Gutes Geld


Die Geschichte von Sophies Dorf hat aufgezeigt, warum sich die Menschen in der Geschichte Geldsysteme ausgedacht haben. Sophies Dorf hat einige Geldsysteme ausprobiert. Muscheln konnten zu leicht hergestellt bzw. gefunden werden und Münzen haben zur Monopolbildung geführt. Was sind aber die fundamentalen Eigenschaften, die ein gutes Geld haben muss um funktionieren zu können?

Was ist gutes Geld?

Theoretisch kann jeder Gegenstand oder jede Gegenstandsklasse als Geld gehandelt werden. Das könnten Stühle, Gummibärchen, Papierfetzen oder Sophies Muscheln oder Münzen sein. Damit diese Gegenstände aber als Geld angesehen werden müssen sie einige praktische Eigenschaften besitzen.

Die Aufgabe von Geld ist es, den Tauschhandel zu vereinfachen und den Machtwert von anderen Gegenständen oder Dienstleistungen einschätzen und angeben zu können. Um diese Aufgaben erfüllen zu können sollte Geld drei wichtige Eigenschaften erfüllen:

  • Recheneinheit
    Mithilfe des Geldes sollte man in der Lage sein zu rechnen oder wenigstens abzählen zu können um den Preis anderer Waren bestimmen zu können. Der Wert zweier unterschiedlicher Waren kann dann mithilfe des Geldes bestimmt und verglichen werden.

  • Tauschgut
    Das Geld sollte weithin anerkannt sein damit man sich sicher sein kann dass das Geld auch beliebig in andere Waren eintauschbar ist.

  • Wertespeicher
    Das Geld sollte in seinem Wert nicht schwanken oder gar verfallen. Stabile Wertspeicher geben Planungssicherheit für die Menschen. Verfällt der Wert des Geldes zu sehr, dann sollte man es so schnell wie möglich wieder ausgeben und in werthaltigere Dinge investieren oder aufbrauchen.

Mit diesen Anforderungen an ein Geldsystem kann man Eigenschaften definieren, die Gegenstandsklassen haben sollten um als gutes Geld funktionieren zu können.

  • Langlebigkeit
    Geld sollte möglichst lange halten damit der Besitzer möglichst wenig Aufwand mit dem Geld hat. Geld sollte nicht wie Bananen, Fleisch oder Eisen schon nach einer Woche verschimmeln oder verrosten. Geld das nicht langlebig ist muss regelmäßig erneuert werden oder der Wert des Geldes geht dem Besitzer ohne Gegenleistung verloren.
  • Mobilität
    Geld sollte auch auf Reisen in größeren Mengen tragbar bleiben, also weder in Gewicht noch Volumen zu groß sein sodass es beim Handeln schnell übergebbar ist. Baumstämme als Geld wären sehr unhandlich während sich Münzen relativ gut eignen. Ein Geld das nicht mobil ist kann nicht einfach auf Reisen oder auf der Flucht mitgenommen werden.
  • Austauschbarkeit
    Jedes Stück oder Einheit vom Geld sollte offensichtlich den gleichen Wert haben. Sollte eine Muschel in Lila schimmern während alle anderen Muscheln matt weiß sind dann muss für jede Muschel bei einem Tausch neu um ihren eigentlichen Wert verhandelt werden. Auch eine Euromünze hat durch ihre verschiedenen Prägungen der Länder leicht unterschiedliche Werte für Sammler. Für das Bezahlen haben wir uns aber darauf geeinigt, dass jeder Münze ihren jeweils aufgedruckten Wert besitzt, egal wie zerkratzt diese Münze selber ist. Das macht den Handel deutlich einfacher und schneller.
  • Überprüfbarkeit
    Es sollte ein leichtes sein die Echtheit des Geldes zu überprüfen. Bei einem Geldschein macht es einen unterschied ob ich Papier mit einer 10 vergebe oder einen 10 Euroschein. Diese Unterschiede, die Sicherheitsstreifen und Sicherheitsmerkmale, müssen für jeden leicht erkennbar sein. Gerade Gold ist zwar als gelbliches Metall äußerlich leicht zu erkennen, aber ob es nicht eine billigere Legierung ist oder ein vergoldeter Eisenbarren ist nicht einfach zu beurteilen.
  • Teilbarkeit
    Das Geld muss aufteilbar sein und auch über einen größeren Wertebereich funktionieren. Ein Brötchen möchte man nicht mit einem Bruchteil eines Goldklumpens als Geld bezahlen oder andersherum ein Goldklumpen nicht mit unzähligen Brötchen als Geld. Außerdem ist es schwierig aus einen reinen Goldklumpen oder Barren ein Stück abzubrechen. Gegenstände wie Stühle oder Tische verlieren ihren Wert sogar, wenn man sie teilt. Ein Korb Brötchen für einen viertel Stuhl herzugeben macht erst einmal keinen großen Sinn, weil ein viertel Stuhl generell unbenutzbar ist.
  • Seltenheit
    Das Geld sollte selten genug sein um von allen Marktteilnehmern als wertvoll angesehen werden und nicht einfach nach belieben nachmachbar sein. Wenn alle Leute Emails als Geld annehmen würden, die man einfach kopieren kann, dann würde es ein Wettbewerb darin geben, wer die meisten Milliarden Emails pro Sekunde versenden kann. Es muss aber andererseits genug vom Geld vorhanden sein, damit jeder es besitzen und beliebig eintauschen kann um nicht auf ein anderes Tauschmittel ausweichen zu müssen. Ein seltenes Bild kann zwar wertvoll sein, aber nicht jeder kann damit bezahlen weil es eben nur Einer besitzen und vertauschen kann.
  • Historie
    Gutes Geld ist bekannt und wird von allen akzeptiert. Um so länger es das Geld gibt, desto größer ist das Vertrauen in dieses Geld. Denn Geld kann politisch schnell idiologisiert werden oder es kann sich ein neues Geldsystem entwickeln. Umso länger es das Geld schon gibt, desto stabiler ist der Wert des Geldes weil es gegen alle anderen Einflussnahmen gezeigt hat, dass es bestehen kann und somit viele gute Eigenschaften besitzt. Ein Geld ohne diese guten Eigenschaften könnte eventuell sehr einfach durch Andere ausgehebelt und entwertet werden. Beispiele hierfür sind Scams, also Angebote für vermeintliche Werte, die sich nach kurzer Zeit aber als unzutreffend herausstellen und demnach entwerten.
  • Zensurresistenz
    Gutes Geld darf nicht einfach gestohlen oder entwendet werden können. Während physische Gegenstände zuhause vielleicht vor einem staatlichem Verbot versteckt werden können, sind digitale Werte wie Youtube-Accounts sehr leicht sperrbar und somit zensierbar.

