das Fiatgeld


Mit der Abkehr vom Goldstandard ist ein wichtiger Ankerpunkt des Geldsystems weggefallen, an dem die Menschen bevölkerungsübergreifend ihre Bewertungen normieren konnten. Dieser Wegfall ist nicht sofort aufgefallen. Einerseits weil das Wissen, wie das Geldsystem wirklich funktioniert nicht flächendeckend von der Bevölkerung verstanden worden ist und selbst die Journalisten vielleicht die Abschaffung verkünden konnten aber selber nicht richtig die wirklichen Folgen dieser Abschaffung erahnen konnten. Damals gab es noch kein Internet wo sich jeder Mensch eigenverantwortlich die nötigen Informationen beschaffen konnte, die er benötigte um die Folgen abschätzen zu können. Aber ohne dieses Wissen sind die Menschen wie ein Spielball der Geldpolitik und müssen akzeptieren, dass sich ihr Geldsystem geändert hat. Andererseits ist diese Änderung des Geldsystems nicht wirklich groß gewesen. Die Menschen konnten weiterhin mit ihrem Geld einkaufen gehen und es beliebig von der Bank holen und einzahlen. Augenscheinlich hat sich durch diese Abschaffung ersteinmal nichts für die Menschen geändert. Die Änderungen an Geldsystem passierten unter der Haube, also nur innerhalb des Bankenwesens. Diese Änderungen konnten somit relativ gut vor den Menschen versteckt werden.

Beispielsweise denken die meisten Menschen im Jahre 2024 immernoch, dass Kredite durch die Einlagen anderer Bankkunden oder dem Vermögen der Bank gesichert sein müssen, weil dieses verliehene Geld ja einen physischen Gegenwert haben muss. Teilweise liegen sie damit ja auch nicht ganz falsch, aber es ist ein Mythos aus dem Goldstandard, dass das Geld vollständig mit Werten gedeckt sein muss. Mit der Aufhebung des Goldstandards ist das aber nicht mehr notwendig und Kredite können wieder rein auf Basis von Vertrauen oder Glauben vergeben werden. Für die Menschen, die mit ihren Geldscheinen und Münzen weiter Handel betreiben hat sich also nicht viel geändert aber durch den Wegfall einer Wertbindung vom Geld zu Gold können die Banken jetzt selber bestimmen, was ihnen wie viel wert ist.

Geldentstehung im Fiatgeld: Kredite

Im Goldstandard entstand das Geld dadurch, dass eine Arbeit geliefert werden musste, wie z.B. einen Geldgegenstand herzustellen, der somit eine positive Bewertung erhielt. Diese positive Bewertung ist der Machtwert des Gegenstandes und der Gegenstand konnte somit gegen gleichwertige andere gewollte Machtwerte eingetauscht werden, wenn die Menschen einen Handelspartner gefunden haben, die bereit waren ihre Machtformen gegen die Macht des Geldes zu tauschen. Bis auf die wenigen Verschuldungen, die natürlich immer bei einem Handel gemacht werden können basierte der Machtaustausch im Goldstandard also darauf, dass positive Machtwerte ausgetauscht worden sind. Diese Ansicht kommt auch aus dem Tauschhandel noch vor dem Geldsystem. Denn auch ohne Geld als Tauschhilfsmittel konnten Geschäfte größtenteils nur mit positiven Werten getätigt werden.

Wenn damals ein Dorfbewohner also nicht genug Tauschmittel besessen hatte um seine benötigte Nahrung kaufen zu können, dann konnte die Gemeinschaft ihm diese Nahrung zwar schenken, aber sein Ansehen sank dabei ab. Er verlor Vertrauen oder Ehre dafür, was eine Art der Schuld war, die er mit dem Bekommen der Nahrung vom Dorf auf sich nahm. Und diese Schulden musste er mit der Zeit abarbeiten oder die Gemeinschaft war irgendwann nicht mehr bereit ihn durchzufüttern. Mit der Erfindung des Geldes, z.B. in Form von Goldmünzen, konnten zwar die Tauschgeschäfte mit positiven Machtwerten abgebildet werden, nicht aber die Schulden. Das liegt ganz einfach daran, dass es kein negatives Gold gibt. Natürlich gibt es Gegenstände mit negativer Bewertung wie Exkremente, Gifte oder generell Müll, aber diese Gegenstände konnten nicht wirklich als negatives Geld dienen, da sie als Beweismittel einer Schuld auch einfach irgendwo im Wald oder einem Fluss hätten entsorgt werden können sodass sich die Menschen auf dieser Weise immer relativ einfach ihrer Schuld hätten entledigen können. Die Schulden mussten sich also immernoch gemerkt werden oder in einem Kassenbuch eines Händlers oder der Bank virtuell aufgeschrieben werden, auch mit den ersten Geldsystemen. Diese Geldsysteme konnten eben nur positive Werte abbilden.

