Markteingriffe


Die Bewertung von Macht ist ersteinmal nicht unbedingt Zahlengebunden, weil der Machtwert individuell von jedem bewertenden Akteur subjektiv abhängt. Diese Machtbewertung zu vergleichbare Zahlenwerte findet auf Märkten statt weil die Akteure auf Märkten die Macht ihrer Handelswaren miteinander vergleichen. Aber wonach richtet sich die genaue Höhe der Bewertung? Warum kostet ein Apfel 1€ und nicht 10€ oder 100€?

Die Bewertung der Macht ist ersteinmal Skalenunabhängig, das heißt es würde sich nichts in den Bewertungen ändern wenn man alle Machtbewertungen mit einem festen Faktor multipliziert. Das ist wie mit der Energie oder der Temperatur. Ob man nun festlegt dass 0°C genau der Schmelzpunkt von Wasser ist, oder ob man den Fixpunkt 0° bei Körpertemperatur festlegt spielt keine Rolle für die Wärmebetrachtungen. Denn für diese physikalischen Vorgänge ist nur die Differenz der Temperaturen oder der Energie entscheidend. Speziell die Energie ist das Integral der Kraft und somit mathematisch durch eine beliebige Konstante verschiebbar, die bei physikalischen Vorgängen durch Differenzieren wieder wegfällt. Nur die Energieunterschiede spielen eine Rolle für die physikalischen Prozesse. Diese Konstante kann beliebig aber fest gewählt werden. Das bedeutet es ist für das System egal welchen genauen Wert diese Konstante hat, aber sie muss einen Wert bekommen der sich innerhalb des betrachteten Systems auch nicht ändern darf weil sich sonst auch die Vergleichsgrößen zueinander ändern und Vergleiche damit unbrauchbar gemacht werden.

Macht ist eine Verallgemeinerung der Energie, da Macht die Fähigkeiten von beliebigen Objekten beschreibt wie analog die Energie in physikalischen Systemen. Trotzdem sind die Menschen frei einen Fixpunkt festzulegen, an dem sich alle Bewertungen orientieren und mit dem man andere Bewertungen ordnen und vergleichen kann. Gibt es diesen Fixpunkt der Bewertung nicht, dann gibt es wie bei verschiedenen Energienullpunkten oder Temperaturskalen Unstimmigkeiten über die Werte der Macht. Zwei Akteure können dann zwar vom gleichen Machtwert sprechen aber unterschiedliche Skalen meinen was zu Kommunikationsproblemen führen kann.

Um das Geldsystem zu stabilisieren muss es einen Ankerpunkt im Geldsystem geben. Das ist ein fester Bezugspunkt, von dem Akteurübergreifend klar ist, dass alle weiteren subjektiven Bewertungen in Relation zu diesem festen Bezugspunkt stehen. Das kann z.B. eine Ware sein, deren Preis fest definiert vorgegeben wird. In dem Goldstandard war das zum Beispiel einfach der Besitz von Gold. Gold wurde zu einem festen Kurs in die aktuellen Währungen getauscht. Damit wurde die Arbeit, das Gold zu schürfen, zu reinigen und zusammenzuschmelzen normiert und fest bewertet. Dieser Arbeit gegenüber konnte man nun alle anderen Arbeiten vergleichen und einpreisen. Man konnte nun z.B. das Gold schürfen mit dem Abbau von Erzen vergleichen und somit die Bergarbeit mit einem Wert benennen. All die dazu nötigen Arbeiten kann man nun auch mit dem Anbauen von Pflanzen vergleichen und somit die Arbeit des Bauern mit einen Wert belegen. Mithilfe dieser Arbeiten hat man nun Vergleichsgrößen um auch andere Arbeiten wie z.B. das Hausbauen einzupreisen. Und so kann man immer weiter vorgehen und alle Arbeiten mit Werten belegen, die sich natürlich zeitlich und je nach Umständen auch wieder ändern können.

Jeder Mensch kann nun anhand der Preise der Anderen feststellen wie er seine eigene Arbeitskraft verkaufen kann. Und mit der Zeit legt die Gesellschaft so alle anderen Bewertungen mehr oder weniger fest. Damit wird dann z.B. festgelegt, dass eine Ärztin mehr verdient als eine Krankenschwester und diese mehr als z.B. eine Putzfrau. In einem andren Land mit Menschen einer anderen Mentalität könnte die Reihenfolge und das Ansehen sich komplett anders darstellen und die Putzfrau würde in einem auf Sauberkeit bedachten Land vielleicht mehr verdienen als z.B. ein Arzt. Natürlich kann der Preis durch individuelle Vorlieben oder durch äußere Ereignisse schwanken, aber durch den Ankerpunkt des Goldkurses sind die Grundwerte für eine stabile Bewertung festgelegt.

Hat man solch eine Art Goldpreisbindung nicht, so kann sich der Ankerpunkt des Geldes immer und jederzeit ändern. Jetzt hat man keine genauen Vergleichswerte, mit dem man jede andere Arbeit vergleichen kann und jeder Akteur sucht sich selber seine Vergleichsgrößen heran. Es existieren zwar vielleicht schon eingepreiste Arbeiten, diese können aber untereinander jederzeit gravierend neu bewertet werden. Als Resultat können sich laufend und jederzeit die Grundpreise ändern, um die die Marktpreise volatil schwanken. Die Menschen orientieren sich jetzt an anderen Größen wie z.B. die gesamt vorhandene Geldmenge oder den Gesamtwirtschaftswerten, die sich genauso jederzeit ändern können und teilweise sogar ungenau definiert sind und noch ungenauer statistisch erfasst oder gemessen werden können. Bewertungsorientierungen an schwankenden Wirtschaftswerten ist jedoch höchst problematisch weil die Bewertung des Wertes des Geldes somit rekursiv von den Bewertungen der letzten statistischen Erhebungen abhängt und somit das System der Bewertungen in Schwingung versetzt werden kann. Solche Schwingungen könnten sich gegenseitig im Resonanzfall verstärken und ohne Dämpfung das Geldsystem unbrauchbar machen.

Beispielsweise kann es zu Problemen führen, wenn viele Menschen ihre Bewertungen von dem Bruttosozialprodukt oder Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Bewertungsrelation abhängig machen. Denn das BIP ist die geschätzte Summe der realen Bewertungen aller Güter oder Dienstleistungen, die eine Gruppe von Menschen umgerechnet in Geld erarbeitet haben. Ändert sich diese Bewertung nicht großartig, dann ist auch das BIP bezüglich dieser Bewertung stabil. Gibt es aber, warum auch immer, Bewertungsänderungen, so reagieren die Menschen mit ihren Bewertungen von Waren oder Dienstleistungen auf diese Schwankungen und lösen somit weitere Schwankungen im Geldsystem aus. Ohne irgendwelche Ankerpunkte im System, an denen sich ein Großteil der Geldbenutzer orientieren kann ist diese Schwankung ersteinmal nicht gedämpft. Erhöht sich das BIP, so kann es sein dass die Menschen noch mehr Geld für ihre Ware haben wollen weil ihr Vergleichswert gestiegen ist. Damit erhöht sich aber auch das BIP weil die Verkaufsgüter teurer geworden sind weswegen wiederum Preissteigerungen folgen. So ein Prozess kann ungedämpft unendlich lange sich aufschaukeln, weil es für den Zahlenwert kein Unterschied macht ob die kollektive Bewertungen sich nur um wenige Prozent ändert oder ganze Größenordnungen überspringt. Für den einzelnen Menschen, der sein Geld benutzen will machen diese Schwankungen jedoch einen gewaltigen Unterschied. Denn einerseits können die Menschen mit ihren gespartem Vermögen nicht mehr längerfristig Planen, was zu Unsicherheiten führt und sie nie sicher sein können zu welchen Preisen sie irgendwelche benötigten Waren oder Dienstleistungen bekommen werden und andererseits verfällt mit diesen Schwankung auch der schon gespeicherte Wert im Geld weil dem Geld durch die Schwankungen ein Nutzen genommen wird es jederzeit in gleichwertige Waren oder Dienstleistungen zu wandeln. Das Geld ist damit nicht komplett unbrauchbar, aber eingeschränkt in der Nutzung weil man immer auf vernünftige Preise in den Schwankungen warten muss.

