|
|
Das Selektionsprinzip kann universell auf viele Korrelationen angewendet werden auch ohne dass die genauen Zusammenhänge der korrelierten Größen bekannt sind oder sogar nur auf Zufall beruhen. Wie in den vorherigen Kapiteln angedeutet funktioniert die Evolutionstheorie und das Selektionsprinzip deswegen auch auf verschiedenen Abstraktionsebenen. Das Selektionsprinzip kann auf die Bildung von Atomen aus Quarks angewendet werden, es kann für die Bildung von Molekülen aus Atomen benutzt werden, es findet Anwendung für die Bildung der biologischen Zellen aus Molekülen und für die Bildung von Individuen aus Zellen und genauso kann man es bei der Bildung von Gruppen aus Individuen benutzen. Sortiert nach Größe können wir so verschiedene Abstraktionsebenen erkennen, die alle aufeinander aufbauen. Quarks → Atome → Moleküle → Zellen → Individuen → Gruppen von Individuen Wir wissen heutzutage noch nicht, welche physikalischen Tiefen noch unterhalb der Ebene der Quarks auf uns lauern genauso wenig was nach den Gruppen von Menschen, also den Zivilisationen auf uns wartet, möglicherweise einen galaktischen Zusammenschluss mehrerer Planetenstaaten. Aber diese Evolutionskette ist nicht zwingend vorgegeben. Beispielsweise kann man das Selektionsprinzip genauso gut auf die Bildung von Planetensystemen anwenden, wo sich die Strukturen, also die Sterne und Planeten bilden ohne dass wir irgendetwas über die Gravitation und physikalischen Kräfte wissen müssen. Das Gleiche gilt für Galaxien, Galaxienkluster und alle weiteren größeren Strukturen, die die Astronomen beobachten können. Alleine dass es diese Strukturen gibt bedeutet, dass sie irgendwie entstanden sein müssen und stabil genug sind damit wir diese Strukturen nachweisen können. In diesem Kapitel geht es mir um diese Strukturen einer betrachteten Abstraktionsebene und was wir allgemein darüber aussagen können. In jeder Abstraktionsebene können wir Akteure definieren, also die Objekte die in unserem System beliebig gesetzte Handlungen ausführen können. Diese Objekte können miteinander interagieren oder anderen Umwelteinflüssen ausgesetzt sein, welche auch über eine Interaktion auf die Akteure einwirkt. Für jede der Abstraktionsebenen können wir also die Akteure festlegen und analysieren wie diese miteinander wechselwirken. Gleichzeitig bestehen alle möglichen Akteure meist selber aus Einzelteilen, die als mikroskopische Akteure einer anderen Abstraktionsebene angesehen werden können. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass jeder Akteur wiederum selber nur ein mikroskopischer Teil eines größeren makroskopischen Akteurs ist, selbst wenn der größere Akteur das gesamte Modell ist, das wir betrachten. Für jedes der so analysierten Systeme gibt es also Analogien, die aufgrund dieser Einteilung in Akteure und Interaktionen zwischen den Akteuren bestehen. Speziell für die oben angegebene Evolutionskette ist aber bemerkenswert, dass das Funktionieren einer Abstraktionsebene immer auf dem Funktionieren der Abstraktionsebene darunter beruht und gleichzeitig die Grundlage für die nächst höhere Abstraktionsebene ist, einfach weil die Einzelteile eines Akteurs genauso selber wieder als Akteure angesehen werden können. Physikalische GrundlagenFür weitere Analysen möchte ich ersteinmal die physikalischen Grundlagen kurz zusammenfassen, auf denen ich im Folgenden aufbaue. Kräfte sind die Interaktionen zwischen betrachteten Objekten in der Physik. Jede Aktion kann erklärt werden indem eine Kraft auf diese Objekte eingewirkt hat. Objekte interagieren