Mit der Einführung des Fiatgeldsystems änderte sich dieser Fakt jedoch weil das Geldsystem immer weiter weg von realen physischen Geldgegenständen hin zu virtuellem Geld verschoben wurde, dass rein auf Kassenbucheintragungen anstatt von Geldgegenständen basierte. Wie im Kapitel der Geschichte erwähnt wurde wurden die wirklichen goldgedeckten Geldsysteme größtenteils mit dem ersten Weltkrieg abgeschafft. Es gab zwar auch schon vor dieser Abschaffung Banknoten aber die Menschen konnten sich diese Banknoten jederzeit in richtige echte Münzen mit einem hohen intrinsischen Herstellungswert eintauschen. Die Banknoten hielten aber den intrinsischen Herstellungswert nicht mehr. Diese Banknoten waren im Vergleich zur Goldmünze praktisch wertlos und nur das Versprechen dieses Papier in Gold umtauschen zu können hob deren Handelswert an. Mit der Einführung von Banknoten wurde also schon ein Prozess der Geldentwertung in Gang gesetzt weil dieses Geld nurnoch auf das Versprechen einer Umtauschbarkeit basierte und nicht mehr auf die naturgebundenen Eigenschaften von Gold. Auch nach dem zweiten Weltkrieg basierte der Handel weiterhin größtenteils auf Geldscheinen oder Münzen aus billigerem Material wie Kupfer oder einer Nickellegierung. Die Umtauschbarkeit dieses Geldes in Gold war also nurnoch reine Formsache die normalen Bürgern sogar verwert blieb und nur wenige wirklich gebrauchen konnten. Damit verwundert es nicht, dass diese Abschaffung somit kein großer Schritt war, was die Menschen ersteinmal nicht groß beeinflusste. Aber diese Abschaffung erweiterte die Notwendigkeit von Krediten.

Nach der Energieerhaltung muss jedes Objekt, das Energie abgibt, diese Energie vorher irgendwie aufgenommen und in sich gespeichert haben, bevor es diese Energie wieder abgeben kann. Auf größeren Skalen spreche ich von der Macht dieser Objekte, aber auch die Macht muss wie die Energie in einem Objekt erhalten bleiben. Während im Goldstandard also Energie abgegeben werden musste um Geldobjekte zu erschaffen, die somit einen positiven Machtwert besessen haben während die dafür notwendige abgegebene Energie in Form von Arbeit vernachlässigt wurde, so muss man im Fiatstandard auch diese negative Energie mit berücksichtigen, wenn das Geld in Fiatstandard entsteht.

Der Begriff Fiat kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie erschaffen oder erzeugen. Und genau das passiert bei diesem Geldsystem: es erschafft Geld aus dem Nichts. Wie bei einer Quantenfluktuation, wo aus dem Nichts des Vakuums Teilchen und Antiteilchen entstehen, die sich selber wieder vernichten können, so entsteht im Fiatsystem Geld aus dem Nichts. Aus 0€ = 1000€ - 1000€ entstehen aus garkeinem Geld (0€) mittels einem Kredit Geldwerte in Form von 1000€ Guthaben und -1000€ Schulden. Diese Geldwerte entstehen bei einem Kredit in der Bank und gehen dann getrennte Wege. Der Kreditnehmer bekommt das Guthaben von 1000€ und kann damit alles machen, was man mit der universellen Machtform Geld so anstellen kann. Und die Bank bekommt ein Versprechen von Kreditnehmer, dass er dieses Geld irgendwann wieder zurückzahlen muss. Diese -1000€ kann die Bank genauso behandeln wie echtes Geld denn es ist somit der Besitz der Bank an dem zukünftigen Einkommen des Kreditnehmers. Und diesen Besitz kann die Bank genauso als Eigentum in beliebigen Geschäften verkaufen. Eine andere Bank könnte z.B. im Austausch für Bargeld diesen Anspruch abkaufen. Aber wie in der Quantenmechanik gilt bei diesem Geld aus dem Nichts genauso: Wenn die positive Geldmenge mit den Schulden wieder zusammenkommt, dann wird das Geld wieder vernichtet. Wenn der Kreditnehmer also seinen Kredit wieder zurückzahlt, auch wenn es nur ein Teil ist, dann wird dieses aus dem Nichts erschaffene Geld auch wieder vernichtet.