Natürlich sind nicht alle Eigenschaften von gutem Geld für Jeden gleichbedeutend. Ein Einwohner in einer Diktatur wird vielleicht die Zensurresistenz mehr schätzen als die Langlebigkeit. Und ein reisender Händler wird die Mobilität höher bewerten als ein Bauer der seine Werte immer in seinem Bauernhaus im Tresor hortet. Umso mehr dieser Eigenschaften von einer Gegenstandsklasse erfüllt werden, desto härter bezeichnet man das entsprechende Geld. Hartes Geld genießt ein höheres Vertrauen und wird von Händlern meist lieber genommen als weiches Geld. Weiches Geld missachtet einige der guten Eigenschaften von Geld und das kann je nach fehlender guten Eigenschaft unterschiedlich ausgenutzt werden. Der Geldwert kann dann entweder gezielt inflationiert oder gestohlen werden, verliert von sich aus seinen Wert oder macht den Handel mit anderen generell schwieriger. Im schlimmsten Fall können auch alle guten Eigenschaften nicht erfüllt sein sodass man so schnell wie möglich diese Werte in andere Werte umtauschen sollte.

Da die Menschen von sich aus wegen den guten Eigenschaften zu härterem Geld tendieren, sind die meisten weichen Gelder von Regierungen ausgegeben, die von den Wertübertragungen durch das Geld profitieren. Wenn ein Geld von der Regierung etabliert, benutzt und kontrolliert wird, dann nennt man das Geld auch eine Währung. Gerade das aufstellen einer Steuerschuld in einer bestimmten Währung zwingt die Menschen dieses Geld auch nachzufragen um ihre Schuld bezahlen zu können.

Hier einmal eine kleine Einschätzung wie verschiedene Beispielgeldsysteme die jeweiligen Eigenschaften erfüllen. Dabei möchte ich betonen, dass jede Eigenschaft von anderen Menschen auch anders bewertet werden kann.

Eigenschaft Lebensmittel Immobilien Gold Euro Bitcoin
Langlebigkeit schlecht mittel sehr gut sehr gut sehr gut
Mobilität schlecht schlecht schlecht gut gut
Austauschbarkeit schlecht schlecht gut sehr gut sehr gut
Überprüfbarkeit mittel mittel mittel sehr gut gut
Teilbarkeit sehr gut mittel mittel gut sehr gut
Seltenheit mittel mittel sehr gut mittel sehr gut
Historie sehr gut sehr gut sehr gut mittel mittel
Zensurresistenz mittel mittel mittel schlecht sehr gut

Aus der Tabelle kann man einfach herauslesen, dass Äpfel kein gutes Geld abgeben würden. Alleine schon weil jeder Äpfel züchten könnte, diese aber schnell verfaulen und somit die in ihm gespeicherte Arbeitszeit verloren gehen würde. Immobilien halten schon länger, müssen aber auch regelmäßig instand gehalten werden. Gold wird schon seit wenigstens 6000 Jahren für Schmuck und Handel verwendet. Es ist nahezu unzerstörbar und kommt relativ selten in der Erde vor. Es ist damit regelrecht prädestiniert als ein gutes Geld zu funktionieren. Der Nachteil vom Gold ist aber, dass es nicht gut transportierbar und sehr schwer ist. Deswegen wird Gold vorwiegend in großen Tresoren gehalten und nur Virtuell oder als Papieranteil oder Vertrag verkauft.

Euros und Bitcoin gibt es erst sehr kurz in der Geschichte. Während man versucht hat den Euro relativ fälschungssicher zu machen gibt es im aktuellem Geldsystem (Fiatsystem) das intrinsische Problem, dass man durch Kredite automatisch neues Geld erzeugen kann. Somit kann das Fiatgeld unbegrenzt ausgeweitet werden während Bitcoin auf 21 Millionen Stück fest limitiert ist. Auch kann die Eurowährung politisch gesteuert werden während der Bitcoin dezentral und frei verwendbar ist.

In der Rubrik Fiat möchte ich auf die Unterschiede zwischen dem Euro oder dem Dollar und dem Bitcoin genauer eingehen und die Folgen beider Systeme ein wenig analysieren. Davor lade ich aber den Leser zu einer Rundreise der Ökonomie der Menschheit ein.



Werbung:




Werbung:
Diese Seite wurde erstellt von DasPie.
Letztes Update: 03.Oct.2024