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Die Analogie der EvolutionWas ich mit den Kapiteln über die Evolution und Historie der Menschheit andeuten wollte ist, dass es immer mehrere evolutionstechnischen Ebenen gibt auf denen eine menschliche Gesellschaft funktioniert. Es ist der Kampf zwischen Individualismus und das Zusammenleben mit anderen gleicher Art. Schon die Zellen haben das Problem, dass sie sich zwar reproduzieren wollen, aber bei zu vielen von ihnen gehen die Nährstoffe in der Umgebung aus sodass sie, auch wenn sie von der gleichen Art sind, gegenseitig zu Konkurrenten werden und versuchen vor den anderen Zellen an die meisten Nährstoffe zu gelangen. Für Menschen und deren Zivilisationen ist es genauso. Es gibt die individuellen Triebe und Bedürfnisse der Menschen, die nicht zuletzt durch den Zellstaat, aus denen die Menschen bestehen bestimmt wird. Jedes Individuum ist darauf angewiesen dass seine Zellen funktionieren und ist immer bestrebt deren Funktionen sicherzustellen mit Nahrung, Sauerstoff, Schlaf usw. Und wenn diese Grundbedürfnisse erfüllt werden können dann gilt es sich zu reproduzieren und seine Gene an die eigenen Kinder weiterzugeben. Die gleichen Prinzipien können dann auf einer weiteren evolutionstechnischen Ebene betrachtet werden: wie leben die Menschen zusammen? Die Abstraktionsebenen der Evolution starten vom kleinsten, die Atome (vielleicht noch kleiner die Quarks, aber das möchte ich hier nicht weiter diskutieren), die sich spontan und zufällig zu Molekülen zusammenbringen lassen. Spezielle Moleküle bilden zufällig das biologische Leben mit Zellen. Zufällige Zusammenschlüsse der Zellen bilden die Individuen. Zufällige Zusammenschlüsse der Individuen bilden Gruppen oder im größerem Stil die Zivilisationsstaaten. Atome → Moleküle → Zellen → Menschen → Zivilisationen Schaut man sich eine dieser evolutionstechnischen Abstraktionsebenen an, so kann man viel über das jeweilige Themengebiet erforschen. Welche Strukturen bilden sich auf der jeweiligen Ebene? Gibt es Statistiken oder physikalische Gesetzmäßigkeiten? Wie interagieren die einzelnen Akteure miteinander? Interessanterweise hängt jede Abstraktionsebene immer von dem statistischen Funktionieren der darunterliegenden Abstraktionsebene ab, was all deren individuelle Eigenschaften impliziert aber lediglich statistisch über viele Prozesse verteilt. Es würde keine Moleküle geben, wenn die Atome sich nicht zusammenschließen würden. Ohne Moleküle können sich aber keine Zellen bilden und ohne Zellen gäbe es keine Individuen. Und schlussendlich würde es auch keine Staaten geben können, alles nur weil hypothetisch die Atome keine Moleküle bilden wollten oder könnten. In jeder Ebene bilden sich einzelne Strukturen, die Akteure, die von der Statistik oder eine Verallgemeinerung der darunterliegenden Ebene bestimmt wird. Diese einzelnen Strukturen kann man wieder auf ihre Eigenschaften untersuchen, was ich als die mikroskopische Betrachtungsweise der Ebene definiere. Und auf der anderen Seite kann man viele oder alle Akteure einer Ebene in einen Topf werfen und deren Gesamtverhalten untersuchen. Das nenne ich die makroskopische Betrachtungsweise der Ebene. Es kann also zwischen mikroskopischen und makroskopischen Effekten in jeder Ebene unterschieden werden. Die mikroskopischen Effekte beschäftigen sich also damit, wie sich einzelne Akteure der Ebene verhalten. Was macht eine Zelle, wie sucht sie nach Nahrung usw. Wie würde ein Mensch auf beliebige Aktionen reagieren? Welche Optionen hat er individuell? Wie reagiert ein Staat wenn er von einem anderen Staat angegriffen wird? Warum wird ein Atom von einem anderen Atom angezogen aber von noch einem anderen Atom abgestoßen? Wie funktioniert ein Molekül das andere Moleküle zersetzt oder zusammenbaut? Wie reagiert eine säureresistente Zelle in Säure? Was würde ein einsamer Mensch alleine auf einer Insel machen? Welche Staatsangehörigkeit