Nach diesem Prinzip gilt im Fiatstandard immer, dass die Summe allen Guthabens gleich die Summe aller Kreditschulden entspricht. Das bedeutet, dass wenn alle Kredite zurückgezahlt werden, dann wird auch alles Geld wieder vernichtet. Diese Betrachtungsweise stimmt zwar für das Giralgeld, allerdings nicht für alles Geld, das im Fiatsystem existiert. Denn Bargeld ist von dieser Betrachtungsweise ausgenommen. Banken können zwar mehr oder weniger beliebig viel Giralgeld auf dieser Weise erzeugen, aber sie können kein Bargeld drucken oder prägen. Dieses Privileg ist generell den Zentralbanken vorenthalten, die ich aber erst im Nächsten Kapitel erläutern will. Hier reicht es ersteinmal zu verstehen, dass Bargeld somit immernoch wie ein Wertgegenstand angesehen werden muss, den auch die Banken wie Goldmünzen einkaufen müssen, bevor sie dieses Geld an ihre Kunden ausgeben können. Damit sind die Banken mit dem Erschaffen des Giralgeldes wenigstens darin limitiert, wie viel Bargeld sie der Zentralbank abkaufen können, was sie wieder an gewisse Werte bindet wie das Vorhalten von Gold im Goldstandard. Aber es ist eben kein Gold mehr, auf das das Geldsystem sich stützt sondern das sind nurnoch Geldwerte, die beliebig von der Zentralbank festgelegt werden können.

Absicherung von Krediten: Das Fundament der Bewertungen

Während sich im Goldstandard, auch im Pseudogoldstandard mit Papierscheinen als Goldäquivalentsversprechen, die Bewertungsgrundlage aller Handel, insbesondere der hier betrachteten Kredite, darauf beruhten, dass diese Sachleistungen oder Wertgegenstände mit dem Abbau und Einschmelzen von Gold verglichen werden mussten, so musste das im Fiatstandard auf einmal nicht mehr verglichen werden. Damit ist der Ankerpunkt vom Goldstandard weggefallen und die Menschen mussten sich andere Bewertungsgrundlagen aussuchen, die aber nicht mehr übereinstimmen mussten. Die Aufhebung des Goldstandards funktionierte ersteinmal relativ gut, weil die Menschen auch nach der Abschaffung der Preisfestsetzung immernoch relativ gut diese Preisfestsetzung im Kopf hatten und somit diese relativ normierte Bewertungen weiterhin behielten. Aber umso länger die Abschaffung vergangen ist, desto weiter driften diese Bewertungsgrundlagen auseinander. Dann suchen sich die Menschen andere Grundlagen wie ein BIP eines Landes aber all diese Werte haben das Problem, dass sie nicht fest sind sondern mit dem Wert des Geldes mitschwanken.

Auch die Kreditvergabe unterliegt diesem Bewertungsproblem. Für eine Bank ist es ersteinmal relativ egal, ob für ein Kredit ein Haus oder ein Goldbarren hinterlegt ist, der den Wert des Kredites rechtfertigt und absichert, aber wenn es keinen Ankerpunkt im Geldsystem mehr gibt, wie viel Wert ist das Haus jetzt genau und wie viel Wert hat der Goldbarren? Natürlich gibt es immernoch einen Markt, an dem sich diese Preise in Geld bilden können aber auch dieser Markt hat das gleiche Problem der Bewertung. Allen Akteuren in diesem Prozess, der Bank, dem Markt oder dem Kreditnehmer ist es jetzt nicht mehr möglich sich auf einen Wert zu einigen weil es in diesem Prozess immer Rückkopplungen zum Markt oder der Bank gibt und die Preise somit mit der Zeit immer extremer schwanken können.

Das kann man sich so vorstellen, dass eine Bank ein Haus als Pfand für einen Kredit von 50.000€ annimmt aber eine andere Bank für das gleiche Haus 5 Millionen Euro Kredit abgibt. Wenn die Marktpreise dann darauf reagieren und ihre Bewertungen auch von 50.000€ auf 5 Millionen Euro anheben, dann ist das überspringen dieser Größenordnung ersteinmal kein Problem für das Geldsystem, dass diese Gegenwerte einfach mit neuen Krediten aus dem Nichts erschaffen kann. Aber genauso wie diese Werte hoch gehen können, können sie auch problemlos wieder herunter gehen. Wenn die Banken also z.B. bemerkten, dass der Hauswert mit der Zeit absinkt, dann könnten sie diese Abwertung mit in die Bewertung des Kreditpfandes einbeziehen und somit weniger Geld für so einen Kredit herausgeben bzw. erschaffen. Das könnte wieder eine Rückkopplung zum Markt geben sodass die Preise auch nur weiter fallen. Ohne eine feste Bewertungsgrundlage, also einem Ankerpunkt im Geldsystem können die Bewertungen also jederzeit weit ausschlagen und im Resonanzfall sogar mehrere Größenordnungen problemlos überspringen. Solche Bewertungsänderungen mindern aber den Nutzen von diesem Geldsystem weil die Menschen dann nicht mehr universell ihr Geld in beliebig andere Machtformen umtauschen können sondern sie müssen auf für sich gute Preise warten oder gegebenenfalls überteuert ein- bzw. verkaufen.