durch Krafteinwirkungen untereinander, weswegen die Kräfte auch allgemeiner als Wirkung oder Wechselwirkung bezeichnet werden. Das liegt daran, dass jede Kraft immer eine Gegenkraft hervorruft. Es müssen also immer wenigstens zwei Akteure in einem System sein, die miteinander über die Kräfte wechselwirken können. Über diese Wechselwirkung wird Energie ausgetauscht was bedeutet, dass der Energiegehalt des einen Objektes durch eine Kraft auf das andere Objekt übergeht. Eine Interaktion verringert also immer die Energie des einen Objektes und erhöht die Energie des anderen Objektes auch wenn der Austausch sehr gering sein kann. Stand aktueller Physik gibt es vier Grundkräfte:
Auf die genauere Physik der Kräfte möchte ich hier nicht einzeln eingehen da dieses Wissen bei Interesse mit einem Physikstudium selber nachrecherchiert werden kann. Außerdem möchte ich betonen, dass die Physik bestrebt ist möglichst realistische Modelle zu entwickeln was bedeutet, dass sich der wissenschaftliche Konsens oder deren Klassifikationen über die Zeit darüber, was die besten Modelle wirklich sind auch jederzeit ändern kann. Wichtig zu wissen ist aber, dass jede Interaktion in einem System physikalisch immer mit einer Kraft einhergeht, die die Energiezustände der Objekte im System ändern. Für uns sind ersteinmal die generellen Folgen dieser Kräfte interessant und nicht wie sie zustande kommen. Wenn sich Objekte entgegen einer Kraft bewegen wollen müssen sie Arbeit aufbringen während andersherum Arbeit abgegeben wird wenn sie in Kraftrichtung bewegt werden. Das bedeutet, dass die Objekte Energie abgeben müssen um entgegen einer Kraft zu handeln während sie Energie aufnehmen, wenn sie mit einer Kraft bewegt werden. Mathematisch ist die Arbeit das bestimmte Wegintegral über die Kraft, was bedeutet dass Entlang des Arbeitsweges die Kräfte zusammenaddiert werden und je nachdem wie die Kräfte an den einzelnen Wegpunkten auf das Objekt einwirken wird entsprechende Arbeit verrichtet um das Objekt mit oder gegen der Kraft zu bewegen. Das Potential ist das unbestimmte Wegintegral, aus dem dann einfach jede Arbeiten abgelesen werden können sollte es bekannt sein. Aus einem bekannten Potential können wiederum alle einwirkenden Kräfte durch Differenzierung erhalten werden. Das Konzept des Potentials ist in der Physik somit die generelle Fähigkeit Arbeit zu verrichten wobei die konkrete Arbeit vom konkreten Weg abhängt den das Objekt durch das Potential genommen hat. Das Potential zeigt aber auch an, wie viel Arbeit das Objekt hypothetisch auf allen anderen Wegen verrichten oder bekommen könnte. Es beschreibt damit alle möglichen Wirkungen oder Interaktionsmöglichkeiten von betrachteten Objekten. Das Potential muss immer eine (möglicherweise unbekannte und mit heutiger Mathematik nicht darstellbare) Funktion mit mehreren unbekannten Parametern sein. Diese Parameter werden benötigt um konkrete Realisierungen im Potential abbilden zu können und sind die Freiheitsgrade des Systems. Jede Änderung eines Wertes der Freiheitsgrade führt zu einem anderen Punkt im Potential. Für Teilchen wie Atome oder makroskopische newtonsche Objekte gibt es jeweils die 3 Freiheitsgrade der Translation und speziell für aus Einzelteilen zusammengefasste starre Objekte wie Moleküle, Autos oder Planeten gibt es die 3 Rotationsfreiheitsgrade. Die jeweils 3 Freiheitsgrade erhält man wegen dem 3-Dimensionalen Raum wobei die Zeit meistens ein eigener freier Parameter ist. Die konkrete Energie des betrachteten Objektes ist dann die Position des Objektes