Die Dämpfung für diese Schwankungen kann natürlich politisch durch Gesetze und Regeln vorgegeben werden, was selber zu einem Ankerpunkt der Bewertung werden kann. Allerdings hängen dann alle Bewertung von dem Wohlwollen der Politiker ab. Beispielsweise war der Goldstandard zwar ein guter Ankerpunkt für den Dollar, aber dieser Ankerpunkt wurde lediglich von Politikern vorgegeben, die diese Goldpreisbindung auch beliebig wieder aufheben konnten, zuletzt 1971. Die folgen der Aufhebung werden auf der verlinkten Internetseite (Was zum Teufel passierte 1971) anschaulich dargestellt. (Es gibt neuerdings auch eine sehr gute aufgearbeitete Seite auf deutsch vom Blocktrainer Roman Reher)

Visualisierung von Ankerpunkten und Beispielpreise, die sich an den verschobenen oder nicht verschobenen Ankerpunkten orientieren.

Visualisierung von Ankerpunkten und den Preisen, die sich an den Ankerpunkten orientieren.
Verschieben sich die Ankerpunkte, also die Bezugspunkte der Preisfindung, dann verschieben sich auch die Preise, die sich an diesen Ankerpunkten orientieren. Wenn es nur einen Ankerpunkt gibt, dann fallen diese Verschiebungen nicht groß auf weil die relativen Preise zueinander immernoch die selben sind. gibt es jedoch weitere Ankerpunkte, dann gibt es Spannungen zwischen den Preisen zwischen den Ankerpunkten. Gehen die Ankerpunkte im Preis weiter auseinander, dann erhöht sich der Preisfindungsspielraum für alle Preise, die zwischen den Ankerpunkten eingepreist werden. Gehen die Ankerpunkte jedoch aufeinander zu, dann verringern sich die Spielräume zwischen den Ankerpunkten was auch den Druck auf die Preisfindung dazwischen erhöht. Im Extremfall, wenn die zwei Ankerpunkte sich treffen, dann werden alle Preise dazwischen auf den Wert der Ankerpunkte festgelegt. Diese Preise können dann nicht mehr auf Änderungen im Markt reagieren.

Auf der anderen Seite kommt es früher oder später auch garantiert zu Spannungen, wenn es mehrere Ankerpunkte im Geldsystem gibt. Je mehr Ankerpunkte es im System gibt, desto fester und starrer werden die Bewertungen der Menschen im Geldsystem vorgegeben. Das führt zu Spannungen zwischen den Ankerpunkten weil die individuellen subjektiven Bewertungen, die immer leicht um den Ankerpunkt herum schwanken sich überlagern können und somit an die Grenze des jeweils anderen Ankerpunktes stoßen und somit jederzeit auch versuchen den jeweils anderen Ankerpunkt selber zu verschieben. Je einfacher die Ankerpunkte aber zu verschieben sind, desto schlechter lassen sie sich als Bewertungsgrundlage nutzen.

Gibt es nur einen Ankerpunkt, dann gibt es diese Spannungen nicht. Der Ankerpunkt legt einen Wert fest um den herum alle Preise beliebig schwanken können. Allerdings fallen Schwankungen des Ankerpunktes selber kaum auf, weil diese Schwankungen in allen umgerechneten Waren vorhanden sind und somit der jeweils betrachteten Ware zugesprochen werden kann. Gibt es nur zwei Ankerpunkte, so können diese beiden auch relativ gut nebeneinander existieren, weil durch den zweiten Ankerpunkt die Höhe der Schwankungen festgelegt werden kann. Die individuellen Bewertungen können nun trotzdem immernoch beliebig um die Ankerpunkte schwanken, aber deren Schwankungshöhe wird so normiert, dass sie im Einklang mit dem anderen Ankerpunkt liegen. Umso mehr Ankerpunkte es aber im Geldsystem gibt, desto größer werden die Spannungen im Geldsystem weil mit jedem Ankerpunkt weitere Freiheitsgrade aus dem System genommen werden. Irgendwann gibt es im Geldsystem keine Freiheitsgrade mehr, die nur die grobe Preiseinordnung beeinflussen sondern mit steigender Ankerpunktzahl werden den Menschen weitere Handlungsoptionen genommen, was somit auch wieder den Wert des Geldsystems für die Menschen absenkt.

Sollte es eine Goldpreisbindung geben und gleichzeitig werden z.B. die Brötchenpreise und Automobilpreise festgelegt, dann kann die Gesellschaft nicht mehr den Wertunterschied vom Gold zum Brötchen und zum Auto dynamisch festlegen und an aktuellen Wirtschaftssituationen anpassen. Ehr im Gegenteil, die aktuelle Wirtschaft passt sich an die festgelegten Preise an, was Mangelerscheinungen in anderen Wirtschaftsbereichen zur Folge haben kann, sollten die festgelegten Preise sich zu stark von den subjektiven Bewertungen der handelnden Akteure unterscheiden. Das Gleiche kann passieren wenn z.B. die Wechselkurse zwischen Ländern festgelegt werden. Die individuelle Bewertung jedes einzelnen Menschens wird damit mit einem festen Wert vorgegeben was tiefgreifende Folgen für die jeweiligen Märkte hat. Durch diese Festlegung bauen sich Spannungen oder Ungleichgewichte in den Preisen auf die sich eigentlich durch Änderungen in den Bewertungen der Preise widerspiegeln würden, es aber durch die Festsetzung nicht können.

Ein einfaches Beispiel ist es zu analysieren was passiert, wenn die Regierung mit einem festem Geldsystem die Preise einer Ware, z.B. Brötchen festlegt. Dann kann es drei mögliche Folgen für die Gesellschaft haben: Was passiert wenn die Preisfestlegung (1.) relativ richtig, (2.) viel zu tief oder (3.) viel zu hoch ist?

  • Im Fall 1 sind die Preise relativ richtig gewählt worden, also so wie die Märkte die Preise auch selber sehr wahrscheinlich gewählt hätten. Trotzdem fehlen den Märkten die Fähigkeit der Steuerung durch die Preise, sodass durch Änderungen der Marktbedingungen durch beliebige Störungen die Situation schnell zu Fall 2 oder Fall 3 abrutschen kann.
  • Im Fall 2 sind die festgelegten Preise viel tiefer als die Märkte es vorgeben würden. Das bedeutet, dass jeder Verkauf Verlust einfährt weil die Machtkosten für Herstellung deutlich größer sind als man für den Verkauf wieder einholen darf. Die Verkäufer könnten sich dieses Negativgeschäft also nicht lange leisten und werden sehr wahrscheinlich das Angebot herunterfahren oder einstellen. Es kann viele mögliche Folgen für die Bevölkerung haben. Das Angebot kann soweit absinken dass sich ein Schwarzmarkt für diese Ware bildet, auf dem die richtigen Preise genommen werden, es kann zur Mangelversorgung kommen weil keiner die Verluste für die Versorgung des Bedarfes in Kauf nehmen will oder die Regierung subventioniert die Ware wieder und verschleiert somit die waren Kosten der Ware die aber an anderer Stelle wieder zum Vorschein kommen.
  • Im Fall 3 sind die festgelegten Preise deutlich höher als die Märkte es vorgeben würden. Das bedeutet, dass jeder Verkauf sehr viel mehr einbringt als man an Macht in die Ware gesteckt hat. Auch hier kann es vielfältige Folgen geben. Auf jeden Fall wird das Angebot dieser Waren weit über die Nachfrage steigen weil man mit der Herstellung weniger Waren schon die Überproduktion bezahlt bekommt. Auch wenn man dann sehr viel von den Waren umsonst produziert und somit sehr viel Müll und Ausschuss erstellt lohnt es sich trotzdem weiter diese Waren herzustellen.