wird sich ein einzelner Mensch aussuchen? Warum will ein Staat sein Gebiet weiter ausdehnen? usw. Die makroskopischen Effekte beschäftigen sich mit der Statistik oder der Gesamtheit der handelnden Akteure einer Abstraktionsebene. Wie verhalten sich Zellen bei Nährstoffknappheit generell, also wie viel Prozent gehen in den Energiesparmodus, wie viel Prozent werden Kannibalen und greifen andere Zellen an usw. Wie reagiert ein Volk auf einen Staatsputsch oder Skandale? Wie reagiert die UN auf eine Pandemie? Können sich alle Staaten auf eine Aktion koordinieren oder gibt es Alleingänge? Wie funktionieren Gleichgewichtsreaktionen wie z.B. CO₂ + H₂O <=> H₂CO₃, welche Gleichgewichte stellen sich ein? Warum entsteht ein Krebsgeschwür aus "feindlichen" Zellen im menschlichen Körper? Die makroskopischen Prozesse sind also meist die Summe, das Integral oder die statistische Verallgemeinerung der einzeln ablaufenden Prozesse über alle individuellen Einzelaktionen von sehr vielen Akteuren. Die makroskopischen Effekte einer dieser Evolutionsebenen hängen also hochgradig von den mikroskopischen Entscheidungen oder Effekten dieser Ebene ab und bilden gleichzeitig die Grundlage für die nächsthöhere Abstraktionsebene. Für Menschen kann es interessant sein wie sich einzelne Zellen in ihm verhalten, sein Wohlbefinden hängt aber von der Gesamtheit der Zellen ab, aus denen er besteht. Auf der anderen Seite ist es ihm natürlich wichtig welche Rolle er im Zusammenleben mit seinen Mitmenschen hat. Der Staat kann sich aber meistens nicht um alle Menschen gleichzeitig kümmern sodass der Mensch sich individuell selber darum kümmern muss dass all seine eigenen Bedürfnisse befriedigt werden. Genauso wie seine Einzelzellen nicht alle gerettet werden können und man z.B. bei einem kleinen Sturz auf die eine oder andere Hautzelle verzichten muss. Die mikroskopischen Effekte auf der Zellebene würden sich also damit beschäftigen wie es einer einzelnen Zelle geht, was für Nährstoffe sie braucht und wie sie ihren Stoffwechsel reguliert. Damit all die Lebensfunktionen einer Zelle aber funktionieren ist es wichtig, dass die Atome statistisch gesehen zur richtigen Zeit die richtigen Aktionen durchführen, zu Molekülen verschmelzen oder sich wieder abspalten. Für die nächsthöhere Evolutionsebene, das Individuum mit dem Menschen als Akteur ist es nicht relevant wie es einer einzelnen Zelle geht. Aber der Gesamtheit der Zellen des Menschen sollte es gut gehen weil es ansonsten dem Menschen selber auch nicht gut geht. Zusammenfassend kann man sagen, dass für jede Evolutionsebene gilt, dass die mikroskopischen oder individuellen Effekte der Ebene von den Makroskopischen oder statistischen Effekten der darunterliegenden Ebene abhängt. All die Evolutionsebenen haben also statistische Analogien zu den Ebenen darunter, auch wenn die realen Effekte sich deutlich unterscheiden können. In jeder Evolutionsebene kann man analoge mikroskopische Effekte betrachten wie z.B. den Stoffwechsel eines Akteurs. Bei Atomen schauen die Physiker sich an wie die Quarks miteinander interagieren und welche Prozesse dazu führen das das Atom stabil bleibt oder zerfällt. Bei Molekülen schauen sich die Chemiker an aus welchen Atomen die Moleküle bestehen und welche Prozesse dazu führen dass sie stabil sind oder zerfallen. Bei Zellen schauen sich die Biologen an, welche Moleküle mit der Zelle interagieren und welche Prozesse dazu führen dass die Zelle lebendig ist oder abstirbt. Bei Menschen oder Tieren schauen sich wiederum die Biologen oder Psychologen an, wie die Individuen sich verhalten und welche Prozesse dazu führen dass sie leben können oder absterben. Und zuletzt bei den Staaten schauen sich die Soziologen, Politiker oder Wirtschaftswissenschaftler an, wie die Staaten funktionieren und warum Staaten untergehen oder größer werden. Nach der Urknalltheorie entstanden die ersten Atome spätestens etwa 300.000 bis 400.000 Jahre nach dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren. Danach dauerte es nicht lange bis das Universum weit genug abkühlte und auch die ersten Molekühle sich bilden konnten. Vor 4,6 Milliarden Jahre entstand die Erde worauf sich etwa vor 3,5 bis 4 Milliarden Jahren die ersten Zellen bilden konnten. Die ersten Individuen gab es bereitz vor etwa 2 bis 3 Milliarden Jahre. Die ersten Menschen lebten vor etwa 2 Millionen Jahre wobei die ersten großen menschlichen Staaten sich vor nur etwa 10 tausend Jahren bildeten. Der Zusammenschluss von Menschen zu großen Staaten, also Gruppen von über wenigstens 150 Teilnehmern ist noch relativ jung. Die Menschheit in der heutigen Zeit ist immer noch dabei lebensfähige Staaten zu bilden die über einen längeren Zeitraum funktionieren ohne zu kollabieren. Denn mit jeder Evolutionsstufe werden Strukturen erschaffen, die die Lebensspanne der darunterliegenden Evolutionsstufe übersteigen. Zellen verwalten ihre Moleküle, Menschen verwalten ihre Zellen und Staaten verwalten ihre Menschen. Jede Evolutionsebene hat unterschiedliche Strukturen die unterschiedlich lange überleben. Die Strukturen, die sie bilden, überleben aber meist länger als die Einzelakteure, aus denen die Struktur besteht. All diese evolutionstechnischen Phänomene werden durch Zufälle gebildet aber sind in der Lage selbstähnliche Strukturen zu bilden und anhand von physikalischen Gesetzmäßigkeiten sich inhärent selber zu stabilisieren und sich zu reproduzieren. Bei all diesen Reproduktionen wird durch das Prinzip der Positivselektion die jeweils ablaufenden Prozesse verfeinert bzw. den äußeren Umwelteinflüssen angepasst. An der Spitze dieser Entwicklungen steht die heutige menschliche Zivilisation auf dem Weg ins All. Trotz all der menschlichen Probleme und die Probleme zwischen den Staaten wird es evolutionstechnisch immer weiter voran gehen. Staaten werden untergehen und es werden neue Staaten wieder entstehen. Langfristig wird sich aber die beste Staatsform durchsetzen, also ein System das es so vielen Menschen wie möglich erlaubt zusammen und in Frieden miteinander zu leben. Aber noch hat die Menschheit kein stabiles System erfunden. Noch ist überhaupt unklar ob es stabile Systeme in dieser Größenordnung überhaupt geben kann. Das Prinzip der Positivselektion bedeutet nicht, dass sich immer sofort das bessere System durchsetzen wird. Kurzfristig kann auf jeder Ebene ein Prozess versagen sodass ein Staat mit guten Potential trotzdem verschwindet oder böse Staaten sich hervortun die die Menschheit unterjochen wollen. Jeder Staat kann auf molekularer Ebene versagen, z.B. wenn die Menschen nicht mehr genug Sauerstoff in der Atmosphäre haben. Aber auch biologisch durch Gifte oder Viren könnte ein kompletter Staat vernichtet werden. Genauso wie der Staat von einer anderen Gruppe von Menschen besiegt oder vernichtet werden könnte. Die Positivselektion funktioniert nur auf längeren Prozesszeitskalen. Für Zellen weit länger als Moleküle sich bilden würden, für Individuen weit länger als eine einzelne Zelle leben würde genau wie Staaten meist weit länger überleben als einzelne Menschen. Nur die Zeit kann es sagen, welche Zivilisationsform es schaffen wird stabil zu überleben. Und das muss nicht bedeuten, dass es allen einzelnen Individuen innerhalb dieses Staates gut gehen muss, aber damit die Zivilisation überlebt und eventuell eine noch viel größere Dimension erreicht wie z.B. einen galaktischen Zusammenschluss mehrerer Planetenstaaten muss es Menschen oder andere intelligente Arten geben die überleben und sich evolutionstechnisch weiterentwickeln können. Die Individuen sind die Zahnräder eines Staates. Ohne Individuen kann ein Staat nicht weiter existieren, genau wie ein menschlicher Körper nicht ohne seine Zellen existieren kann. Auf dieser Webseite werden viele Beispiele aus der realen Welt genannt und aus den Beispielen Schlüsse gezogen. Dabei sollte man immer im Hinterkopf