erst nach der Ernte.

All die vorgestellten Vorteile von Geld stellen aber auch Ansprüche an gutes Geld. Erfüllt ein Geld diese Ansprüche nicht, dann kann es in verschiedener Art und Weise ausgenutzt werden und das Vertrauen in das Geldsystem beschädigen und somit den künstlichen Wert des Netzwerkeffektes senken oder komplett eliminieren. Lässt sich das Geld z.B. zu einfach herstellen oder erzeugen, dann werden viele Menschen ihre eigentliche Arbeit liegen lassen um das vermeintlich wertvollere Gut Geld zu produzieren. Das führt meist zu einer Inflation und einer Entwertung des Geldes. Gleichzeitig wird jede andere Ware weniger produziert und somit angeboten, was im Extremfall zu einer Hungersnot führen kann wenn durch das Geld weniger Leute Nahrung beschaffen als eigentlich benötigt wird.

Das Vertrauen in das Geldsystem kann aber auch z.B. durch Diebstahl oder Korruption erschüttert werden. Fremde Leute könnten das Geld durch die Macht von Waffengewalt dem rechtlichen Besitzer abnehmen und danach trotzdem von dem Vorteilen des Geldes in der Gemeinschaft leben. Aber solche Aktionen und auch Verleumdungen gegen einzelnen Menschen können sich mündlich auch in deutlich größeren Menschengruppen als 150 Leute verbreiten. Denn hier werden Einzelaktionen z.B. als Tratsch verbreitet aber nicht die komplette Handelsgeschichte der Menschen untereinander. Die Diebe, Räuber oder die generell Kriminellen können also einfacher auch unter 10000 Leuten erkannt und gebrandmarkt werden. Erst ab einer viel größeren Gemeinschaft und weiter entfernten Örtlichkeiten kann es vorkommen, dass man einen Raub in einem Dorf durch die Anonymität im anderen Dorf nicht mehr bemerkt. Klaut man das Geld einer Bank in Berlin, dann hat man gute Chancen anonym und somit "straffrei" weit entfernt in Australien oder Kanada zu leben, wobei die Globalisierung und somit Erweiterung der Gesellschaft es dahingehend immer schwieriger macht.



Werbung:




Werbung:
Diese Seite wurde erstellt von DasPie.
Letztes Update: 03.Oct.2024