Diese Fälle können aber nur so eintreten, wenn die Menschen sich schon vorher auf andere Fixpunkte des Geldes geeinigt haben. Haben sie dies nicht, so bildet die Preisfestlegung selber einen Fixpunkt der Wirtschaft der Menschen. Werden Beispielsweise die Brötchenpreise auf 1€ festgelegt, dann kann der Bäcker die Mehllieferanten und Mühlen auch nach festen Preisen anteilig an den verkauften Brötchen bezahlen und somit wie im Goldstandard kann sich die Wirtschaft auf diese Fixpunkte im Geldsystem einstellen und andere Arbeiten bewerten und einpreisen. Allerdings gibt es wie schon erwähnt auch einen Härtegrad des Fixpunktes des Geldsystems, also wie einfach sich die sogenannten Fixpunkte verschieben lassen.

Wenn z.B. ein Verkaufsladen das dynamische rauf und runter handeln nicht akzeptiert und die Preise einfach festlegt während die Kunden dann immernoch entscheiden können ob sie für diesen festen Preis kaufen oder nicht, dann bilden diese Preise genauso ein Fixpunkt an dem die Menschen sich für Preise anderer Produkte orientieren können. Allerdings hat der Laden die Freiheit diese Preise auch jederzeit eigenständig zu ändern. Wie fest die Preise sind hängt also von dem jeweiligen Akteur ab, der die Preise festlegt. Legt eine Regierung die Preise fest, dann ist diese Festlegung sicherer als wenn es nur ein einfacher Verkäufer tut. Aber nicht nur die Festlegung von zentralen Stellen hat einen Einfluss wie fest die Bewertungen eines Fixpunktes generell geschehen. Denn freie Preise entstehen durch Angebot und Nachfrage. Eine Ware oder Dienstleistung, die selber in der Nachfrage oder im Angebot volatil ist wird wegen der Volatilität nie einen guten Fixpunkt erstellen können, so gerne große zentrale Akteure dies auch festlegen wollen.

Gerade Brötchenpreise, deren Grundrohstoff davon abhängen wie gut und ergiebig die Ernte war weil das Getreide vom Feld nicht einfach jederzeit zu bekommen ist sind eine denkbar schlechte Grundlage für einen Fixpunkt des gesamten Geldsystems. In der Erntesaison gibt es einen großen Überschuss an Getreide, dass aber aufgeteilt über das ganze Jahr reichen muss bis es die nächste Ernte gibt. Zusätzlich ist diese Ernte synchron, also wenn ein Bauer sein Getreide vom Feld holt, dann tun dass um diese Zeit auch alle Bauern in der Umgebung. Die Erntezeit kann man nicht mal auf den Frühling oder den Winter legen, sie ist durch die Jahreszeiten vorgegeben. Ökonomisch bedeutet es aber, dass die Jahreszeiten Schwankungen im Angebot des Getreides hervorrufen und es deswegen auch nicht zu erwarten ist, dass der Getreidemarkt stabil im Preis bleibt. Ein Verarbeitungsprodukt wie Brötchen, die auf diesen Schwankungen im Angebot und somit im Preis aufbauen sind also nicht sehr gut geeignet für eine Bewertungsgrundlage anderer Arbeiten und bilden damit trotz willen eines größeren Akteurs einen schlechten Fixpunkt des Geldes.

Sicherheiten

Jede Interaktion zwischen Akteuren in einem beliebigen Modell ist ein Handel mit Machtaustausch. Allerdings kann die Bewertung des Machtaustausches von den Akteuren auch unterschiedlich bewertet werden. Wenn der Machtaustausch auf beidseitiger freiwilliger Basis geschieht, dann sprechen wir generell von einem Handel auf einem Machtmarkt. Aber ob der Handel wirklich fair war oder nicht kann zeitlich meist erst im Nachhinein herausgefunden werden. Das einfachste Beispiel ist, wenn eine kaputte Ware als funktionstüchtige Neuware verkauft wird. Nur ein allwissender äußerer Beobachter wäre in der Lage dies zum Interaktionszeitpunkt genau zu bestimmen. Aber alle beteiligten Akteure können diesen Machtaustausch bezüglich der Macht nur abschätzen. Deswegen verwende ich lieber den Begriff der Interaktion anstatt des Handels weil Handel einen fairen Austausch meint während eine Interaktion keine Aussagen über den Machtfluss zulässt und nicht immer klar ist ob der Handel fair gestaltet ist oder nicht. Sicher ist nur, dass bei jedem Handel unterschiedliche Machtformen miteinander ausgetauscht wurden aber wie sich die Macht im System verteilt kann ohne exaktes Systemwissen nur die Zeit sagen. Wird sehr viel Macht unfreiwillig von einem Akteur auf einen anderen Akteur bei einem Handel übertragen, dann ist das zwar streng genommen immernoch ein Warenhandel, generell wird aber von einem Angriff auf den unterlegenen Akteur bei dieser Interaktion gesprochen.

Ein Angriff bedeutet, dass ein Akteur eine Handlung durchführt, die ihm zwar Macht kostet aber er erwartet meist, dass ihm dieser Angriff wieder einen höheren Betrag an Macht einbringen wird. Wichtig bei dieser Aktion ist, dass die Macht von einem anderen Akteur stammt, der diese Macht zumindest theoretisch nicht freiwillig abgeben will. Das kann ein Diebstahl, ein Putsch aber auch einfach das Essen oder Futter sein. In jedem dieser Beispiele soll die Macht des einem Akteur auf den anderen Akteur übertragen werden und jede dieser Aktionen kostet dem angreifenden Akteur aber auch etwas seiner eigenen Macht. Der Verteidiger, also der Akteur dessen Macht angegriffen wird, kann sich nun mit seiner eigenen Macht gegen den Angriff wehren. Das Essen kann z.B. vergiftet sein, gegen Diebstahl kann es Alarmanlagen geben oder der Putschversuch wird mit Militärmacht niedergeschossen. Jede Verteidigungsmaßnahme kostet dem verteidigendem Akteur aber auch immer etwas seiner eigenen Macht.

Mit dem Selektionsprinzip und dem evolutionärem Streben nach immer mehr Macht ist es klar, dass es somit immer zu Konflikten zwischen beliebigen Akteuren kommen muss. Denn wenn ein Akteur an der Macht des Anderen interessiert ist, dann gibt es generell keine Richter die entscheiden wer nun Recht bekommt. Das entscheidet immer der Machtkampf, der auf verschiedenen Machtkanälen ausgetragen wird wobei der wirklich mächtigere sich durchsetzt. Auch menschliche Richter können ihre Entscheidungen nur durchsetzen, wenn sie genug Macht für diesen Machtkanal besitzen. Denn ein Richter in Deutschland kann zwar die Entscheidung treffen Herrscher anderer Länder zu verurteilen, aber ihnen fehlt dann die Macht diese Entscheidung gegen den Willen des anderen Herrschers durchzusetzen.

Sicherheiten sind also immer Verteidigungsstrategien um sich vor einem potentiell zukünftigen Machtkampf anderer Akteure zu schützen. Generell kann man sagen, dass die Verteidigungsmaßnahmen immer zum Verhältnis der zu verteidigenden Macht stehen muss. Denn sollte ein Akteur mehr Macht in die Verteidigung seines Besitzes stecken als ihm dieses Besitztum an Macht einbringt, dann verliert er über die Zeit auch wieder an Macht durch diesen Besitz, was evolutionstechnisch nicht sinnvoll ist. Denn jeder Besitz hat Unterhaltskosten in der Macht wegen Reparatur, Regeneration oder generelle Instandhaltung was auch als eine Verteidigungsmaßname gegen den ständig angreifenden Zerfall gesehen werden kann. Diese Unterhaltskosten können auch als das ständige Bedürfnis des Besitzes angesehen werden und erstellen somit eine grundlegende Nachfrage, die der Besitzer erfüllen muss um seinen Besitz nicht zu verlieren. Ist die Verteidigungsmaßnahme jedoch zu gering, dann ist die Chance hoch, dass ein anderer Akteur den Besitz als leichte Beute ansieht und selber in Besitz nimmt um von der Macht des Besitzes zu profitieren. Ein Beispiel hierfür ist das Schlechtwerden von Nahrung. Nahrung ist nicht nur für Menschen wertvoll weil es nicht nur den Menschen Macht verleiht. Die Nahrung ist auch für Fliegen oder Schimmel wertvoll. Sollte der Mensch also Nahrung besitzen, dann muss er sie gegen Schimmel oder Bakterien verteidigen, also die Nahrung haltbar machen.