anhand seiner Freiheitsgrade im Potential. Das Potential eines Objektes gibt also alle Möglichkeiten des Objektes an während die aktuelle Energie eine spezielle Realisierung aus all den Möglichkeiten ist. Alle möglichen Energien zusammengefasst ergeben wieder das Potential. die Freiheitsgrade eines SystemsIn jedem betrachtetem System kann man nun wenigstens hypothetisch alle Freiheitsgrade aufstellen und für jede mögliche Position die Energie der betrachteten Objekte bestimmen. Meistens gibt es aber so viele Freiheitsgrade, dass die Physik im Rahmen der gewünschten Genauigkeit einige Freiheitsgrade zusammenfasst. Beispielsweise kann man bei einer großen Punktwolke, die aus N Teilchen besteht einen Schwerpunkt ermitteln, also den Mittelpunkt der Punktwolke, und die Bewegung aller Teilchen als Bewegung des Schwerpunktes darstellen. Aus 3N Freiheitsgraden wird ein starrer Körper mit nur 3 Freiheitsgraden. Möchte man die Teilchenbewegung aber trotzdem noch mit berücksichtigen, weil man sie in der benötigten Genauigkeit nicht vernachlässigen darf, so kann man z.B. noch weitere 3 Rotationsfreiheitsgrade für den Schwerpunkt benutzen oder noch weiter die restlichen Vibrationsfreiheitsgrade aufstellen. Eventuell ist es aber auch hilfreich, wenn man nur die zusammengefassten Schwerpunktsfreiheitsgrade als makroskopische Freiheitsgrade betrachtet und die Vibrationsfreiheitsgrade statistisch mittelt um eine einzelne Temperatur als Freiheitsgrad zu verwenden. Je nach geforderter Genauigkeit hat man also viele Möglichkeiten die Anzahl der Freiheitsgrade auf ein überschaubares Maß zu reduzieren. Diese Betrachtungsweise wurde speziell in der newtonischen Mechanik erstellt, aber sie kann auch für quantenmechanische Prozesse erweitert werden. Denn auch wenn die exakten Freiheitsgrade von Teilchen in der Quantenmechanik nicht exakt bestimmbar sind, so kann man doch über die Aufentaltswahrscheinlichkeiten und großen Anzahl von betrachteten Teilchen eine gute Mittelung der makroskopischen Objekte bekommen auch wenn die Position der mikroskopischen quantenmechanischen Objekte nicht zu 100% bekannt sind. Was hier am Beispiel der Physik exemplarisch gezeigt wurde ist, dass es immer möglich ist aus einer mikroskopischen Anordnung eines Systems durch Verallgemeinerung und statistische Methoden die Komplexität der Masse an betrachteten Objekte zu verringern und so eine makroskopische Betrachtungsweise auf das System zu erhalten. Anstatt sich um jedes einzelne mikroskopische Objekt kümmern zu müssen werden deren Effekte zusammengefasst zu einem größeren Ganzen, welches wiederum als eigenständiges Objekt untersucht werden kann. Die Eigenschaften und Fähigkeiten des makroskopischem Objektes hängen nun von dem Zusammenspiel der mikroskopischen Objekte ab. Diese Analyse funktioniert in beide Richtung, auch wenn die Rückschlüsse von der makroskopischen Welt in die kleinere mikroskopische Welt komplexer sind als die Verallgemeinerungen von bekannten kleinen Objekten zum Größeren. Einfach weil bei der Verallgemeinerung eine Statistik angewendet wird, die vorhandene Informationen der mikroskopischen Welt vernichtet bzw. zusammenfasst. Umgekehrt muss man es schaffen diese Informationen aus der Statistik zurückzugewinnen oder ein gutes Modell parat haben oder erfinden, das die fehlenden Informationen gut genug ersetzen kann und welches umgekehrt wieder die makroskopischen Objekte erklären muss. Jede Struktur lässt sich makroskopisch aus mikroskopischen Objekten zusammenbauen. Damit ist sowohl mit Struktur, Objekt oder