behalten, auf welcher Evolutionsebene man sich gerade befindet, was also z.B. ein einzelner Akteur ist, welche Möglichkeiten oder Macht er besitzt. Und ganz wichtig ist, ob von Einzelakteuren (mikroskopische Betrachtungsweise) gesprochen wird um auf Handlungen oder Eigenschaften auf Gruppen (makroskopische Betrachtungsweise) von diesen Akteuren geschlossen wird oder ob über makroskopische Gruppen von Akteuren gesprochen wird, die auch wieder als mikroskopische Einzelakteure der höheren Ebene auftreten und sich mit anderen Gruppen messen müssen. Auf Atomebene sind die Akteure die Atome, wobei unterschiedliche Atome je nach Gewicht und Elektronenstruktur unterschiedliche Reaktionen auf die Umwelt zeigen. Auf Modekühlebene sind das die Moleküle wobei es alleine schon bei den organischen Molekülen so viele funktionale Gruppen von Atomen gibt, die alle unterschiedlich auf die Umwelt einwirken, da hat man die nicht organischen "normalen" Modekühlklassen noch garnicht betrachtet. Weiter geht es bei Zellen, wo es so viele unterschiedliche Ausprägungen gibt, dass ich garnicht erst anfangen will alle aufzulisten. Menschen als Akteure sind noch vielfältiger als es Zellen jemals sein werden. Und Menschengruppen verbinden all die Möglichkeiten von Einzelmenschen. Jeder dieser Akteure hat einen eigenen Handlungsspielraum, der auf unterster Evolutionsebene durch die Physik untersucht wird. In der Quantenmechanik ist dieser Handlungsspielraum einzelner Akteure nicht deterministisch vorhersagbar. Die Quantenmechanik zeigt nur auf, wie sich die Akteure verhalten könnten und gibt Wahrscheinlichkeiten an, welche der möglichen Optionen vom Akteur ausgewählt und durchgeführt wird. Damit kann man für eine Gruppe von Akteuren statistisch angeben, wie viele dieser Teilchen Option (a) wählen, wie viele Option (b) nehmen usw. Und aus diesen Wahrscheinlichkeiten kann man dann versuchen vorhersagen über die Gruppe der Akteure abzuleiten. Denn umso mehr Akteure beteiligt sind, desto besser und eindeutiger sind die Statistiken gemäß des Gesetzes für große Zahlen. Für die systematische Analyse kann man dann die Akteure in Untergruppen unterteilen. Die Gruppe (A) besteht dann z.B. aus den Akteuren, die die Aktion (a) gewählt hat, Gruppe (B) besteht aus Akteuren der Aktion (b) usw. Damit kann man den Gruppen bestimmte statistische Eigenschaften zuweisen, die umso genauer sind, je mehr Akteure in der Gruppe sind. Sobald diese Eigenschaften gut genug ergründet sind kann man diese Gruppe als einzelnen Akteur der nächsten Evolutionsstufe ansehen. Alle Akteure der Gruppe B verhalten sich definitionsgemäß auch mit der Aktion (b) und umso größer diese Gruppe wird, also umso mehr Teilnehmer diese Gruppe hat, desto mächtiger oder einflussreicher sind deren Aktionen. Auch in der nächsthöheren Evolutionsstufe haben die Akteure wiederum eine Vielzahl an möglichen Aktionen. Denn meistens bleiben die Aktionen der Akteure der darunterliegenden Evolutionsebene erhalten, aber durch das statistische Zusammenspiel der Akteure ergeben sich neue vorher unmögliche Möglichkeiten, die die Akteure als Gruppe nun in der neuen Evolutionsstufe auch wählen können. Ein Atom kann sich ohne weitere Zwangsbedingungen in alle drei Raumrichtungen bewegen und hat somit drei Freiheitsgrade. Mehrere Atome können sich aber zu einem Molekül zusammenschließen was ihnen eine Ausrichtung im Raum ermöglicht und somit zusätzlich zu ihren Bewegungsfreiheitsgraden Rotations- oder Vibrationsfreiheitsgrade hinzu kommen. Alle N Atome zusammen haben zwar immernoch nur 3N Freiheitsgrade, aber zum Einen haben mehr Atome somit auch immer insgesammt mehr Freiheitsgrade, zum Anderen kann die Art der Freiheitsgrade durch die Anwesenheit anderer Atome umgedeutet werden, also Translationsfreiheitsgrad zu Vibrationsfreiheitsgrad. Auf einer anderen evolutionstechnischen Ebene kann ein Mensch einen kleinen Stein anheben, zehn Menschen können größere und schwerere Steine