Auf der anderen Seite gibt es die Angreifer, die jederzeit nach einer Möglichkeit suchen an Macht zu kommen. Sie schätzen also die Machtkosten eines Angriffes ab, die sich aus dem Angriff selber aber auch der Umgehung der Verteidigungsmaßnahmen zusammensetzen und auch Folgeeffekte wie nachträgliche Bestrafung oder soziale Ausgrenzung beinhalten können. Und sie müssen abschätzen wie viel Macht ihnen ein Angriff einbringen würde. Ist diese Abschätzung negativ, also würde der Angreifer durch den Angriff sehr wahrscheinlich an Macht verlieren, dann ist es unwahrscheinlich dass er den Angriff durchführt. Wenn ein Angriff gestartet wurde kann der Verteidiger aus seinen vorbereiteten Verteidigungsstrategien wählen wie er auf den Angriff reagiert. Denn einige Verteidigungsstrategien hätten vorbereitet werden müssen und stehen bei einem laufendem Angriff also nicht zur Verfügung. Diese Vorbereitungen kosten aber immer auch Macht, selbst wenn sie nicht gegen einen Angriff eingesetzt werden. Deswegen muss der Verteidiger immer abwägen welche Verteidigungsstrategien er auf Lager haben will und welche Angriffe er für wahrscheinlich hält. Aber auch ein wirklich mächtigerer Verteidiger, der einen Angriff tatsächlich abwehren könnte, kann eine falsche Verteidigungsstrategie gegen einen Angriff wählen und somit trotz seines Verteidigungsvorteils seinen Besitz verlieren.

Nach dem Angriff haben sich aber auf jeden Fall die Besitzverhältnisse in der Macht verschoben. Entweder der Angreifer hat mehr Macht bekommen die vom Verteidiger stammt während der Verteidiger diese Macht verliert und in der Folge sogar an Machtmangel sterben kann. Ein Land wird z.B. militärisch komplett eingenommen, ein Apfel wird komplett aufgegessen oder ein schwarzes Loch schluckt einen Stern. Gleichzeitig wurde aber auch Macht für den Angriff und die Verteidigung an Drittparteien oder der Umgebung abgegeben, sodass die Gesamtmacht zwischen Angreifer und Verteidiger durch den Angriff mit Sicherheit geringer ist. Es kann aber auch die Situation geben, dass beide Akteure, sowohl der Angreifer als auch der Verteidiger an Macht verlieren weil die Konfrontation beide Akteure zu sehr an Macht gekostet haben. Das kann z.B. sein wenn der Angreifer unerwartet mehr Macht in seinen Angriff stecken muss sodass er selbst bei vollständigem Erfolg des Angriffes nicht so viel Macht zurück bekommt als er in den Angriff gesteckt hat. Aber auch ein Patt, wo beide Akteure Macht in ihre Aktionen gesteckt haben und nicht die gewünschten Erfolge erzielt haben können auch beide Parteien insgesamt in ihrer Macht schwächen, z.B. gegenüber dritter Akteure die sich aus dem Machtkampf herausgehalten haben. Aber auch wenn das umstrittene Besitztum durch den Machtkampf zerstört wird haben beide Parteien an Macht verloren.

Markteingriffe

Generell hat es sich evolutionär als sinnvoll herausgestellt, dass Akteure, die mächtiger sind als andere Akteure die unterlegenen Akteure auch benutzen um ihre Macht zu stärken oder zu festigen. Einfach weil auch der mächtige Akteur weiterleben will und somit alle Macht die er bekommen kann versucht einzunehmen. So gut das für den mächtigen Akteur ist, so schlecht ist es für die unterlegenen Akteure, die dann nur umso härter um ihr Überleben kämpfen müssen. Deswegen werden nicht so mächtige Akteure in der Gegenwart von mächtigeren Akteuren immer versuchen sich vor dem Missbrauch so gut es geht zu schützen oder sogar von der Macht des Mächtigen als Machtquelle zu profitieren. Dabei kann es sein, dass der nicht so mächtige Akteur garnicht wirklich auffällt und genug Macht vom Mächtigen stehlen kann die aber im generellen Machtverbrauch des Mächtigen nicht wirklich auffällt. Beispielsweise wären das kleine Bakterien die auf der Haut des Menschen leben und sich von den Hautschuppen der Menschen ernähren. Aber es können auch Handlanger in einer Diktatur sein die versuchen ihr Leben durch Diktaturtreue zu verbessern.

Im Fall von den großen offensichtlichen Unterschieden in der Macht von Akteuren sind die Handlungen der jeweiligen Akteure also einfach nachvollziehbar: Der Mächtige beherrscht den Unterlegenden in so gut wie jeder Hinsicht. Sollte die Machtverteilung der Akteure aber mehr oder weniger gleichberechtigt sein, dann bewegen wir uns im Bereichen wo die Handlungen zwischen den Akteuren sehr vielseitig werden können. Diese Handlungen können von kompletter Unterdrückung des Einen und diktatorischer Herrschaft des Anderen bis hin zur völligen harmonischen Gleichberechtigung variieren. Wie die Handlungen stattfinden hängt von den beiden interagierenden Akteuren ab und wie sie ihre jeweilige eigene Macht und die Macht des Gegenübers einschätzen. Auf einem Machtmarkt kommen dann die Handlungen mehrerer mehr oder weniger gleichberechtigten Akteure zusammen und bilden eine Gemeinschaft die sich auf einen Machtaustausch geeinigt haben. Wenn der Machtaustausch auf einem Markt ohne jedwede äußere Regel passiert, außer vielleicht die immer geltenden physikalischen Gesetzmäßigkeiten, dann ist der Markt die einfache Natur oder das angewandte Evolutionsprinzip und wir nennen ihn den freien Markt.

Vorgegebene Regeln geben einem Machtmarkt Struktur und Sicherheiten, machen ihn dafür aber mit jeder weiteren Regel tendenziell ineffizienter, egal ob diese Regeln von außen dem Markt vorgegeben werden oder die Marktteilnehmer diese Regeln sich selber auferlegen. Die Sicherheit kommt mit den versprochenen Regeln wie ich töte dich nicht und dafür tötest du mich auch nicht oder ich verspreche dich nicht ausnutzen zu wollen und einen fairen gleichwertigen Handel zu vollziehen und sollte das nicht der Fall sein verspreche ich eine Rückabwicklung des Machtaustausches. Aber genauso die physikalischen Regeln, an die alle Marktteilnehmer gebunden sind zählen zu diesen Regeln der Sicherheit weil sich jeder Sicher sein kann, dass kein Anderer diese Regeln brechen kann. Ineffizienter wird der Markt dadurch, dass diese Regeln die Marktteilnehmer einschränken und die handelnden Akteure nicht mehr ihr volles Potential in den Markt einbringen können. Andere Märkte, die durch weniger Gleichschaltung und weniger Regeln effizientere Handlungen abbilden, können somit einen ineffizienteren Markt tendenziell früher oder später in der Macht überholen. Tendenziell meint hier nur, dass die Chance höher ist, dass der effizientere Markt an mehr Macht kommt weil er sich nicht künstlich einschränkt. Real muss das nicht zwangsweise passieren weil auch der ineffiziente Markt durch puren Zufall große Machtgewinne machen kann während der effizientere Markt auch zufällig an Macht verlieren kann.