Akteur eigentlich immer das Gleiche gemeint. Es kann aber vorkommen, dass die Worte für verschiedene Objekte in einem betrachtetem System verwendet werden um die speziell realisierten Objekte zu unterscheiden. Auf der Generellen abstrakten Ebene von Modellen oder Systemen sind die Worte aber komplett synonym genauso wie ein Modell oder ein System das Gleiche ist. Die Macht eines SystemsDas interessante an dieser Betrachtungsweise ist nun, dass man diese Verallgemeinerungen rekursiv auf mehreren Ebenen anwenden kann. Wie eingangs beschrieben gibt es die Quarks, die Atome bilden, aus denen Moleküle entstehen, die sich zu biologischen Zellen zusammensetzen lassen, welche sich als Zellhaufen zu Individuen vereinen können, die sich zu Zivilisationen zusammenrotten. Das nenne ich die Ebenen der Evolution, die ich mit den Seiten genauer betrachte auch wenn das Selektionsprinzip sich noch für viele weitere Betrachtungen eignet. Jede dieser Ebenen hat die genannten Akteure, die mikroskopisch aus vielen Bausteinchen der darunter liegenden Evolutionsebene bestehen und die selber die kleinen Bausteine der darüberliegenden Ebene sind. Die Akteure jeder Ebene können mit allen anderen Akteuren interagieren und sich somit Energie gegenseitig austauschen aber auch mit der Umwelt interagieren, also je nach Umwelteinfluss die Energie anderer Akteure aufnehmen oder an sie wieder abgeben. Speziell können die Akteure auch mit Akteuren unterschiedlichen Abstraktionsebenen interagieren, also Atome mit Molekülen oder biologische Zellen mit den Individuen. Jeder der Akteure besteht immer aus kleineren Einheiten einer kleineren Abstraktionsebene, die genauso interagieren und Energie austauschen und die auch nur mit bestimmten Umgebungsparametern als Struktur zusammenhalten können. Es gibt also ein von jedem Akteur festgelegten Freiheitsgradbereich, in dem der Akteur als Struktur bestehen kann. Beispielsweise zerfallen Moleküle bei der richtigen Bestrahlung, biologische Zellen gehen bei zu hoher Temperatur kaputt oder die Luftblasen in einem Wasserkocher lösen sich auf. Die Umgebungsparameter bestimmen also, mit welchen Umgebungseinflüssen ein Akteur bestehen und überleben kann und in welchen Umgebungen die mikroskopische Struktur eines Akteurs kaputt geht und somit auch der makroskopische Akteur also abstirbt. Den Austausch zwischen den Akteuren bezeichne ich generell als Austausch von Macht. Auf den unteren physikalischen Ebenen ist Macht also gleichbedeutend mit Energie, aber auf höheren evolutionstechnischen Ebenen entwickeln die Akteure wegen der zugrundeliegenden Komplexität ein Eigenleben mit eigenen Entscheidungen und Bewertungen, die in den Austausch zwischen den Akteuren mit einbezogen werden müssen und die generell mit Macht, Wirkung oder Einfluss benannt werden. Zusätzlich zu den subjektiven Bewertungen der Macht von unbekannten Akteuren kommt hinzu, dass die genaue Energie von Akteuren oder Objekten nicht exakt bestimmt werden können. Zum Einen durch die oben beschriebenen Vereinfachungen sodass alleine schon das Modell seine eigenen Fehler beinhaltet und zum Anderen ist jeder physikalischer Messvorgang mit einer Unsicherheit belegt, die von der Messmethode abhängt. Im Normalfall ist die genaue Energie eines Akteurs also weder exakt bekannt und wird maximal mithilfe eines Modells über diesen Akteur subjektiv bewertet. Im Folgenden werde ich deswegen die Größe der Energie immer allgemein als die Macht der Akteure bezeichnen. Dieses Eigenleben beruht darauf, dass in jeder Evolutionsebene immer mehr Statistik