anheben. Ein einzelner Eisenspan kann ein kleines Magnetfeld haben, der Erdkern als Zusammenschluss vieler dieser Eisenspäne hat ein viel größeres Magnetfeld und somit einen viel größeren Einflussbereich. Die Analyse der Akteure und deren Gruppenbildung kann man nun rekursiv immer weiter auf sich selbst anwenden, um von Evolutionsstufe zur nächsten Evolutionsstufe zu gelangen. Mit aktuell bekanntem Wissensstand kann man so vom Allerkleinsten der Quarks, zu den Atomen, zu den Molekülen, zu den biologischen Zellen, zu den Menschen und der aktuell letzten Evolutionsstufe, den Zivilisationen schließen. Jeder dieser Stufen gibt den neuen Akteuren mehr Handlungsmöglichkeiten als den einzelnen Akteuren, aus denen sie bestehen. Die Anzahl der Möglichkeiten der Akteure, in der Physik auch bekannt als die Freiheitsgrade der Objekte oder Akteure in einem Modell oder System, gibt eine Vorstellung über die Macht der Akteure. Auf der physikalischen Ebene von Atomen und Molekülen sind die Möglichkeiten der Akteure noch recht überschaubar und eingeschränkt. Generell hat jedes einzelne Atom nur 3 individuelle Freiheitsgrade und auch laut der Quantenmechanik sind die statistischen vorhersagen wie Positionsbestimmung oder Geschwindigkeitsbestimmung von Teilchen als Akteure überschaubar. Allerdings wird die Anzahl der Freiheitsgrade für größere Strukturen wie Makromoleküle schon sehr viel mehr. In einer einzigen menschlichen Körperzelle gibt es schon ungefähr 10¹³ Atome und somit entsprechend viele Freiheitsgrade. Ein Mensch besteht ungefähr aus der gleichen Größenordnung aus 10¹⁴ Zellen und hat entsprechend deutlich mehr Freiheitsgrade in seinen Aktionen. Heutige Staaten bestehen meist "nur" aus mehreren hundert Millionen (10⁸) von Menschen sodass der unterschied zwischen Menschen und Menschengruppe nicht so deutlich ist wie zwischen den vorherigen Evolutionsebenen. Allerdings können die Menschen mit anderen Menschen interagieren und das macht das zusammenleben in Menschengruppen trotzdem so komplex. Die Macht eines Akteurs ist somit zwischen den Evolutionsebenen meist um Größenordnungen unterschiedlich, was bedeutet dass höhere Evolutionsstufen ihre Macht gegenüber unteren Evolutionsstufen ausnutzen können. Innerhalb der Evolutionsebenen ist die Macht der Akteure vergleichbar sodass hier die Machtvergleiche meist spannender sind. Die Macht eines Akteurs ist sein Potential irgendwelche Aktionen in der Welt zu tun oder sich den Aktionen anderer Akteure entgegenzustellen. In den unteren Evolutionsebenen, den Bereichen der Physik, entspricht die Macht ziemlich genau der Definition von Energie. Die Energie ist das Potential von Teilchen irgendwelche Dinge zu tun. Je nach Energie einer Kanonenkugel und der Festigkeit einer Mauer kann die Kanonenkugel die Mauer durchschlagen oder prallt an ihr ab. Anders gesagt: ist die Macht der Kanonenkugel größer als die Macht der Mauer so kann die Kugel die Mauer durchschlagen. Die Macht kann physikalisch auch dadurch erklärt werden, dass ein Mensch bestehend aus 10²⁷ Atomen auch drei mal so viele Freiheitsgrade hat. Allerdings kann man die Bewegungen von Menschen auch relativ genau mit wenigen hundert oder tausend Freiheitsgraden festlegen, notfalls ein Freiheitsgrad für jedes Gelenk, das ein Mensch hat. Diese Anzahl ist trotzdem im Verhältnis aller Freiheitsgrade des Menschen überschaubar klein. Der Rest der 10²⁷ Freiheitsgrade, also alle Atom-, Molekühl- und Zellbewegungen im menschlichen Körper sind aber durch diese Vereinfachung nicht weg sondern existieren immernoch auch wenn wir es als Mensch nicht unbedingt bemerken. Diese Masse an Freiheitsgraden sorgt statistisch dafür, dass wir Denken und Lernen können und dass unser Körper generell funktioniert, also dass wir Nahrung verwerten, Gifte isolieren und ausscheiden oder mit der Umwelt interagieren können. Wie genau der Zusammenhang von Materie und Gedanken ist wird heutzutage unter anderem in der