Weil Akteure in einem Marktsystem immer höchst individuell handeln, kann man vielleicht eine Tendenz im Markt feststellen, aber jeder Marktteilnehmer kann auch immer und überall von der Norm abweichen. Die Normen werden lediglich als Mittelwerte oder statistische Aussagen getroffen und behalten in der Masse ihre Gültigkeit, aber man kann aus diesen Aussagen nicht unbedingt wieder auf einzelne Akteure zurück schließen. Für jedes extreme Handeln gibt es statistisch einen Akteur der extrem in die andere Richtung handelt oder die extremen Handlungen gehen in der Masse an normalen Handlungen unter. Wegen dieser Individualität von Akteuren funktionieren die Märkte. Wenn jeder Mensch genau gleich wäre und exakt die gleichen Bedürfnisse zur gleichen Zeit bekommen würde, dann könnte das System so wie wir es kennen nicht mehr funktionieren.

Märkte leben von den unterschiedlichen Vorstellungen, Bewertungen und Differenzen der Marktteilnehmer. Und genau hier liegt das Problem von Markteingriffen. Markteingriffe bedeuten, dass mächtigere Akteure versuchen regelnd in den Markt einzugreifen und den Menschen gewisse Handlungen vorzuschreiben oder zu verbieten. Sie wollen den Markt durch diese Eingriffe lenken und nach ihren eigenen Vorstellungen umgestallten. Das Problem ist, dass mit zu vielen Regeln, die über das Bilden von Vertrauen hinaus gehen, der Markt immer ineffizienter wird. Ein freier Markt kann wegen seinen individuellen Akteuren auf Störungen reagieren. Wegen der Rückkoppelung vom Preis zu den Marktteilnehmern kann jeder Marktteilnehmer individuell die für sich aktuell beste Option wählen und durch die geänderten Preise auf geänderte Situationen reagieren. Damit stärken die Akteure nicht nur sich alleine, sondern auch die aus ihnen bestehenden Gruppen von Akteuren.

Jede neue Regel oder Gesetz ist so eine Störung des Marktes, wobei es auch andere Störungen geben kann wie Kriege oder Wetterereignisse. Jede Regel die die Marktteilnehmer aber beachten müssen schränkt die Akteure auf dem Markt in ihrem Handlungsspielraum ein. Natürlich gibt es physikalisch vorgegebene Regeln die die Menschen nicht umgehen können wie z.B. dass Handelswaren physischen Platz benötigen oder ein Gewicht haben. Aber zusätzlich zu den physikalischen Zwangsbedingungen können mächtigere Akteure die Marktteilnehmer zwingen nach deren vorgegebenen Regeln zu handeln. Dann kann es z.B. vorgegeben sein, dass die Handelsware ein gewisses Gewicht haben muss sodass der Transport von Waren künstlich schwieriger gestaltet wird. Jeder handelnde Akteure ist nun nicht mehr nur an die Naturgesetze gebunden sondern auch an die von einer Regierung oder Firma vorgegebenen Regeln und Gesetze, die aber nie so bindend sein können wie die Naturgesetze und immer und jederzeit auch gebrochen werden können. Wenn aber der individuelle Handlungsspielraum künstlich eingeschränkt wird, dann können die handelnden Akteure nicht immer ihr optimales Potential aus dem Handel ziehen, wenn z.B. nicht die Masse an Waren benötigt wird, die aber nur im Bündel verkauft wird. Dann gibt es die Akteure, die von so einer neuen Regel nicht wirklich direkt betroffen sind und einfach so weiter machen können wie bisher aber es gibt immer auch Akteure, die von einer neuen Regel in Form von Macht profitieren und andere die entsprechend Macht durch diese Regelungen verlieren.

Bei jeglicher Art von Verboten als neue Regel gibt es Diejenigen, die sehr häufig diese jetzt verbotenen Aktion durchgeführt haben und nun durch das Verbot diese Aktionen sehr viel teurer werden. Sie werden somit gezwungen auf einem Schwarzmarkt weiterzumachen oder die Bestrafung der Gemeinschaft auf sich zu nehmen wenn sie diese verbotenen Aktionen weiterhin durchführen müssen. Da sie vor der Regeländerung diese verbotenen Optionen häufig benutzt haben, können sie sich nach der Regeländerung nicht mehr die für sich individuell beste Option auf dem Markt aussuchen und müssen sich mit anderen weniger effizienten Aktionen zufrieden geben. Diese Marktteilnehmer verlieren durch die neue Regel wenigstens ein Teil ihrer Macht, entweder direkt durch erhöhte Preise die sie zahlen müssen oder indirekt weil sie Ausweichoptionen wählen müssen die sie vorher nicht genommen hätten. Mit jeder Ausweichoption oder erhöhtem Preis verliert dieser Akteur so mit der Zeit Macht im Gegensatz dazu als wenn er die jetzt verbotene günstigere Option wählen dürfte. In der Zeit summieren sich diese Differenzen in der Macht immer weiter auf je länger der Eingriff in den Markt gilt. Auf der anderen Seite gibt es aber immer auch die Akteure, die von dem Verbot profitieren. Entweder direkt weil die verbotenen Aktionen die jetzt profitierenden Akteure direkt geschadet haben (Beispiel: Sklaven in der Sklaverei, Anwohner bei systematischer Lärmbelästigung usw.) aber auch indirekt wenn die profitierenden Akteure diese verbotenen Aktionen vorher sowieso nie genommen haben. Denn sie können jetzt im Gegensatz zu den wirklich Betroffenen des Gesetzes effektiver Handeln. Nicht weil sie sich selber geändert haben und besser geworden sind sondern weil die vormals Effektiveren durch die neue Regel künstlich ausgebremst werden.

Die gewonnene Sicherheit durch Vertrauen in die Regeln eines Machtmarktes muss also immer gegen die Ineffektivität abgewogen werden, die entsteht, dass die Regel die Marktteilnehmer in ihren Handlungen eingeschränkt werden. Die Sklaverei ist das beste Beispiel hierfür. Natürlich kann es für eine Gesellschaft machttechnisch gesehen sinnvoll sein sich billige Arbeitskräfte zu halten aber so eine Unterdrückung der mehr oder weniger gleichmächtigen Akteure kostet eben auch Macht, die für die Unterdrückung ausgegeben werden muss. Außerdem senkt die Aussicht, möglicherweise als anerkannter Sklave zu enden, definitiv das Vertrauen auf diesem Machtmarkt auch für die gehobene Gesellschaft. Die Akteure auf diesem Machtmarkt mit Sklaverei werden sich also immer höchst individuelle Sicherheiten anlegen um nicht selber als Sklave enden zu müssen. Aber diese Sicherheiten verringern wiederum die Effektivität der Handlungen auf diesem Machtmarkt. Ein generelles Verbot von Sklaverei würde diesen Machtmarkt also wieder effektiver machen weil jeder einzelne Akteur seine Sicherheiten gegen die eigene Versklavung nicht mehr in diesem Ausmaß benötigt und somit die Machtausgaben für diese Sicherheiten deutlich reduzieren kann. Aber auch dieser Effekt hat seine grenzen. Ein generelles Verbot von Menschenhandel, Mord oder sonstigen Diebstählen kann zwar ausgesprochen werden aber sie verhindern nicht, dass gegen diese Verbote verstoßen werden kann. Wer also trotz der Regel überhaupt keine Sicherheit gegen solche Aktionen aufbaut, der hat das Risiko dass sich Irgendwer einfach nicht an das Gesetz hält und die verbotenen Aktionen trotzdem einfach durchführt. Beispielsweise wenn die kriminelle Handlung weitestgehend unbemerkt von der Gemeinschaft bleibt und der Kriminelle somit trotz des Profits seiner illegalen Machenschaften nicht die Bestrafung fürchten muss.

Nicht nur Verbote, sondern jede andere Regel, so klein sie auch ist, ändert das individuelle Verhalten der Marktteilnehmer. Die Marktteilnehmer stellen sich auf einem freien Markt auf die neue Regel ein, werden aber gleichzeitig von dieser Regel eingeschränkt. Die Einschränkung muss nicht absolut schwarz-weiß sein wie bei einem Verbot. Eine Subvention oder Steuerabgabe können genauso graduell lenkend auf den Markt einwirken. Bei einer Steuer werden gewisse Waren oder Dienstleistungen künstlich verteuert sodass es immer mehr Akteure gibt die auf Ausweichprodukte umsteigen oder ihren Konsum senken und somit die Nachfrage zurückgeht, je nach individuellem Maximalpreis der Ware für den jeweiligen Akteur. Denn jeder Akteur setzt sich individuell eine Preisschranke, über der er den Kauf der Ware oder Dienstleistung nicht mehr als Option ansieht und sein Verhalten umstellt. Trotzdem wird es mal Akteure geben die bereit sind mehr zu bezahlen und andere Akteure, die schon bei geringeren Preisen auf Ausweichprodukte umstellen. Bei einer Steuer oder einer Subvention werden also die Preise künstlich nach oben (Steuer) oder unter (Subvention) angepasst sodass graduell die Preise für manche Menschen knapp über oder unter ihre individuelle Kaufschwelle manipuliert werden. Somit kann man also graduell das Kaufverhalten statistisch über viele Akteure beeinflussen.