der kleinen Einzelteile zusammensummiert wird. Das Zusammenfassen der Freiheitsgrade bedeutet eine Vereinfachung des physikalischen Systems, aber auch eine Verschleierung der wirklich ablaufenden Prozesse. Diese Prozesse finden zwar trotzdem statt, aber fließen in der Gesamtlösung des Systems nur als ein Grundrauschen ein, während die wirklichen Effekte durch die makroskopischen Freiheitsgrade beschrieben werden. Damit sprechen wir aber nicht mehr von physikalisch exakt definierten Energien sondern ich benenne diese neue Größe explizit als Machtwert. Jeder Austausch zwischen Menschen als Akteure ist also immer ein Machtaustausch, denn er beruht einerseits wirklich durch Austausch von Energie, die z.B. beim Essen aus dem anderen Individuum aufgenommen wird, oder wenn ein Mensch einen Stein den Berg hoch rollt, aber auch die Macht durch Bewertungen die man durch die Interaktion mit dem Anderen bekommt spielt eine Rolle bei der Interaktion vom Akteuren. Denn je nachdem als wie Mächtig eine andere Person oder ein anderer Gegenstand als Akteur im Gegensatz zur eigenen Macht gewertet wird, danach können sich die Interaktionen der Menschen oder von Tieren unterscheiden. Auch die Macht der Bewertungen ist eine Form der Energie in höheren Abstraktionsebenen, die durch Interaktionen zwischen den Akteuren ausgetauscht wird. Mit jeder Interaktion erhöht oder verringert sich die Machtbewertung und damit auch die Macht des Akteurs. Macht ist genauso wie das energetische Potential die hypothetischen Möglichkeiten eines Akteurs. Anschaulich kann ein Akteur physikalisch mit hohem Energiegehalt und somit großer Macht stärker auf die Umwelt einwirken und seine Energie gebrauchen als ein Akteur mit weniger Energiegehalt. Und genauso verhält es sich Abstrakt in jeder Evolutionsebene mit der Macht als Energie. Ein mächtigerer Mensch kann seine Macht gegenüber nicht so mächtigen Menschen ausüben und den schwächeren somit mittels seiner Macht beherrschen. Eine mächtigere biologische Zelle mit mehr Fettreserven als Energiespeicher kann länger überleben als eine nicht so mächtigere Zelle. Genauso wie die Energie kann Macht unterschiedliche Formen annehmen, die Machtkanäle. Energie kann in Form von potentieller oder kinetischer Energie vorliegen, als elektrische oder magnetische Energie existieren oder einfach nur Wärmeenergie sein. Physiker kennen noch weitere Energieformen wie z.B. die Ruheenergie, Bindungsenergie oder Rotationsenergie. Nicht jede Energieform kann direkt in eine andere Energieform umgewandelt werden. Elektrische Energie ist meistens mächtiger als Wärmeenergie, weil elektrische Energie mehr Möglichkeiten hat benutzt zu werden als Wärmeenergie. Diese Mächtigkeit entsteht aber rein durch die Bewertung von Menschen während es z.B. einem Planetensystem ziemlich egal ist. Die Macht als erweiterter Energiebegriff für andere Abstraktionsebenen kann natürlich auch weitere Formen annehmen, die jeweils vom betrachteten System abhängen. Wie schon erwähnt ist die Bewertung eine Machtform, die es Akteuren erlaubt auf die Macht anderer Akteure reagieren zu können. Aber auch jeglicher Besitz ist Form von Macht weil der Besitzer die Macht hat den Besitz beliebig zu benutzen. Ob der Besitz Teil des physischen Körpers des Akteurs ist, irgend ein anderer nicht so mächtiger Akteur, über dem der erste Akteur dank seiner Macht beliebig verfügen oder interagieren kann oder nur eine abstrakte virtuelle Größe ist spielt dabei keine Rolle. Die Bezeichnung Akteur, welche für beliebige Objekte benutzt werden kann ist