Generell ist das Fiatgeldsystem also immernoch wie der Goldstandard ein faires Geldsystem. Das Problem vom Fiatgeld liegt nicht daran, dass das Geld aus dem Nichts entsteht weil dieser Gelderstellung immer auch ein Gegenwert gegenüber steht: entweder ein Sachwert oder wenigstens das versprechen, dass das Geld wieder zurückgezahlt wird. Das Problem im Fiatgeldsystem liegt darin begründet, dass es keinen festen Bewertungsmaßstab mehr bietet, mit dem man beliebige Waren oder Dienstleistungen wie Kredite bewerten kann und somit jeder einen eigenen Wertemaßstab ansetzt der mit Rückkopplung zum Markt die Preise in Schwingungen versetzen kann.

Wenn man ein größeres Haus bauen will und das Projekt einige Jahre dauert, dann ist es für den Bau sehr hinderlich, wenn der Wertmaßstab sich in dieser Zeit drastisch ändert. Das ist wie wenn man dafür ein Zollstock verwendet, der sich mit der Zeit beliebig ausdehnt oder verkleinert. Mit so einem Metermaß könnte man wahrscheinlich kein gutes Haus bauen. Aber das Fiatgeldsystem ist genau so ein elastisches Maßband was es für die Wirtschaft sehr schwierig macht langfristige Planungen zu machen weil sie nie wissen können, wie sich das Geldsystem nun wirklich entwickeln wird.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Mit der Einführung von Schulden als Tauschmittel findet auch eine deutliche Verschiebung der Besitztümer innerhalb der Gesellschaft statt. Während im Goldstandard die Reichtumsskala von 0 bis unendlich ging, also ein komplett mittelloser Mensch 0€ hatte und ein Reicher beliebig viel Geld, so verschob sich diese Skala mit dem Fiatstandard auf minus unendlich bis plus unendlich. Da jetzt auch die Schulden beliebig mit vertauscht werden konnten sammelten sich die Schulden tendentiell bei den Armen, die somit größtenteils unterhalb der 0€ Grenze fielen und damit sogar weniger als Nichts besitzen, während die Reichen entsprechend noch reicher wurden, die diese Ansprüche besitzen und geltend machen konnten. Während im Goldstandard also ein Durchschnittsmensch einen positiven Machtwert besessen hatte, so besitzt dieser Durchschnittsmensch im Fiatstandard nichts, denn 0€ ist ja genau die Mitte zwischen den Schuldnern und den Reichen und es gibt immer genauso viele Schulden, wie es Guthaben gibt. Im Goldstandard kann sich also größtenteils bis auf wenige Kreditgeschäfte nur Guthaben bei den Menschen sammeln während im Fiat sich die Schuldenlast tendenziell immer weiter anhäuft. Nur die Existenz des Bargeldes als einziges positive Geld verschiebt diese 0€ Grenze ein wenig nach oben aber dieses Geld als Sachwert hat nur einen relativ geringen intrinsischen Wert. Der Großteil vom Bargeld ist weiterhin der Glaube, dass es bei Bedarf in die nötige Machtform umgetauscht werden kann, ein Glaube, der jederzeit enttäuscht werden kann aber natürlich nicht muss.

Das Problem der Schulden liegt also nicht intrinsisch im Fiatsystem selber, denn das Fiatsystem muss nicht zwangsweise immer mehr Schulden anhäufen. Im Fiatsystem können die Schulden auch abgebaut werden, durch reguläre Rückzahlungen oder durch Schuldenschnitte, sodass die Geldmenge problemlos auch wieder absinken kann. Das aktuell beobachtbare exponentielle Wachstum der Schulden liegt in der Geldpolitik, die es bevorteilt, wenn die Schulden immer weiter ansteigen und somit Anreize schafft dass immer mehr bzw. höhere Kredite aufgenommen werden.



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Letztes Update: 03.Oct.2024