Auf der anderen Seite bedeutet eine Subvention aber auch, dass der Regelersteller oder Gesetzgeber seine eigene Macht für die Produkte ausgibt damit die Masse an Käufern nicht selber so viel dafür an Macht bezahlen müssen. Diese Macht muss aber irgendwo her kommen und der Akteur, der die Macht spendet, muss diese Macht vorher auch irgendwie ersteinmal eingesammelt haben bevor er sie wieder verteilen kann. Es bedeutet also Aufwand an die benötigte Macht für die Subvention zu gelangen und kostet dem subventionierendem Akteur entsprechend Macht. Heutzutage müssen die Staaten für Subventionen die Macht vorher durch Steuern, Vertrauen oder Angst einsammeln bevor sie diese durch Subventionen wieder verteilen können. Aber egal woher die subventionierte Macht kommt, wenn diese Macht von außerhalb des Marktes kommt, dann profitiert der betrachtete Markt von der Subvention. Andernfalls kommt diese Macht von innerhalb des Marktes und stellt keine Veränderungen relativ zu anderen Märkten dar. Normalerweise kommt eine Subvention aber nicht von außerhalb des Marktes weil andere Akteure es sich normalerweise nicht leisten können ihre Macht einfach verschenken zu können. Kommt die Subvention allerdings von innerhalb des Marktes, dann ist es streng genommen keine Subvention mehr sondern eine natürliche Nachfrage die somit auch bezahlt wird. Innerhalb des Marktes gibt es in jedem Fall durch diese Regel der Subvention unterschiedliche Machtverschiebungen. Also es gibt immer Akteure, die durch die Subvention profitieren und andere Akteure, die durch die Subvention an Macht verlieren.

Hier kann man also unterscheiden ob eine Subvention sinnvoll ist oder eben nicht: Gibt es eine natürliche Nachfrage in dem Markt und wie groß ist diese? Solange eine Subvention genau die natürliche Nachfrage bedient, dann finden sich auch Akteure, die die Subvention bezahlen wollen weil sie ja die Dienstleistungen oder Produkte auch selber wirklich bekommen wollen oder benötigen. Aber die Regel wird meist nicht von den Marktteilnehmern erstellt sondern von äußeren Machtapparaten wie z.B. Monopolisten oder Staaten, und trotzdem von den Marktteilnehmern finanziert durch Steuerabgaben oder Inflationsumverteilungen. Solche Regeln sind immer eine Umverteilung von allen Leuten in der Gruppe des Staates zugunsten der Gruppe von Leuten, die den subventionierten Markt benutzen. Subventionen sind also meist eine direkte Machtumverteilung aus einer großen mächtigen Gruppe wie einem Staat zu einer kleinen Gruppe deren Markt subventioniert wird. Akteure aus der großen Gruppe können von der stärkeren kleineren Gruppe profitieren, das muss aber nicht der Fall sein während der jeweilige Machtverlust für die große Gruppe garantiert ist.

Eine Subvention kann also sinnvoll sein, wenn es einen natürlichen Bedarf an dem Markt gibt, dann würde der Markt aber auch aus diesem Machtbedarf selber schon bestehen können. Andernfalls sind Subventionen lediglich Umverteilung an Macht die aber für die individuellen Akteure verschleiert wird. Einem einzelnem Akteur wird Macht entzogen die dann durch Subventionen einen Markt stärkt, ob der Akteur von diesem Markt profitiert oder nicht. Dieser Akteur bezahlt also dafür, dass die Waren oder Dienstleistungen im Markt billiger angeboten werden können. Entscheidet er sich trotzdem gegen den Markt, dann hat er unfreiwillig oder uneigennützig diesen Markt gestärkt und somit seine Macht an andere Akteure abgegeben die diesen Markt benutzen. Es gibt also eine erhöhte Chance, dass er sich doch für das Benutzen dieses Marktes entscheidet obwohl er es in Bewusstsein der kompletten Kosten nicht getan hätte. Gehen wir von zufälligen Zahlenbeispielen aus, dann hätte der Akteur auf einem freien unsubventionierten Markt für eine Ware 10 Machteinheiten ausgegeben während er auf dem subventionierten Markt die Ware für 6 Machteinheiten bekommt. Die fehlenden 4 Machteinheiten zum realen Preis, der wirklich für die Ware bezahlt werden muss kommt aber von anderswo, wird im Durchschnitt aber trotzdem von jedem Marktteilnehmer bezahlt. Wie viel der Käufer also wirklich an Macht bezahlt hängt jetzt davon ab, wie viele andere Menschen diese Subventionen bezahlen oder wie wenig andere Menschen die speziellen Waren vom Markt kaufen. Denn sicher ist, dass ein Kauf immer 10 Machteinheiten benötigt, egal woher diese Macht kommt und wer in Wirklichkeit dafür bezahlt weil das der Preis auf dem freien Markt ist den die freien Marktteilnehmer festgelegt haben.

Im Extremfall gibt es unendlich andere Menschen die einen verschwindenden Betrag an Macht ausgeben um die kleine Gruppe des Marktes zu Subventionieren. Das bedeutet der Käufer zahlt quasi nichts für die Subvention und bekommt die Ware für 6 statt 10 Machteinheiten. Der Käufer wird also mit jeden Kauf um 4 Machteinheiten subventioniert. Ein anderer Extremfall wäre es, wenn die Subvention nur aus der Gruppe der Marktteilnehmer bezahlt wird. Dann bezahlt jeder Käufer zwar für einen konkreten Kauf auch nur 6 Machteinheiten, aber auch die Subvention von 4 Machteinheiten sodass trotzdem der volle ökonomische Preis vom Käufer bezahlt wurde. Allerdings ist in diesem Fall die Subvention relativ wirkungslos, nur dass der wahre Preis der Ware durch den Zwischenschritt der Subvention verschleiert wird. Theoretisch noch schlimmer, durch das Aufstellen der Regel, das Managen der Subvention oder das Eintreiben der Steuerabgaben sowie das überwachen der Regeln kostet auch immer Macht, die genauso von den Marktteilnehmern mit bezahlt werden muss. Statt der 10 Machteinheiten, die auf einem freien Markt bezahlt werden müssten würde die Ware also subventionierte 6 Machteinheiten kosten und die Marktteilnehmer müssen z.B. 5 Machteinheiten an Subvention bezahlen, 4 für den wirklichen Wert und eine Machteinheit für die Verwaltung von außen. Damit ist der reale ökonomische Preis der Ware aber insgesamt auf 11 Machteinheiten gestiegen anstatt die 10 Machteinheiten vom freien Markt. Dieser Beispielmarkt ist durch die Subvention bzw. wenigstens durch die auferlegten Verwaltungskosten ökonomisch ineffizienter geworden selbst wenn er von vielen anderen Akteuren bezahlt wird, denen diese zusätzliche Steuerlast vielleicht nicht unbedingt auffällt.