auch nicht zufällig so gewählt worden. Es soll andeuten, dass auch physikalischen Objekten einen Willen zugesprochen werden kann, dass sie gemäß ihrer physikalischen Bedingungen das machen wollen, was ihnen durch die Krafteinwirkungen vorgegeben wird. Ein Holzspeer, der durch die Luft fliegt interagiert genauso mit der Umwelt und verletzt möglicherweise ein Tier als wenn ein Löwe mithilfe seiner Pranken eine Gazelle erlegt. Und der Holzspeer interagiert trotzdem egal ob er seine Geschwindigkeit durch einen Sturm, den Fall einer Klippe oder einer menschlichen Hand bekommen hat. Für einfache Objekte ist dies jedoch meistens unspannend, aber jedes andere Lebewesen kann über die einfachen physikalischen Gesetze hinaus mithilfe seiner Macht mit der Umwelt interagieren. Dabei können sie lernen und intelligentes Verhalten zeigen aber auch einfacher durch simple vorgegebene physikalische Abfolgen existieren. Ein Wirbelsturm zeigt seine Macht eben genauso zufällig wie wenn eine Krabbe auf einem Strand nach rechts oder nach links geht. Nur weil wir meistens nicht verstehen, warum die Akteure interagieren bedeutet es nicht dass sie nicht die Möglichkeit (also die Macht haben) zu interagieren. die MachtanalysenIn jeder Evolutionsebene findet aber auch immer das Selektionsprinzip Anwendung. Es besagt generell, dass Akteure die mehr Macht haben tendenziell besser gestellt sind als Akteure mit weniger Macht. Beispielsweise gibt es den evolutionstechnischen Satz: der Stärkere gewinnt oder überlebt, was gleichbedeutend ist mit der mächtigere Akteur gewinnt. Oder in der Gesellschaft: der Teufel macht immer auf den größten Haufen, was gleichbedeutend ist mit der mächtigste Mensch bekommt immer noch mehr Macht. Das Selektionsprinzip mit der Positivselektion führt auf jeder Evolutionsebene dazu, dass tendenziell die mächtigeren Akteure überleben und sich ausbreiten können. Es kann durch wenigstens zwei Betrachtungsformen geschehen: Einerseits im direkten Machtvergleich bei Ereignisse auf mehrere Akteure einer Ebene, wo natürlich diejenigen besser gestellt werden, die mehr Macht im System aufbringen weil sie dadurch entweder positive Ereignisse besser für sich selbst nutzen können oder überhaupt die Chance erhöhen, dass ihnen positive Ereignisse passieren. Eventuell reicht es aber schon aus, dass sie durch negative Ereignisse nicht so stark betroffen sind oder die Chance reduzieren, dass ihnen negative Ereignisse passieren. Andererseits kann das Selektionsprinzip auch zeitlich angewendet werden. Wenn man nur einen Akteur betrachtet, dann steht dieser Akteur definitiv besser da wenn er in seinem Leben mehr positive Ereignisse bekommen hat als wenn er irgendwelchen negativen Ereignissen ausgesetzt war. Und damit ist es kein Zufall, dass sich auf höheren Evolutionsebenen Fähigkeiten wie die Intelligenz gebildet haben. Denn ob Zufall oder nicht, diejenigen Akteure mit mehr positiven Ereignissen haben Vorteile gegenüber den Anderen. Und wenn man auf seine Umgebung reagieren kann anstatt blind auf die nächste Machtquelle warten zu müssen, dann hat man einen Vorteil gegenüber einfacher Materie, die diese Reaktionsfähigkeit nicht besitzt. Damit besagt das Selektionsprinzip: egal wie selten es vorkommt dass eine Fähigkeit zufällig durch unbelebte Materie zustande kommt, sobald sie existiert haben die Akteure einen Vorteil, die die Macht haben diese Fähigkeit anwenden zu können. Und diesen Vorteil können sie auch beliebig einsetzen. Ihre Macht erhöht sich um die Mächtigkeit dieser Fertigkeit denn eines haben alle Akteure