KI-Forschung und der Neurobiologie untersucht. Auch die genauen stofflichen zusammenhänge der einzelnen Organe werden immer genauer erforscht. Aber auch ohne dass wir exakt wissen, wie wir genau physikalisch funktionieren wissen wir trotzdem eines ganz gewiss: das wir leben bedeutet dass unsere Biologie zumindest bis jetzt funktioniert hat und definitiv für all unsere Vorfahren bis zum Punkt der Zeugung unserer jeweiligen Eltern funktionierte. Das bedeutet, dass auch ohne dass wir genau wissen müssen wie wir exakt funktionieren die physikalische Macht unserer Körper intuitiv benutzen. Weil die exakt definierte Energie der Freiheitsgrade aber bei der Größenordnung für einen Menschen lediglich statistisch vorliegt, da es praktisch niemals gelingen wird die physikalischen Bewegungsgleichungen der Atome eines Menschen vollständig lösen zu können, fasse ich die physikalische Energie zu der abstrakten Größe Macht zusammen. Die Macht ist das Potential dass die betrachteten Objekte oder Akteure einer Evolutionsebene an Aktionen ausführen können. Zellen haben also im Normalfall eine größere Macht als einzelne Atome und sie können beliebig Atome in sich aufnehmen oder abweisen. Ist z.B. der Salzgehalt in der Zelle zu groß kann sie mithilfe ihrer Zellmembran mehr Wasser einlassen um so die Konzentration zu einem günstigeren Wert bringen. Andererseits kann es aber auch sehr giftige Moleküle geben die eine Zelle abtöten oder aufschlitzen können. Solche Moleküle sind dann in dem Sinne mächtiger als die Zelle wobei es Zellen geben kann die diesen Angriffen widerstehen und andere die es nicht schaffen, also Zellen die mächtiger sind und Zellen die nicht so mächtig sind gegen das Molekül. Und genauso ist ein Mensch generell viel mächtiger als einzelne Atome oder Moleküle und trotzdem gibt es Gifte, die es schaffen die Struktur des Menschen aufzulösen. Generell teilt sich die Macht in mehreren Machtkanälen auf. Ein Akteur kann somit in jedem Machtkanal angegriffen werden und dadurch ist es möglich, dass ein eigentlich Mächtigerer Akteur gegen einen nicht so mächtigen Akteur unterliegt. Einfach weil der kleinere Akteur einen Machtkanal gefunden hat, in dem er trotz seiner geringeren Gesamtmacht stärker ist als der große Akteur. Machtkanäle sind unterschiedliche Formen von Macht. Selbst in der Physik spricht man zwar meistens von Energie, diese liegt aber in unterschiedlichen Formen vor. Einmal durch potentielle Energie, dann in kinetischer oder elektrischer Energie oder als Wärmeenergie. Akteure können in den unterschiedlichen Machtkanälen auch unterschiedlich gut sein. Manche Zellen leiten sehr gut den elektrischen Strom und andere sind resistenter gegen Wärme. Das Konzept der Macht umfasst also das gesamte mögliche Potential von Akteuren. Das beinhaltet natürlich die physikalischen Möglichkeiten oder die Energie-, Rohstoff- oder Nahrungsreserven der Akteure aber genauso den möglichen Handlungsspielraum oder die Bewertungen von den Akteuren gegenüber Vergleichsakteuren. Ich benutze auf höheren Ebenen explizit nicht das Wort Energie, weil auf höheren Evolutionsebenen, speziell auf der Ebene der Individuen aber vielleicht auch schon auf der Ebene von Zellen die Akteure einen eigenen Willen entwickeln. Das bedeutet sie können auf externe Umwelteinflüsse reagieren und aus eine Vielzahl von Möglichkeiten wählen. Gemäß des Selektionsprinzips haben genau die Akteure bessere Überlebenschancen, die auf die schlechten Einflüsse mit den richtigen Gegenmaßnamen reagieren oder die guten Umwelteinflüsse mit den effektivsten Taktiken ausnutzen. Diese Möglichkeiten sind mehr als einfache Vergleiche von physikalischen Energien. Die Energie der Akteure gehört zur Macht dazu, aber zusätzlich entscheiden auch die vom Akteur durchgeführten Aktionen welche Macht der Akteur wirklich hat. Denn es reicht nicht einen großen Energievorrat oder ein gefülltes Bankkonto zu haben, solange man dieses nicht für sich