Ähnliche Effekte finden aber auch bei den gegensätzlichen Regeln statt. Das Gegenteil einer Subvention ist eine Regel der Steuerabgabe. Dabei ist direkt klar, dass ein Markt ineffizienter wird weil Käufer für eine Ware zum ökonomischem Marktpreis zusätzlich noch eine Abgabe an eine Drittpartei machen müssen, die die Macht hat eine Steuer zu verlangen und das auch durchsetzen kann. Der Handelspreis wird verteuert wobei die Handelspartner entscheiden ob die Steuer vom Verkäufer oder vom Käufer bezahlt werden. Insgesamt fließt aber definitiv Macht aus dem Markt zu einer Drittpartei und macht den Markt damit ineffizienter als wenn die Macht für den Markt verwendet werden könnte. Oder anders gesagt: ein gleicher Markt (wie z.B. ein Schwarzmarkt) ohne die Steuern wäre für die Akteure günstiger sofern die Drittpartei ihre eingesammelte Macht nicht dafür aufbringt diese Märkte zu zerschlagen und somit auch andere Märkte künstlich teurer macht. Es gibt also immer Verlierer und Profiteure in dem Machtsystem wenn eine neue Regel den freien Markt durch Macht einschränkt.

Dann gibt es auch noch die Regeln, die man nicht einfach als Subvention oder Steuerabgaben klassifizieren kann. Beispielsweise können das Einstiegshürden in einen Markt sein, dass Käufer z.B. nur eine bestimmte Warenmenge kaufen können. Die meisten Menschen wollen aber nicht mehrere Tonnen Wolle am Stück kaufen und können somit diesen Markt nicht benutzen. Oder es gibt eine Obergrenze sodass Käufer, die am Limit sind vom Handel ausgeschlossen werden. Aber es können auch soziale Regeln sein wie ein Sklave darf kein Schmuck kaufen oder ein Mensch anderer Religion darf ein bestimmtes Handwerk nicht ausführen. All diese Regeln lassen einen Markt dazu tendieren ihn ineffizienter zu machen weil Marktteilnehmer per Regel ausgeschlossen werden die diesen Markt eigentlich gerne benutzt hätten. Und solange die Ausgeschlossenen den Markt auch freiwillig benutzt hätten, wenn es diese Regeln nicht geben würde, hatten sie einen ökonomischen Anreiz den Markt auch zu benutzen und würden mit ihrer Interaktion dazu beitragen den Markt effizienter zu gestalten. Einerseits durch das erhöhte Angebot, das es geben würde wenn ein Händler den Markt benutzen dürfte oder andererseits die erhöhte Nachfrage am Markt wenn Kunden aus diesem Markt nicht ausgeschlossen wären. Insgesamt gibt es ohne solche Regeln also eine höhere Konkurrenz und somit einen natürlichen Zwang zur Effektivität. Weil es diese Regeln aber gibt, dürfen einige Marktteilnehmer nicht mit dem Markt interagieren und der Markt wird dadurch auf der Angebotsseite oder der Nachfrageseite künstlich eingeschränkt. Das bedeutet für alle anderen Marktteilnehmer, dass sie entweder weniger Auswahl oder weniger Käufer für ihr Angebot im Markt haben und somit in ihrem Handel künstlich eingeschränkt werden. Ein anderer freierer Markt, also ein hypothetisch exakt gleicher Markt ohne diese spezielle Regel, ist somit effizienter und kann somit theoretisch mehr Macht ansammeln als es der eingeschränkte Markt kann. Und von diesem Mehr an Macht würden theoretisch auch alle Marktteilnehmer im Durchschnitt profitieren, je nachdem wie die Machtverhältnisse im Markt aussehen.

Regeln führen immer dazu, dass die handelnden Akteure in ihren Handlungen eingeschränkt werden. Vorallem eine vorgeschriebene Gleichschaltung bedeutet für einen Markt, dass die Marktteilnehmer nicht mehr individuelle Handlungen durchführen können sondern durch die Gleichschaltung sich am Markt synchron verhalten, was die Volatilität des Marktes erhöht. Das bedeutet, z.B. dass sich die Marktteilnehmer nicht mehr frei entscheiden können, wann sie eine Ware kaufen sondern gezwungen sind diese Ware gleichzeitig bekommen zu müssen während viele Andere zum gleichen Zeitpunkt diese Nachfrage haben. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass es auch Zeiten gibt, wo keiner diese Nachfrage hat was die Volatilität zwischen den Hochphasen und den Niedrigphasen erhöht. Ein Beispiel ist hier die Mittagspause einer Firma. Wenn man allen Mitarbeitern nur Zeit zwischen 12:00 Uhr und 13:00 Uhr Zeit zum Mittagessen lässt, dann kann das bei einer großen Firma mit mehreren zehntausend Mitarbeitern zu einem Problem führen weil alle gleichzeitig ihr Mittagessen bekommen müssen. Es gibt also einen enormen Andrang in den Kantinen zur Mittagspause aber zu allen anderen Zeiten sind die Kantinen so gut wie leer weil die Menschen ja ihrer Arbeit nachgehen müssen. Lässt man den Mitarbeitern jedoch ihre Freiheit die Pause zu machen wann sie es wollen, dann verteilt sich der Ansturm auf die Kantinen der Firma und diese müssen somit nicht so groß sein und können auch ihre Arbeit besser verteilen.

Es kann aber auch andere Gleichschaltungen im Markt geben die immer mit einer Ineffizienz daherkommen. Es kann Beispielsweise ein Zertifikat für irgendeine Aktion gefordert werden, das alle Menschen ersteinmal kaufen müssen bevor sie irgendwelche Aktionen durchführen. Je nachdem wie gerechtfertigt das Zertifikat ist, ist es nachvollziehbar dass dieses Zertifikat wie einen Führerschein oder ein Abschlusszeugnis benötigt wird aber es kann auch reine Schikane oder Machtumverteilung sein wie wenn ein Bauer einen Aktenschrank an Bürokratie durcharbeiten muss bevor er sein Feld bestellen darf. Aber genauso ist jede Vorschrift einer Uniform, eine Impfpflicht oder das explizite Vorschreiben einer Heizung eine Gleichschaltung der Menschen weil durch so eine Vorschrift alle Menschen dazu gezwungen sind diese Produkte oder Dienstleistungen alle auf einmal nachzufragen. Die Gleichschaltung ist immer ineffizienter weil Einerseits der Handlungsspielraum der Menschen somit künstlich eingeschränkt wird und Andererseits künstliche Engpässe am Markt entstehen. Engpässe, die sich am freien Markt durch verschieben der Nachfrage zu anderen Waren oder zu anderen Zeitpunkten lösen lassen würden aber durch die Regel nicht können.

Aber wie immer gilt: für kleine Gruppen verhallten sich Regeln und Gesetze anders als für große Gruppen. In kleinen Gruppen kann es sogar vom Vorteil sein andere aus dem eigenem Markt auszuschließen um die eigene Macht aus dem Markt vor dem Abfließen zu Anderen zu schützen. Wenn man z.B. ein Warenanbieter ist, dann ist es logisch dass man andere Warenanbieter als Konkurrenten ansieht und versucht diese mit Regeln aus dem eigenem Markt zu drängen oder zu verbannen. Eine kleine Gruppe kann sich so vor eventuellem Machtmissbrauch durch die Anderen schützen, die den Markt eventuell deutlich effizienter gestalten können und ihn somit übernehmen könnten. Damit ist es auch logisch, dass es solche Regeln auch immer wieder in einem Markt geben wird obwohl sie die Gesamteffizienz des Marktes senken. Denn der Markt besteht immer auch aus Marktteilnehmern und die Marktteilnehmer sind eigenständige Akteure die auch um ihre Machtverhältnisse im Markt kämpfen müssen.

Wenn ein Markt also effizient ist, dann sammelt er Macht an, die sich auf die Marktteilnehmer verteilt. Und je nachdem wie die Verteilung ist, danach richtet sich wie die Machtverhältnisse im Markt herrschen. Sollte jeglicher Machtgewinn an einen Akteur im Markt gehen, dann spricht man von einem Monopolisten oder einem Diktator. Auf der anderen extremen Seite kann die Macht völlig Gleichverteilt auf alle Teilnehmer aufgeteilt werden. Die Macht kann also völlig zentralisiert vorliegen oder Dezentral verteilt sein. Aber auch alle möglichen Machtverhältnisse dazwischen können angenommen werden.