gemeinsam: sie benötigen Macht um überleben zu können. Denn alle Aktionen die Akteure ausführen können, ob freiwillig oder durch äußere Einflüsse kosten auch Macht. Um sich selber erhalten zu können, ob durch direkten stofflichen Austausch, Umbau oder Regeneration oder durch indirekte Reproduktion, jegliche Fortführung des Lebens in der Zeit benötigt immer Macht bzw. auf unterster physikalischer Ebene Energie weil jegliche Ausführung oder Umwandlung in der Physik auch Energie benötigt. Damit kann man jeden Akteur auch als eine thermodynamische Maschine auffassen, die aus einem Machtreservoir Macht entnimmt und an ein tieferes Reservoir abgeben muss. Natürlich ist nicht jede Machtform geeignet für diesen auch als Stoffwechsel bekannten Prozess vom Leben, eine biologische Zelle kann mit einer elektrischen Potentialdifferenz, also einer Spannung nicht viel anfangen, während ein elektrischer Prozessor oder ein elektrischer Toaster diese Energieform für seine Prozesse benötigt aber für Bindungsenergien keine Verwendung hat. Wie man sieht kann man auch problemlos herkömmlich unbelebte Objekte wie Wirbelstürme, Wasserwellen oder Berge als Akteure ansehen. All diese Objekte wirken unterschiedlich auf ihre Umgebung ein und können zeitlich auch unterschiedliche Macht besitzen weil sie mit anderen Akteuren interagieren und Macht einnehmen oder abgeben können. All diese Objekte besitzen spezielle Fähigkeiten die sie einsetzen können und mit der sie mit ihrer Umgebung interagieren können, selbst wenn diese Fähigkeiten auch anders durch z.B. äußere Druckunterschiede erklärbar sind. Denn die Interaktion zwischen zwei physikalischen Objekten ist immer zweiseitig. Mit Actio gleich Reaktio stellte Newton schon klar, dass jedwede Interaktion zwei Seiten hat. Aus der Sicht des einen Teilchens kann man sagen dass es z.B. bei einem Stoß durch ein anderes Teilchen angeschubst wird, während das zweite Teilchen die Fähigkeit besitzt anzustoßen. Das hängt aber davon ab welche Sicht der Betrachter einnimmt. Schaut er z.B. nur auf das zweite Teilchen, so wechseln auch nach Aktio gleich Reaktio die Rollen. Für die auftretenden Effekte in der Realwelt macht es also keinen unterschied, ob die Interaktion von einem Akteur ausgeht oder auf ihn einwirkt. Beide Sichtweisen sind erlaubt solange sie das System richtig beschreiben. Diese Interaktionen sind Ereignisse die für Akteure positiv oder negativ sein können, je nachdem ob ein Ereignis ihre Macht senkt oder steigert. Somit haben sich evolutionär Akteure gebildet, die immer weiter nach Macht streben um nicht selber aussterben zu müssen aber auch um besser in seiner Umwelt dastehen zu können. Dieses Prinzip der Positivselektion findet man auf jeder Evolutionsebene. Beispielsweise bei der Modekühlbildung einer Gleichgewichtsreaktion. Bei so einer Reaktion können Atome sich zufällig zu einem Molekül verbinden, welches aber relativ unstabiel ist und schnell wieder zerfällt. Dann bestimmen makroskopische Werte wie Druck, Temperatur und Volumen wie die Konzentration der einzelnen Atome im Gegensatz zu den Molekülen ist. Von den vielen zerfallenden Molekülen bekommen wir nicht viel mit da sich zeitgleich wieder neue Moleküle aus den Resten der alten Moleküle bilden. Für ein einzelnes Molekül mag es aber positiv sein länger zu überleben als andere, denn ein Molekül ist generell Mächtiger als seine Einzelatome aus denen es besteht. Denn die mächtigeren Akteure können dann auch stärker auf ihre Umwelt einwirken und mächtigere Akteure haben somit eine erhöhte Chance wirklich