einsetzt bringt einem diese Macht auch nichts, wobei man dazu sagen muss, dass der Besitz einer potenzielle Reserve genauso ein benutzen dieser Macht darstellt und somit einen Vorteil gegenüber anderen ohne diese Reserve darstellen kann. Gute Energiereserven sind vorteilhaft für die Akteure. Atome ohne kinetische Energie können kaum zu Molekülen verschmelzen außer sie haben Glück und die richtigen Partner kommen vorbei. Viel wahrscheinlicher ist eine Verschmelzung wenn das Atom sich bewegt oder elektrisch geladen ist. Auch eine Zelle mit gefüllten Energiereserven z.B. in Form von vielen Zuckermolekülen kann länger in einer kargen Welt ohne Nahrung überleben und hat somit mehr Zeit um weitere Nahrung zu finden. Genauso für Menschen, die mit einem dicken Bauch besser durch eine Hungersnot kommen als dünne Menschen. Oder Firmen, die ein gefülltes Bankkonto haben können auch mal Verluste in Kauf nehmen ohne sofort pleite zu gehen. In jedem Fall ist es nach dem Selektionsprinzip sinnvoll mehr Energiereserven in Form von Macht zu besitzen als weniger. Evolutionstechnisch streben die Menschen daher fast immer nach mehr Macht. Die physikalischen Energien sind zwar inbegriffen in der Macht von Akteuren, allerdings gibt es noch eine zweite wichtige Komponente von Macht. Diese liegt in den Bewertungen der Macht zwischen den Akteuren oder deren Umwelt. Eine Zelle kann zwar physikalisch mächtiger sein als ein Säuremolekül, allerdings kann die Zelle, wenn sie nicht die richtigen Abwehrmaßnamen gegen einen Säureangriff vornimmt trotzdem unterlegen sein. In diesem Fall wurde entweder die Macht der Säure von der Zelle nicht richtig eingeschätzt oder die Säure hat einen Machtkanal gefunden in dem die Säure wirklich mächtiger als die Zelle ist. Damit sich auf einer Evolutionsebene Strukturen bilden können muss es immer wenigstens zwei entgegengesetzte Effekte geben die die Prozesse verhindern oder begünstigen. Gäbe es nur einen Effekt, so würde der Prozess für immer in diese Richtung gedrückt werden. Beispielsweise würden sich die Zellen immer weiter exponentiell vermehren bis das gesamte Weltall komplett mit Zellen ausgefüllt ist wenn Zellen niemals absterben könnten. Andererseits wenn es nur negative Effekte gibt dann könnten sich Zellen überhaupt garnicht erst bilden. Bei jedem beobachtbaren Prozess muss es also Faktoren geben die positiv sind als auch Faktoren die negativ auf den Prozess einwirken. Je nachdem wie das Verhältnis der positiven und negativen Faktoren ist, bildet sich irgendwo dazwischen ein Gleichgewicht aus wo sich die negativen und positiven Faktoren genau ausgleichen. Von diesen Gleichgewichtslagen kann es auch mehrere geben und sie zeichnen sich dadurch aus dass kleine Störungen um die Gleichgewichtslage die Strukturen wieder zurück zum Gleichgewicht hin ziehen. Mathematisch kann man sich die Macht der Akteure als Energie vorstellen die durch positive Effekte steigt und durch negative Effekte absinkt. Oder wie in der Grafik umgedreht ein Ball der über eine hügelige Landschaft rollt. Die Energie würde in dieser Analogie aber wie die Gravitation nach unten zeigen was lediglich die jeweiligne Hochpunkte mit den Tiefpunkten vertauscht. Liegt der Ball in einem Tiefpunkt, so ist er in einer Gleichgewichtslage. Egal welche Entscheidungen der Ball trifft und in welche Richtung die Entscheidung geht, überall muss er Energie abgeben um aus dem Loch zu kommen. Ohne weitere Einflüsse von Außen wird er aber immer wieder zurück in das Loch gezogen, egal aus welcher Richtung der Ball kommt. Umso mehr Energie der Ball aber abgibt, desto weiter kann er von der Gleichgewichtslage entkommen. Je nachdem wie viel Widerstand dem Ball gesetzt wird, also wie hoch die Potenzialbarriere ist, desto wahrscheinlicher reicht die aufgebrachte Energie um die Potenzialbarriere zu überwinden. Der Hochpunkt der Potenzialbarriere ist wieder eine Gleichgewichtslage, allerdings kein stabiles Gleichgewicht