Das Problem an einem komplett freiem Markt, wo es keinerlei festgelegte Regeln gibt, ist zwar jeder Akteur auch komplett frei in seinen Entscheidungen, kann aber die Entscheidungen der anderen Akteure nicht unbedingt abschätzen und somit auch deren Macht oder potentielle Angriffe nicht wirklich vorhersagen. Und das gilt individuell für jeden Akteur auf dem Markt. Ein komplett freier Markt ist also auch ein sehr großes Risiko für die Marktteilnehmer wo nur der wirklich mächtigste Marktteilnehmer unbesonnen Handeln kann. Aber eventuell weiß ja auch keiner der Akteure, wer gerade der Mächtigste ist sodass sich alle Marktteilnehmer vor der eigenen Ausbeutung und Benutzung schützen wollen. Nur vorgegebene Regeln können dieses Misstrauen aufweichen und Sicherheit versprechen, die aber auch jederzeit wieder aufgehoben werden können. Denn im Gegensatz zu den Naturgesetzen können selbst gegebene Regeln jederzeit auch wieder gebrochen werden und z.B. ein Angriff auf den Händler ist immer eine nicht zu verhindernde Option des Käufers wenn die Handelspreise auf dem Markt nicht den Vorstellungen entsprechen. Der Händler kann nur versuchen diese Option so unattraktiv wie möglich zu gestalten.

Umso Effizienter ein Markt ist, desto mehr Macht können die Marktteilnehmer durch ihn gewinnen bzw. umso weniger Macht verlieren sie gegenüber ineffizienteren Märkten. Die Teilnehmer eines Marktes versuchen also evolutionstechnisch immer den effizientesten Markt zu verwenden sofern sie eine Auswahl haben weil sie von dem effizienteren Markt tendenziell auch mehr profitieren. Wir wissen heutzutage, dass es möglich ist Regeln und Vertrauen auf einem Markt aufzubauen die es erlauben dass Akteure friedlichen Handel und Machtaustausch betreiben können und durch den Machtaustausch auch gegenseitig profitieren können. Das liegt unter anderem daran, dass die freiwillige Kooperation oder Spezialisierungen effizienzsteigernd wirkt und somit der kooperierenden Gruppe mehr Macht verleiht. Das funktioniert aber nur durch Vertrauen in der Gruppe das man die überlebenswichtige Macht auch bei bedarf aus der Gruppe wieder ausgezahlt bekommt. Und das Vertrauen erlangt diese Gruppe nur wenn sie wenigstens ein paar Grundregeln einführt.

Ein komplett freier Markt ohne Regeln wird also sogar effizienter, wenn man einige wenige Regeln einführt die das Vertrauen steigern. Beispiele sind die oben beschriebene Regel des gegenseitigen Tötungsverbots denn wenn man sich auf diese Regel verlassen kann, dann muss man nicht hinter jeder Ecke eine Gefahr erwarten und kann sich auf wichtigere Dinge konzentrieren. Mit steigender Anzahl an vertrauensbringenden Regeln und Gesetze im Markt wird die Effizienz des Marktes also bis zu einem Maximum ansteigen, wird dann aber immer zwangsweise wieder abfallen. Denn einerseits hat das Vertrauen eine obere Grenze weil man niemanden mehr als 100% Vertrauen kann aber jede Regel immer den Handlungsspielraum des Marktes reduziert und somit das Vertrauen in den Markt durch Ineffizienz auch schnell wieder verringern kann. Dabei spielt natürlich die konkrete Auslegung der Regeln eine Rolle denn nicht jede Regel hat gleichstarke Auswirkungen auf dem Markt. Eine einzige Regel wie 100% Steuern auf alle Handelsgegenstände kann den Markt alleine ausreichend ineffizient gegenüber anderen Märkten machen die nicht bei jedem Handel einer Drittpartei ihre Macht im gleichen Maß abgeben müssen. Deswegen kann man über die mittlere Anzahl der Regeln und ihre Effizienz keine generellen Aussagen treffen. Sicher ist nur, dass zu viele Regeln die Marktlage verkomplizieren und unübersichtlich machen sodass das Vertrauen in den Markt zwangsweise wieder absinkt. Zu viele Regeln können sich überlagern, sich gegenseitig widersprechen und somit Singularitäten ins Marktsystem einbringen sodass sogar unmögliche Aktionen von den Marktteilnehmern gefordert wird oder andere Anforderungen an die Marktteilnehmer stellen die sie zu viel Macht kosten würden als sich die Marktteilnehmer leisten können. Die Marktteilnehmer müssen auch in der Lage sein alle Regeln zu lernen und sie sich merken zu können bevor sie überhaupt eine Chance haben diese Regeln auch alle befolgen zu können. Eine Fliege oder ein Gewitter wird sich wohl nicht an die Regel des Hausverbotes halten aber auch Menschen können durch zu viele Regeln überfordert sein.

Es gibt also wenigstens zwei gegenläufige Effekte die die Effizienz eines Marktes beeinflussen: Effekte wie Kooperation und Vertrauen machen die Märkte effizienter während Effekte wie zu viele Gesetze, zu wenig Warenanbieter oder zu wenig Warenkäufer (Monopole) die Märkte ineffizienter machen. Während die extremen Marktsituationen wie Monopole, keine Gesetze oder unendliche Einschränkung auf dem Markt diesen Markt immer sehr ineffizient sein lassen werden muss es (Stetigkeit der Effizienzkurve vorausgesetzt) dazwischen ein Maximum geben an dem der Markt optimal, also am effizientesten läuft. Die Marktsituationen werden mit der Zeit aber immer wieder verändert sodass sich auch das Maximum, also die optimale Marktposition, als auch die gerade wirkende Effizienz des Marktes mit der Zeit verschiebt.

Es gibt keine feste Definition, bei welchen Regeln wir nicht mehr von einem freien Markt sprechen, denn auch auf unregulierten freien Märkten gelten theoretisch trotzdem die ethischen Ansichten der individuell handelnden Menschen die von sich aus je nach Markt gewisse Regeln intuitiv einführen. Aber ab einer gewissen Anzahl an Regeln wird der Eingriff in das komplexe System völlig unvorhersehbar. Dann kann es passieren, dass eine neue Regel genau den gegenteiligen Effekt bewirkt als der planende Eingriff eigentlich bewirken sollte. Denn so mächtig ein planender Akteur auch ist, er hat so gut wie nie den gesamten kompletten Überblick über den Markt und kann somit auch nie wirklich exakt wissen wie der komplexe Markt auf eine neuen Regel oder ein Gesetz reagieren wird.

Wenn Beispielsweise eine Regierung mit vielleicht 1000 bis 10000 Menschen ein Gesetz verabschiedet dann sollen sich später mehrere Millionen Menschen an dieses Gesetz halten und diese Regeln befolgen. Haben die Planer wirklich jede Eventualität, die später durch die Regeländerung folgen wird berücksichtigt? Das kann wegen der Komplexität der Märkte und des individuellen menschlichen Handelns kein Planungsbüro oder Computer der Welt schaffen und es wird immer Auswirkungen geben die nicht vorhergesehen und durchdacht wurden. Und umso komplexer die Regeln miteinander verstrickt wurden desto komplexer und unmöglicher sind auch die möglichen Vorhersagen. Jeder der vielen Millionen Menschen reagiert dann komplett individuell auf die Regeln und findet komplett unterschiedliche Wege und Optionen mit diesen Regeln umzugehen. Es wird die Menschen geben die sich mit der Regeländerung abfinden, gegen die Regeln offen rebellieren oder die Regeln stillschweigend umgehen. Und für jede dieser aufgelisteten vorstellbaren Optionen gibt es beliebige graduelle Unterscheidungen von denen es meistens genug Menschen gibt, die so eine Option für sich wählen und dann gibt es auch die Menschen, die andere Optionen finden an die nicht einmal gedacht wurde und somit nicht aufgelistet werden konnten. Die planerischen Gedankenspiele der Regelersteller und Gesetzgeber sind also so gut wie immer in der Unterzahl gegenüber den Fantasien der Akteure, die dann auf dem eingeschränkten Markt miteinander interagieren müssen.



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Letztes Update: 03.Oct.2024