etwas in der Welt zu ändern. Oder auf der Ebene von biologischen Zellen kann man auch das Selektionsprinzip beobachten. Schaut man sich an wie sich Zellen in einem Reagenzglas bewegen, dann wird es Zellen geben die in jede Richtung davon schwimmen. Ob die Zellen sich durch Lamellipodien oder mithilfe von Geißeln sich bewegen können spielt hier gerade keine Rolle, aber diejenigen, die sich in Richtung der Nährlösung bewegen haben einen Vorteil gegenüber den Anderen indem sie die Macht zuerst abbekommen. Je nachdem wie viel Nährlösung sich dort befindet würde die Machtquelle nicht für alle reichen und damit haben die Ersten erst recht einen Überlebensvorteil weil sie sich so viel nehmen können wie sie selber wollen. Gleichzeitig verbraucht die Bewegung selber auch Energie, also müssen Zellen, die sich Bewegen können generell mehr Macht in Form chemischer Energie absorbieren als Zellen die sich einfach von ihrer Umgebung treiben lassen. Vergleicht man dann diese Zellen z.B. mit anderen Zellen die einen Nährstoffsensor besitzen, dann werden die neuen Zellen sehr häufig gleich zu Beginn die richtige Richtung einschlagen und damit wahrscheinlicher als erstes die Nährstofflösung erreichen. Die Zellen mit dem Nährstoffsensor, wie auch immer dieser ausgeprägt ist, sind also Mächtiger als die ersten Zellen und bekommen dadurch weitere Vorteile im Leben aber auch diese Sensoren kosten Macht im Unterhalt. Zellen mit zu großen Sensoren könnten die Nährstoffe also wunderbar orten, aber weil die Ortung so viel Macht verbraucht hat werden sie diese Orte nicht erreichen können. Evolutionär bildet sich also zwischen vorteilhaften und nachteilhaften Effekten einer Fähigkeit ein Optimum für diese Fähigkeiten. Diese mächtigeren Zellen sind in gewisser Weise schon Intelligent weil sie eine Fähigkeit anwenden können die unbelebte Objekte nicht besitzen. Andererseits könnten sie auch nur durch einen stupiden Algorithmus gesteuert sein: Wenn der Rezeptor ausschlägt, dann bewege dich in diese Richtung. Aber schon alleine das Erlernen dieses Algorithmus ist ein Machtgewinn. Denn es gibt noch tausende Abänderungen dieses Algorithmuses: vielleicht stimmt die Richtung der Bewegung nicht für einzelne Rezeptoren oder die Rezeptoren reagieren nicht auf Nahrung sondern auf Gifte die ehr gemieden werden sollten anstatt da hinein zu schwimmen usw. Im Verlaufe der Evolution erfahren wir von all den gescheiterten Experimenten nichts. Wir können nur die Akteure nachweisen, die es bis jetzt geschafft haben ihr Leben bis heute fortzuführen auch wenn das vielleicht nur über Reproduktion neuer Akteure geschehen ist. Und so haben sich evolutionär immer weitere Akteure gebildet die immer mehr Macht angesammelt haben und die evolutionär darauf trainiert sind immer weiter Macht einzusammeln. Da alle Akteure dies tun oder untergehen ist so jeder Akteur gezwungen im Spiel des Lebens auch Macht einzusammeln oder selber unterzugehen. Nicht jeder Vorteil kann auch direkt von einzelnen Akteuren genutzt werden und mit viel Pech kann ein Akteur mit vielen guten Vorteilen trotzdem durch ein extrem negatives Ereignis zum Opfer fallen. Deswegen zeigt das Prinzip der Positivselektion auch nur eine Tendenz in die sich die Akteure entwickeln werden. Aber über große Zeiträume wird diese Tendenz deutlich sichtbar. Die jeweiligen Zeiträume richten sich nach dem Auftreten von positiven Ereignissen im Verhältnis zu negativen Ereignissen sodass sich die jeweiligen Strukturen, Akteure oder Fähigkeiten überhaupt erst bilden können.
Werbung:
|
Werbung:
|