sondern ein labiles Gleichgewicht. Labile Gleichgewichte zeichnen sich dadurch aus, dass egal in welche Richtung man schaut überall wirken Effekte die den Ball vom labilem Gleichgewicht wieder wegbringen. Man kann zwar mit wenig Aufwand an der Gleichgewichtslage bleiben aber umso weiter man sich entfernt, desto schwieriger wird es an diesem Punkt zu bleiben. Labile Gleichgewichte sind auch immer Kipppunkte. Befindet sich ein System auf diesem Kipppunkt, so kann es sich entscheiden in welche Richtung es weiter geht. Das System kann also wieder zurück zur ersten Gleichgewichtslage oder über den Kipppunkt hinaus zur nächsten Gleichgewichtslage. Das zurückkehren zum ersten Gleichgewicht erfordert aber wieder das Überschreiten der Potenzialbarriere und somit das aufbringen oder abgeben von Energie oder Macht. andere EvolutionssträngeWas ich auch erwähnen möchte ist, dass mit dem Aufstieg in den Evolutionsebenen einige Eigenschaften von Akteuren auch wieder verschwinden können. Während die quantenmechanischen Effekte in Zellen noch eine Rolle spielen, weil die Moleküle innerhalb der Zelle auch die richtigen Aktionen ausführen müssen damit die Zelle nicht abstirbt, so spielen diese Effekte auf menschlicher Ebene keine direkte Rolle mehr. Es gibt also Fähigkeiten von Einzelakteuren, die zwar immernoch von den Akteuren ausgeführt werden können aber die nicht statistisch an die Gruppe abgegeben werden kann. Dafür erhält die Gruppe meist andere Fähigkeiten im Zusammenspiel aller beinhaltenden Einzelakteure, die die Einzelakteure einzeln nicht ausführen könnten, alleine schon weil deren Freiheitsgradanzahl für größere Gruppen auch deutlich ansteigt. Natürlich sind wir weiterhin darauf angewiesen dass die Zellen funktionieren, aber Menschen bekommen von dem Funktionieren nur durch die Statistik etwas mit. Fallen einige Zellen aus, so geht es dem Menschen z.B. schlecht ohne dass er ersteinmal genau sagen kann, dass z.B. Säuren, Gifte, Bakterien oder Viren viele Zellen in ihm beschädigt haben. Genauso hat ein Mensch keine direkte Kontrolle darüber, ob der Sauerstoff sich im Körper verteilt oder nicht. Er kann dafür sorgen dass das Blut sich verteilt und dass es mit Sauerstoff angereichert ist. Aber dass der Sauerstoff auch durch die Zellwände kommt liegt nun im Bereich der Statistik, während es auf Zellebene wichtig ist, wie deren Zellmembranen für diesen Prozess ausgelegt sind. Außerdem kann es auch andere Abzweigungen der Evolutionskette geben. Moleküle können sich auch zu anderen Objekten zusammenschließen außer biologischen Zellen wie einem Berg oder einem Ozean, einer Sonne oder einem Planeten. Und auch darauf kann man nach dem Selektionsprinzip aufbauen, z.B. die Entstehung von Sonnensystemen und Galaxien beruhend auf dem einfachen Prinzip der Schwerkraft, sodass sich in einem Raum mit statistisch verteilten Massen diese sich durch die Anziehungskräfte irgendwann zusammen clustern. Es ist damit statistisch wahrscheinlicher, dass die Massen zusammenkommen als dass sie sich wieder verteilen und ähnelt somit wieder dem Selektionsprinzip. Gerade wenn man die genauen physikalischen Zusammenhänge nicht kennt, kann man durch die Beobachtung und dem Selektionsprinzip viele Schlüsse ziehen, denn dass solche Systeme über längere Zeiten stabil bleiben kann kein purer Zufall sein. Denn Korrelation von Daten schafft Wissen auch wenn die Zusammenhänge selber dadurch nicht erklärt wird. Aber mithilfe der Korrelationen kann man dann Modelle aufbauen die erklären könnten, warum die Korrelation auftritt. Und wenn die Modelle die Realität gut vorhersagen, egal wie absurd diese Vorhersagen oder die jeweiligen Begründungen klingen, dann ist das Modell brauchbar und kann innerhalb des Gültigkeitsbereich des Modells auch angewendet werden. Speziell mit den folgenden Seiten möchte ich aber auf die Evolution für die menschliche Gesellschaft eingehen.
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